Ski alpin: Innerhofer siegt in Wengen, ÖSV-Elite stark

Christof Innerhofer
Christof InnerhoferAP
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Nur Christof Innerhofer hat einen Doppel-Sieg der österreichischen Abfahrer verhindert: Der Klassiker in Wengen sah einen italienischen Sieger, zwei Österreicher auf dem Podest und einen neuen Speed-Weltrekord.

Das Gefühl hatte Klaus Kröll nicht getäuscht. Nachdem Christof Innerhofer nach zweieinhalb Kräfte raubenden Abfahrtsminuten abgeschwungen hatte, gab es an der couragierten Fahrt des Italieners kaum etwas auszusetzen. „Ich wusste, dass es extrem schwer werden wird, das noch zu toppen“, bemerkte Kröll noch im Startbereich.

In der Tat hatte der 28-jährige Innerhofer den nach ihm startenden Läufern auf der Lauberhorn-Strecke kaum Verbesserungspotenzial überlassen. Aggressiv in den technisch anspruchsvollen Abschnitten, unverkrampft in den Gleitpassagen. „Eine Wahnsinnsfahrt“, sparte der Super-G-Weltmeister nicht mit Eigenlob. Sein Saisonziel hat der Südtiroler mit dem Sieg in Wengen bereits erreicht. „Eine WM-Medaille oder ein Podestplatz in Wengen oder Kitzbühel“ sollte es werden. Nach seinem fünften Weltcuperfolg, dem dritten in der Abfahrt, genoss er seinen Triumph: „Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe.“

Klaus Kröll hat seine Ziele in diesem WM-Winter noch nicht erreicht. Er strebt in erster Linie nach Gold auf der Planai, doch auch zweite Plätze mit drei Zehntelsekunden Rückstand können dem Steirer ein Strahlen abringen. „Ich wollte unbedingt auf das Podest“, sagte Kröll, der sich auf einem guten Weg sieht. Die Formkurve zeigt nach oben, das Selbstvertrauen stimmt. Auch die Verteidigung des Abfahrtsweltcups scheint kein aussichtsloses Unterfangen mehr. 64 Punkte fehlen auf den Norweger Aksel Lund Svindal, den die Piste abwarf. „Jetzt muss es nur noch einen Podestplatz nach oben gehen“, schmunzelte der 32-Jährige.

Zufriedenheit vermittelte auch der Gesichtsausdruck von Hannes Reichelt. Nach einem völlig verpatzten Saisonstart und den Rängen 18, 24 und 38 wirkt der Salzburger in der Abfahrt seit seinem Sieg vor dem Jahreswechsel in Bormio wie ausgewechselt. Platz drei diente als Bestätigung. Wie allen anderen Läufern verlangte auch Reichelt die 4,415 Kilometer lange Strecke alles ab. „Das Schlimmste ist das Ziel-S. Die Beine wollen nicht mehr, der Kopf sagt aber: ,Macht weiter‘. Am schönsten ist es dann, gesund zu sein.“

161,9 km/h. Reichelt hat die Tempojagd, die in den Trainings begonnen hatte, nahtlos fortgesetzt. Als erster Läufer der Geschichte durchbrach er mit 160,3 km/h die 160-km/h-Schallmauer, sprach später von einem „geilen Gefühl“. Bewusst wahr nehme man die Geschwindigkeit während des Rennens jedoch nicht. „Ob man jetzt 150 km/h oder 160 km/h fährt, merkt man nicht. Aber die Tore kommen recht schnell daher“, grinste Reichelt, dessen Rekordmarke nicht lange Bestand hatte. Der Franzose Johan Clarey wurde kurz darauf im Haneggschuss mit 161,9 km/h „geblitzt“.

Kampf um WM-Tickets. Ein Ausrufezeichen setzte auch Romed Baumann. Der Tiroler fuhr mit Rang sechs sein bestes Saisonergebnis ein und brachte sich damit zurück in das Rennen um ein WM-Ticket. Ohnehin in dieses involviert ist Max Franz. 49 Tage nach dem schweren Sturz in Beaver Creek wurde Franz 14. „Mit meiner Fahrt und der Platzierung bin ich vollauf zufrieden.“ Am Sonntag greifen in Wengen die Slalomartisten ein (9.55 Uhr, ORF eins).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2013)

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