Biathlon: Eine letzte Chance für den König

Ole Einar Björndalen.
Ole Einar Björndalen.(c) APA/AFP/ROBERT MICHAEL
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Olympia-Stammgast Ole Einar Björndalen droht heuer die Zuschauerrolle.

Ruhpolding. Der mit acht Goldmedaillen erfolgreichste olympische Wintersportler läuft nur noch hinterher. Ole Einar Björndalen kämpft verbissen um die Olympia-Norm. Mitleid ist das Letzte, was „Mister Biathlon“ will, Fakt aber ist: Mit fast 44 Jahren ist er nicht mehr konkurrenzfähig.

„Ich spüre einen sehr großen Druck. Ich habe gedacht, dass ich besser ins neue Jahr starten kann“, sagte der 20-fache Weltmeister am Wochenende in Oberhof. Auch hier wurde er nur 36. und 52. Im Gesamtweltcup ist er nur 40. Einzig beim Staffelsieg in Hochfilzen überzeugte er. In der Oberhof-Staffel wurde er aber gar nicht mehr aufgestellt, obwohl er laufen wollte. Zu stark ist die Konkurrenz im eigenen Team. Nicht nur der 24-jährige und derzeit überragende Johannes Thingnes Bö, der sein Sohn sein könnte, hat ihm längst den Rang abgelaufen.

Ursprünglich wollte der Rekordweltmeister und Rekord-Weltcupsieger nach der Heim-WM 2016 in Oslo seine Karriere beenden. Dort holte er mit 42 Jahren sensationell seine WM-Medaillen 41 bis 44 – neben Staffel-Gold jeweils Silber in Sprint und Verfolgung sowie Bronze im Massenstart. „Ich glaube, dass ich weiter an der Spitze dabei sein kann“, hatte er damals erklärt. Zwei Jahre später sieht es nun anders aus.

Kein Freifahrtschein für Ikonen

Denn was fast an Majestätsbeleidigung grenzen würde, könnte bald Realität werden. Björndalens siebente Olympia-Teilnahme in Serie ist fraglich. Seit 1994 war er immer dabei. Doch eine Sonderbehandlung erhält auch die Ikone nicht. „Es gibt keinen Freifahrtschein für ihn“, erklärte Norwegens Biathlonchef Per Arne Botnan.

Am Mittwoch in Ruhpolding bekommt er im Einzel (20 km, 14.15 Uhr, ORF eins, Eurosport) die wohl letzte Chance zur Qualifikation. Für die Olympia-Norm muss er zwei Mal unter die Top Zwölf oder einmal unter die Top sechs laufen. Sechs Athleten dürfen zu den Spielen, vier pro Rennen starten. Aber sechs Norweger haben mehr Weltcuppunkte als Björndalen.

Mit seiner längst qualifizierten Frau Darja Domratschewa bestritt er die Saisonvorbereitung außerhalb des Teams. Norwegens Coach Siegfried Mazet soll das gar nicht gefallen haben. Teamkollege Bö hofft dennoch, dass „König Ole“ in Pyeongchang ab 9. Februar dabei sein wird und meinte: „Olympia ohne Ole ist kein Olympia.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2018)

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