Marcel Hirscher katapultierte sich im Slalom von Adelboden dank Traumlauf noch zum Sieg. Mario Matt, der Zweiter wurde, hält den Salzburger aber nicht für unschlagbar.
Adelboden. Im Vorjahr hat er in Adelboden beide Rennen gewonnen, den Riesentorlauf und den Slalom – und es damit ordentlich krachen lassen. Die Siegerehrung war unvergesslich, Marcel Hirscher schwebte auf einem Kran über den Schweizer Skifans. Auch heuer wäre ein Doppelsieg möglich gewesen, nach dem Missgeschick am Samstag folgte am gestrigen Sonntag der nächste Paukenschlag. Der 23-jährige Salzburger zauberte auf dem von ihm so geliebten Chuenisbärgli einen traumhaften Slalomlauf hin, katapultierte sich von Rang acht noch auf Platz eins. Hirschers Bestzeit war nicht zu knacken, auch von Mario Matt nicht. Der 33-jährige Routinier machte vor 11.500 Zuschauern aber den ÖSV-Doppelsieg in der Schweiz perfekt.
Die Karte des Siegers
Marcel Hirscher ist im Torlauf eine Klasse für sich, er feierte den dritten Sieg in Folge, den insgesamt bereits 16. Weltcuperfolg. Schon in Madonna di Campiglio war ihm ein Traumlauf gelungen, in Adelboden folgte der nächste. „Viel besser geht es nicht“, erklärte ein über beide Ohren strahlender Hirscher. In den Morgenstunden hatten sich hingegen Fehler eingeschlichen, das war für den Perfektionisten ein einziges Ärgernis. Aber wer solche Schwünge ziehen kann, dem ist offenbar kein Rückstand zu groß. Der Salzburger wirkt wie ein Bündel an Selbstvertrauen, er vertraut seinem Material, an dem er ständig tüftelt.
„Ich habe alles auf eine Karte gesetzt“, sagte Hirscher. „Beim Pokern würde man sagen: ,All in!‘“ Die Aufholjagd konnte sich sehen lassen, die Konkurrenz zerbrach an der Bestzeit. Auch der Südtiroler Manfred Mölgg, zur Halbzeit noch vorn, konnte da nicht mehr mithalten. „Aber man sieht wieder einmal, wie eng Sieg und Niederlage zusammenliegen“, relativierte der Österreicher. „Wäre ich Achter geblieben, hätten alle gesagt: Schau her, der Hirscher ist weg vom Fenster.“ Auch, weil es am Vortag statt Sieg nur Rang 16 geworden war. Aber so etwas kann den Salzburger nicht aus der Ruhe bringen. Vor allem dann nicht, wenn perfekte Pistenbedingungen wie in Adelboden herrschen.
Beeindruckend auch die Leistung von Mario Matt in beiden Durchgängen. Der 33-jährige Routinier, der bereits alle Höhen und Tiefen im Sport erlebt hat, nähert sich Marcel Hirscher auf kontinuierliche Art und Weise. In Zagreb war Matt schon Dritter, diesmal Zweiter – damit hat er auch das Ticket für die Heim-WM gelöst. In Adelboden wedelt der Pferdeliebhaber offenbar besonders gern, auf dem Chuenisbärgli hat er nun schon neun Top-7-Platzierungen zu Buche stehen. „Die Richtung stimmt“, sagt er in seiner typisch zurückhaltenden Art. Rund um die Weihnachtsfeiertage hat er die richtige Materialabstimmung gefunden, jetzt kann er wieder ganz vorn mitmischen.
Mario Matt hält Marcel Hirscher übrigens für nicht unschlagbar. „Im ersten Durchgang hat man gesehen, dass Marcel auch keine Maschine ist. Aber er hat schon so viele gute Ergebnisse gefeiert, dass er einfach locker drauflos fahren kann.“ Es wird also sicher noch spannend, weil nun auch Mario Matt keinen Qualifikationsdruck mehr hat.
Manfred Pranger wurde Siebenter, der Tiroler machte damit auch einen Schritt Richtung Schladming. „Ich wollte zwar voll attackieren, aber dann war mir ein passables Ergebnis wichtiger.“ Für Benjamin Raich und Reinfried Herbst war der Slalom bereits am Vormittag vorbei.
Ergebnisse: 1. Marcel Hirscher (AUT) 1:51,75 56,52 55,23 2. Mario Matt (AUT) +00,30 55,70 56,35 3. Manfred Mölgg (ITA) +00,62 55,65 56,72 4. Ivica Kostelić (CRO) +01,12 56,21 56,66 5. Felix Neureuther (GER) +01,16 56,11 56,80 6. Alexis Pinturault (FRA) +01,19 56,66 56,28 7. Manfred Pranger (AUT) +01,72 56,32 57,15 8. Fritz Dopfer (GER) +01,86 56,59 57,02 9. Steve Missillier (FRA) +01,92 56,63 57,04 10. David Chodounsky (USA) +02,12 57,81 56,06 11. Ted Ligety (USA) +02,44 12. Giuliano Razzoli (ITA) +02,50 13. Henrik Kristoffersen (NOR) +02,69 14. Naoki Yuasa (JPN) +03,01 15. Roberto Nani (ITA) +03,03 16. Manuel Feller (AUT) +03,05.
Slalomweltcup: 1. Marcel Hirscher (AUT) 520 2. Felix Neureuther (GER) 386 3. André Myhrer (SWE) 330 4. Alexis Pinturault (FRA) 248 5. Manfred Mölgg (ITA) 215 6. Ivica Kostelić (CRO) 195 7. Mario Matt (AUT) 187.
Gesamtweltcup: 1. Marcel Hirscher (AUT) 855 2. Aksel Lund Svindal (NOR) 729 3. Ted Ligety (USA) 676 4. Felix Neureuther (GER) 546 5. Manfred Mölgg (ITA) 427 6. Alexis Pinturault (FRA) 354.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2013)