Das Match um die Gunst der Fans

Dominic Thiem präsentierte sich am Sonntag vor über 17.000 Fans in Genf.
Dominic Thiem präsentierte sich am Sonntag vor über 17.000 Fans in Genf.(c) APA/AFP/ROMAIN LAFABREGUE (ROMAIN LAFABREGUE)
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Dominic Thiem, 26, verlor beim Laver Cup zwar sein Einzel gegen Taylor Fritz, gewinnt aber weiter Sympathien. In Zukunft könnte der einzigartige Bewerb auch in Wien stattfinden.

Beim Laver Cup in Genf wurden die Tennis-Drehbücher am Sonntag kurzerhand neu geschrieben. Dominic Thiem hatte sich eigentlich auf einen arbeitsfreien Tag eingestellt, sich schon in seiner Rolle als Edelfan von Roger Federer, Rafael Nadal und Co. gesehen, als kurz nach 11 Uhr im Pressezentrum eine brisante Information die Runde machte und die Spielpläne neu gedruckt wurden. Rafael Nadal, der am Vorabend noch bis nach 23 Uhr über den schwarzen Hartplatz der Palexpo-Halle gerutscht war, erklärte aufgrund einer Handgelenksverletzung seinen Verzicht, sowohl für das von den Fans so herbeigesehnte Doppel mit Roger Federer als auch für das geplante Einzel. Thiem stand im Einzel als Ersatz parat – und plötzlich war Nadal dessen Edelfan, nicht umgekehrt.

Der Niederösterreicher verlor sein Spiel gegen Taylor Fritz (USA) nach Kampf mit 5:7, 7:6, 5:10, womit seine Laver-Cup-Bilanz nach zwei Siegen nicht mehr makellos war. Immer wieder suchte Thiem während des Matches den Blickkontakt mit seinen prominenten Teamkollegen, und in den Pausen schritten die „Coaches“ Nadal und Federer wiederholt zur Tat. 39 Grand-Slam-Titel geben den Worten der beiden Herren unendlich viel Gewicht, am Ende brachten aber auch diese Ratschläge nicht den erhofften Erfolg.

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Der Laver Cup in Genf taugte nicht nur als perfekt inszenierte Show der Tennis-Weltklasse, sondern war zugleich ein Gradmesser in Sachen Popularität. Wann immer Federer an diesem Wochenende die Halle betrat, löste das ein Erdbeben auf den Rängen aus. Thiem sagte: „Ich habe noch nie so etwas Lautes gehört.“

Dem Schweizer (in der Schweiz) an Beliebtheit nur um Nuancen nach steht Nadal, die beiden Allzeitgrößen sind wahre „Global Player“, sie bewegen allerorts die Massen. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich Samstagvormittag schon Menschenschlangen vor dem offiziellen Spielerhotel in der Genfer Innenstadt bildeten und Fans hofften, einen Blick auf die Superstars zu erhaschen.

Direkt hinter dem australischen Enfant terrible Nick Kyrgios – er erntete bei seinen Auftritten mit Respektabstand den drittgrößten Publikumszuspruch – pendelte sich Thiem ein, wenngleich speziell der Grieche Stefanos Tsitsipas dieser Tage viele neue Fans gewonnen haben dürfte. Österreichs Tennisstar ist kein Mann der großen Worte, er hat weder die Erfolge von Federer oder Nadal vorzuweisen noch wird er jemals so variantenreich wie Kyrgios spielen – und doch haben speziell seine French-Open-Auftritte und bemerkenswerte Duelle mit Nadal bei den Fans Eindruck hinterlassen, das war nicht zu überhören.

Laver Cup in Wien Thema

Thiem konnte dem Laver Cup auch bei seiner zweiten Teilnahme nach 2017 viel Positives abgewinnen. Er genießt den gelebten Teamgeist, den Einzelsportler so selten erfahren. „Hier picken die Spieler drei Tage aufeinander, im positiven Sinn. Sie frühstücken gemeinsam, fahren gemeinsam auf die Anlage und unterstützen sich, wo sie nur können. Das ist schon sehr speziell“, sagt Thiem-Manager Herwig Straka.

Sämtliche Sorgen, der Laver Cup könnte zu einer sportlich völlig wertlosen Exhibition verkommen, waren bereits vor der dritten Auflage verflogen. Die Spieler bestreiten ihre Matches mit der nötigen Ernsthaftigkeit, versprühen Energie und Emotionen. „Der Laver Cup“, glaubt Straka im „Presse“-Gespräch, „ist auf dem besten Weg dorthin zu kommen, wo der Ryder Cup der Golfer schon ist.“

Mit der neuen Arena in Wien, sie soll bis 2024 entstehen, wäre zukünftig auch Österreich als Schauplatz des Laver Cups vorstellbar. „Warum nicht?“, sagt Straka, „ich will das nicht ausschließen.“ Bereits für 2017 (Prag) habe es Gespräche gegeben, die Stadthalle sei aber zu klein gewesen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2019)

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