Missbrauchscausa: Skiverband droht mit Klage

Peter Schröcksnadel will unbedingt Klarheit in der Missbrauchscausa erlangen, notfalls auch vor Gericht.
Peter Schröcksnadel will unbedingt Klarheit in der Missbrauchscausa erlangen, notfalls auch vor Gericht.APA/BARBARA GINDL
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Nicola Werdenigg erhielt nach ihren Vorwürfen Post vom ÖSV, bis 30. November soll sie alle beteiligten Namen nennen.

Innsbruck/Wien. Die von der ehemaligen Skifahrerin Nicola Werdenigg ins Rollen gebrachte Missbrauchsdebatte erhält neuen Zündstoff. Der ÖSV reagierte auf ihre Vorwürfe, man nehme sie „sehr ernst“, sagte Präsident Peter Schröcksnadel. Er besteht aber weiterhin auf die Namensnennung, nur so könne diese Causa schonungslos aufgearbeitet und restlos geklärt, der Generalverdacht ausgeräumt werden. Ob Werdenigg recht hat, ob die Missbrauchssituation tatsächlich derart eklatant war, Trainer betroffen sind, es weitere Opfer gibt oder eben nicht. Schröcksnadel will unbedingt die Wahrheit wissen – und dann handeln.

Eingeschriebener Brief, dazu ein E-Mail (mit gleichem Inhalt): Werdenigg erhielt nach ihren wiederholten Missbrauchsvorwürfen am Freitag also Post vom Skiverband. Man respektiere ihre Situation und Aussagen, bitte sie aber, bei der Aufklärung dieser Angelegenheit mitzuhelfen. Vor allem: Sie müsse Namen nennen. Dafür wurde ihr eine Frist bis 30. November einberaumt.

Schröcksnadel hat in der „Tiroler Tageszeitung“ anklingen lassen, ein juristisches Nachspiel wegen übler Nachrede nicht mehr auszuschließen. Läuft diese Frist unbeantwortet ab, folgt ein nächster Brief. Dann aber, so ein ÖSV-Insider, vom Anwalt. Und in weiterer Folge von der Staatsanwaltschaft.

Bei der Justiz ist dieser Fall aber bereits angelangt. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat am Donnerstag ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt eingeleitet, allerdings müssten dazu vorab Fragen zu einer möglichen Verjährung (bei Vergewaltigung zehn Jahre) geklärt werden. Das Landeskriminalamt wurde dennoch mit Ermittlungen beauftragt.

Mandl wehrt sich

Vor allem der von der Abfahrtsvierten von Innsbruck 1976 in einem „ZiB 2“-Interview ins Spiel gebrachte Fall aus dem Jahr 2005 müsse „schleunigst aufgeklärt werden“, berichtet der ÖSV-Insider, weil Rennsportleiter Herbert Mandl von ihr ins Spiel gebracht worden ist. Auch ÖSV-Direktor Hans Pum musste dazu schriftlich Stellung nehmen. Mandl jedoch habe laut der 59-Jährigen in diesem Fall „Bescheid“ gewusst, er wies alle Anschuldigungen entschieden zurück.

Mandl sagte, dass es sogar an „Verleumdung“ grenze. In mehreren Interviews versuchte er seine Sicht der Dinge darzulegen, der ehemalige Skifahrer (1970er-Jahren) war von 2002 bis 2013 Cheftrainer der ÖSV-Damen. „Es gab keinen Vorfall, keine Meldung, nichts. Ich war 30 Jahre lang Trainer, 20 Jahre im Damenbereich. Den Skifahrerinnen wurde immer mit Respekt begegnet“, sagt der Leiter der Ski Austria Academy in St. Christoph am Arlberg und der Bergisel-Betriebsgesellschaft.

Der 56-Jährige erinnerte sich allerdings an einen Fall, in dem eine Liebschaft intern aufgefallen war. Eine Läuferin hatte sich in einen Spartentrainer verliebt, eine vollkommen normale, menschliche Situation. Nur, um Konflikte zu vermeiden, wurde der Betreuer „entfernt“. Zwischen Affären und Übergriffen lägen doch Welten.

Am Montag treffen sich beide Parteien: ob ein „Pro und Contra“ live auf Puls 4 mit Mandl und Werdenigg jedoch die Lösung ist?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2017)

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