Thiem: Die Titelmission als größtmögliche Herausforderung

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Dominic Thiem steht auch 2019 im Halbfinale von Paris – und mit ihm die drei besten Spieler der Grand-Slam-Geschichte.

Dominic Thiem hat wie schon in den vergangenen drei Jahren das Halbfinale der French Open in Paris erreicht. Der Niederösterreicher, 25, bezwang auf seinem Lieblingsplatz im Stade Roland Garros, dem Court Suzanne-Lenglen, Karen Chatschanow nach nur 1:47 Stunden Spielzeit mit 6:2, 6:4, 6:2.

Gegner im heutigen Halbfinale (zweites Spiel nach 12.50 Uhr, live in ORF eins, Eurosport) ist der Weltranglistenerste Novak Djoković, der für den 7:5-6:2-6:2-Erfolg über Alexander Zverev nur 22 Minuten länger benötigte. Djoković und Thiem waren erst vor wenigen Wochen im Madrid-Halbfinale aufeinandergetroffen, damals hatte der Serbe knapp mit 7:6, 7:6 gewonnen. Im direkten Vergleich führt Djoković mit 6:2-Siegen. Bei den French Open kommt es bereits zum dritten Duell der beiden nach 2016 (6:2, 6:1, 6:4 im Halbfinale für Djoković) und 2017 (7:6, 6:3, 6:0 im Viertelfinale für Thiem).

Österreichs Aushängeschild hatte im Viertelfinale gegen den zwei Jahre jüngeren Chatschanow spielerisch überzeugt. Der Schützling von Nicolás Massú agierte solide, schlicht souverän. Am Ende standen 29 Winnern nur zwölf unerzwungene Fehler gegenüber. „Mit so einer Statistik verlierst du nur ganz wenige Matches“, erklärte Thiem, der allerdings nicht sein bestes Tennis spielen musste, weil Chatschanow nach dem imposanten Sieg über Juan Martín del Potro eine Runde zuvor diesmal enttäuschte. 37 unerzwungene Fehler (bei 17 Winnern) machten ihm das Leben schwer, der Russe fand keine einzige Breakchance vor. Mehrmals schüttelte er ratlos den Kopf.

„Das Wichtigste war, dass ich kaum Eigenfehler und Blödheiten gemacht habe“, erklärte Thiem. Auch Massú war zufrieden: „Er hat sein Programm von Anfang an durchgezogen. Das Halbfinale ist hochverdient.“

Djoković, Federer, Nadal - und Thiem

Mit Djoković trifft Thiem nun auf jenen Mann, der seine jüngsten 26 Matches auf Grand-Slam-Ebene allesamt gewonnen hat. Die bislang letzte Niederlage auf Major-Bühne kassierte der 32-Jährige im Viertelfinale der French Open 2018 (gegen den Italiener Marco Cecchinato), im Anschluss triumphierte er in Wimbledon und bei den US Open, ehe er im Jänner auch die Australien Open ungeschlagen verließ. Djoković, meint Thiem, sei auch hier, in Paris, „sehr gut in Form, wahrscheinlich ist er sogar in der Form seines Lebens.“

Erstmals seit den Australian Open 2012 stehen mit Djoković (1), Rafael Nadal (2), Roger Federer (3) und Thiem (4) die aktuell vier bestplatzierten Spieler der Weltrangliste im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers.Der Österreicher ist der einzige Akteur aus dem Quartett ohne Grand-Slam-Erfolg, er spielt sich nun mit den drei erfolgreichsten Spielern der Geschichte (Federer 20 Titel, Nadal 17, Djoković 15) den Paris-Titel aus. „Wenn ein Turnier normal abläuft, dann musst du zwei der drei besten Spieler aller Zeiten schlagen. Das zeigt, wie unglaublich schwierig es ist, ein Grand Slam zu gewinnen. Das ist die ultimative Herausforderung“, sagt Thiem.

Gegen Djokovic sieht sich der Lichtenwörther zwar wie auch in einem eventuellen Finale gegen Nadal oder Federer als Außenseiter, aber längst nicht chancenlos. „Ich will in solchen Spielen nicht bloß eine gute Figur abgeben, ich will solche Spiele gewinnen.“

French Open: Ergebnisse

Herren-Viertelfinale: Djoković (SRB/1) – Zverev (GER/5) 7:5, 6:2, 6:2. Thiem (AUT/4) – Chatschanow (RUS/10) 6:2, 6:4, 6:2.Halbfinale (ab 12.50 Uhr, live in ORF eins, Eurosport): Nadal (ESP/2) – Federer (SUI/3), danach Thiem (AUT/4) – Djoković (SRB/1). Damen-Viertelfinale: Barty (AUS/8) – Keys (USA/14) 6:3, 7:5. Anisimowa (USA) – Halep (ROU/3) 6:2, 6:4.Halbfinale (11 Uhr, Eurosport): Barty (AUS/8) – Anisimova (USA), Konta (GBR/26) – Vondroušová (CZE).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2019)

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