Die deplatzierte Reaktion auf Novak Djokovićs Aufgabe.
New York/Wien. Die US Open in New York haben unmittelbar vor Beginn der zweiten Turnierwoche ihren Topfavoriten verloren. Novak Djoković, von den Buchmachern am höchsten gehandelt, musste sich Stan Wawrinka und seiner linken Schulter beugen: Beim Stand von 4:6, 5:7, 1:2 gab der Serbe im Achtelfinale unter Schmerzen auf. Die Probleme waren schon in den Tagen akut geworden, „mal sind die Schmerzen stärker, mal schwächer“, hatte der Titelverteidiger nach seinem Zweitrundensieg noch erklärt.
Gegen Wawrinka waren sie zu stark, Djoković musste zum sechsten Mal in seiner Karriere bei einem Grand Slam aufgeben. Der 32-Jährige aus Belgrad hofft auf ein baldiges Comeback. „Die Saison ist noch nicht vorbei. Ich habe eine Menge Punkte zu verteidigen, um die Nummer eins zu bleiben.“ Rafael Nadal könnte Djoković im Falle eines Turniersiegs bis auf 640 Punkte nahe kommen.
Verloren hatte nicht nur Djoković, sondern auch das New Yorker Publikum. Als der 16-fache Grand-Slam-Champion zum Netz schritt und seine Aufgabe erklärte, prasselten Buhrufe von den Rängen nieder. Sie wurden noch lauter, als der Vorjahressieger den Platz verließ. Djoković hob sarkastisch den Daumen. Dieser Abschied schmerzte, wohl noch mehr als seine lädierte Schulter, in der anschließenden Pressekonferenz verkniff sich der Serbe jedoch einen (angebrachten) Gegenangriff: „Ich bin es gewohnt, andere zu respektieren und ich hoffe, die Leute respektieren auch mich und meine Entscheidung.“
Djokovićs Aus dürfte die Chancen von Roger Federer erhöhen. Der Schweizer trifft im Viertelfinale auf Grigor Dimitrow, in einem möglichen Halbfinale würden Wawrinka oder Daniil Medwedew aus Russland warten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2019)