Die Iberer bestätigten am ersten Tag des Viertelfinales die Favoritenrolle und gingen 2:0 in Führung. Melzer und Haider-Maurer blieben ohne Satzgewinn.
Oropesa del mar/Wien. Seit 13 Jahren schwingt Jürgen Melzer für Österreich im Daviscup den Schläger, aber so etwas hat er nur selten erlebt. Die 2:6-, 2:6- und 4:6-Niederlage zum Auftakt des Daviscup-Viertelfinales gegen Nicolas Almagro war eine der schmerzhaftesten in seiner Karriere. Ähnlich vorgeführt wurde Melzer nur einmal in einem Länderkampf – vor zehn Jahren.
Damals bekam der 20-Jährige mit der Erfahrung von fünf Daviscup-Matches von einem rumänischen Routinier namens Andrei Pavel eine Lehrstunde erteilt und verbuchte nur einen Spielgewinn weniger als gegen Almagro. Hätte man den Titelverteidiger Spanien tatsächlich überraschen wollen, ein Sieg Melzers über die iberische Nummer zwei wäre Voraussetzung dafür gewesen.
Vor schütterer Kulisse – die 10.000 bis 12.000 Fans fassende Anlage war nur etwa halb voll – ahnte Melzer schon nach wenigen Games, dass die Herausforderung eine zu große sein könnte. Der Spanier ließ sich selten in längere Ballwechsel verstricken, bot Melzer mit guter Schlaglänge wenig Angriffsmöglichkeiten. „Es waren nur ein paar Ballwechsel dabei, die so gelaufen sind, wie ich es mir vorgestellt habe“, haderte Melzer.
Viel zu selten ergriff der Linkshänder die Initiative. Almagro bestimmte die Geschehnisse auf dem Sandplatz. Mit seiner schnellen Vorhand gab der 26-Jährige die Laufwege des Niederösterreichers vor. Erschwert wurde die Aufgabe durch den tiefen Sandboden und die damit langsamen Bedingungen. Netzangriffe Melzers blieben so eine Seltenheit. „Und von der Grundlinie bin ich nicht der bessere Spieler. Das hat man heute gesehen“, gestand die Nummer 21 der Weltrangliste.
Almagro lief zu keinem Zeitpunkt Gefahr, die spanische Anhängerschaft zu enttäuschen. Vielmehr beschäftigte er sich damit, Melzers Aggressionsbereitschaft zu erhöhen. Anfang des dritten Satzes betrieb der Österreicher Frustabbau und entledigte sich eines Schlägers. Auch mit neuem Material kam Melzer nicht die Erleuchtung. Sein simples und ernüchterndes Fazit: „Der Gegner war heute einfach besser.“
Auch Haider-Maurer vorgeführt
Nicht so gut wie sein Gegner war auch Andreas Haider-Maurer. Beim Kräftemessen mit David Ferrer wurden dem 25-jährigen Zwettler beim 1:6, 3:6, 1:6 seine spielerischen Grenzen in aller Deutlichkeit aufgezeigt. Die größte Waffe Haider-Maurers, sein Aufschlag, verfehlte im spanischen Badeort über weite Strecken ihre Wirkung. Für Ferrer entwickelte sich ein besseres Trainingsspiel. Wie chancenlos Österreich am ersten Spieltag des Viertelfinales war, belegte speziell eine bemerkenswerte Tatsache: Die Mannschaft von Kapitän Clemens Trimmel fand durch Andreas Haider-Maurer erst am Ende des zweiten Satzes Breakmöglichkeiten vor. Es sollten die einzigen bei sechs gespielten Sätzen bleiben.
Mit der 2:0-Führung Spaniens nach Tag eins tendieren Österreichs Chancen auf die Sensation schon gegen null. Trimmel hat sich im Vorfeld nie Illusionen hingegeben: „Natürlich hofft man auf ein 1:1, aber die Weltpresse hat, glaube ich, kein anderes Ergebnis erwartet.“
Für das Doppel am Samstag nominierte Trimmel den Wiener Alexander Peya und den Steirer Oliver Marach. Die Spezialisten bilden erst seit dieser Saison ein Paar – mit überschaubarem Erfolg. Auf der Habenseite steht einzig die Finalteilnahme beim Turnier in Auckland, die Saisonbilanz liest sich mit 5:7-Siegen negativ.
Dennoch darf mit einem Sieg des ÖTV-Gespanns spekuliert werden. Die spanischen Konkurrenten, Marc López und Marcel Granollers, treten auf der Tour nur sporadisch als Team auf. Melzer glaubt nicht an eine vorzeitige Entscheidung des Länderkampfes am Samstag. „Unser Doppel kann jeden Gegner schlagen. Ich bin zuversichtlich, dass mein Spiel gegen Ferrer am Sonntag nicht bedeutungslos ist.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2012)