Comeback mit Fragezeichen

Kim Clijsters holt 2020 wieder aus: Aber was ist die 36-Jährige nach derart langer Pause noch zu leisten imstande?
Kim Clijsters holt 2020 wieder aus: Aber was ist die 36-Jährige nach derart langer Pause noch zu leisten imstande?(c) imago images / Belga (PHILIPPE BUISSIN)
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Die ehemals beste Spielerin der Welt, Kim Clijsters (36), kehrt 2020 nach sieben Jahren Absenz auf die Tour zurück. Sie sagt: „Das ist mein persönlicher Marathon.“ Doch wohin führt er?

Wien. Die Ankündigung, die sich am Donnerstag rasend schnell im Netz verbreitete, schlug ein wie eine Bombe. Kim Clijsters, die ehemalige Nummer eins der Welt und Gewinnerin von vier Grand-Slam-Titeln, kehrt nächste Saison mit 36 Jahren auf die WTA-Tour zurück.

Es ist ein Comeback, das aus vielerlei Hinsicht bemerkenswert erscheint. Die Belgierin hat sich keine ein- oder zweijährige Auszeit gegönnt, nein, sie blieb den Tennisplätzen dieser Welt sieben Jahre fern. Sieben Jahre, das sind im Spitzensport nicht bloß eine gefühlte Ewigkeit. Und an einer Frage gibt es kein Umhinkommen: Was kann Clijsters noch erreichen?

Zwar hält auf der Damentour immer wieder der Jugendwahn Einzug – US-Open-Siegerin Bianca Andreescu ist erst 19 –, doch tummeln sich bei näherer Betrachtung erstaunlich viele Ü-30-Spielerinnen in den Top 100 der Weltrangliste, insgesamt sind es deren 16: Serena Williams (37 Jahre, WTA 9), Angelique Kerber (31, WTA 15), Julia Görges (30, WTA 25), Su Wei-Hsieh (33, WTA 29), Shuai Zhang (30, WTA 32), Victoria Asarenka (30, WTA 42), Carla Suárez Navarro (31, WTA 44), Venus Williams (39, WTA 56), Swetlana Kusnetsowa 34, WTA 65), Lesia Tsurenko (30, WTA 68), Andrea Petković (32, WTA 77), Pauline Parmentier (33, WTA 82), Laura Siegemund (31, WTA 84), Tatjana Maria (32, WTA 86), Timea Bacsinszky (30, WTA 87), Dominika Cibulková (30, WTA 96).

Hält Clijsters Körper den Belastungen des Spitzensports stand, scheint also zumindest eine Rückkehr in die Top 100 realistisch. „Die Frage ist, ob ich wirklich in der Lage bin, das Niveau zu erreichen, das ich haben möchte“, sagt die dreifache Familienmutter.

An Motivation und Ehrgeiz dürfte es der Gewinnerin von 41 Turnieren nicht fehlen. Sie habe es vermisst, auf dem Platz zu stehen, sich mit der Konkurrenz zu messen. „Ich kann es nicht erwarten, zurück auf dem Court zu sein und zu sehen, was möglich ist, nachdem ich drei Kinder zur Welt gebracht habe“, sagt die Rückkehrerin. Mit Serena Williams und der Weißrussin Asarenka, beides wie Clijsters ehemalige Weltranglistenerste, orientiert sie sich an zwei erfolgreich spielenden Müttern. Ihre Beispiele machen der Belgierin Mut, stärken den Glauben.

Clijsters sieht die Grenze des Machbaren nicht überschritten, ihr fortgeschrittenes Alter und die lange Pause lassen sie nicht allzu stark zweifeln. „Ich habe Freunde, die wollen den New-York-Marathon laufen, bevor sie 50 sind. Ich liebe es eben immer noch, Tennis zu spielen. Ich will wieder stark sein. Das ist mein persönlicher Marathon.“

Clijsters ist eine Wiederholungstäterin. 2007 hängte sie den Schläger erstmals an den Nagel, schon zwei Jahre zuvor hatte sie angekündigt: „Ich glaube, ich werde nach der Saison 2007 aufhören. Mein Körper bereitet mir jede Menge Probleme. Ich bin erst 22, aber mein Körper fühlt sich viel älter an.“ Frei vom Risiko des Scheiterns ist das angekündigte Comeback keinesfalls. Die Französin Marion Bartoli, Wimbledon-Siegerin 2013, wollte im Frühjahr 2018 fast fünf Jahre nach ihrem Karriereende mit 34 zurückkehren – körperliche Probleme in der Vorbereitung machten dies unmöglich.

AUF EINEN BLICK

Kim Clijsters überraschte mit der Ankündigung, 2020 auf die Tennistour zurückkehren zu wollen. Die Belgierin hat sich in den vergangenen sieben Jahren, seit ihrem Rücktritt 2012, um ihre Familie gekümmert, sie hat drei Kinder im Alter von elf, sechs und zwei Jahren. Clijsters gewann in ihrer Karriere 41 Titel, darunter vier Grand Slams.

Ihr bislang letzter großer Sieg gelang ihr bei den Australian Open 2011. Bereits im August 2003 war sie gleichzeitig die Nummer eins der Welt im Einzel und Doppel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2019)

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