Zwischen Talsohle und neuen Höhenflügen

REUTERS
  • Drucken

Gregor Schlierenzauer hat Motivationsprobleme und Verletzungen hinter sich gelassen, beim heutigen Weltcupauftakt wagt der einstige Seriensieger einen neuen Angriff. Nur das Material bereitet noch Kopfzerbrechen.

Gregor Schlierenzauer will es nach wenig erfreulichen Jahren mit Verletzungen und mentalen Tiefs noch einmal wissen. Der einstige Seriensieger sieht sich dank endlich wieder einmal reibungsloser Vorbereitung gut für die Heim-WM-Saison gerüstet und gibt sich topmotiviert wie lang nicht. „Ich bin auf einem wirklich sehr guten Weg“, betonte der 28-jährige Weltcup-Rekordsieger vor dem Weltcupauftakt heute im polnischen Wisła (Teamspringen: 16 Uhr, live, ORF eins).
An der Fitness werde es jedenfalls nicht scheitern.

"Ich bin erstmals seit drei Jahren verletzungsfrei. Ich spüre, dass ich körperlich wieder da bin, wo ich vor meinem Kreuzbandriss war.“ Das Optimum im Saisonverlauf wäre für den Stubaier eine Medaille bei der WM in Seefeld. „Bis Februar ist noch Zeit, mein Ziel ist jetzt einmal die Konstanz, damit kommen die Sicherheit, das Vertrauen, und dann ist es eine Frage der Zeit, dass man den letzten Schritt macht“, erklärte der zwölffache WM-Medaillengewinner. Seit Dezember 2014 wartet er auf einen Einzelpodestplatz im Weltcup, Zuversicht schöpft er aus Ausreißern wie der WM-Silbernen 2015 und der Skiflugweltrekordegalisierung im März (mit Griff in den Schnee).

Nach dem Kreuzbandriss 2016, Motivationsproblemen und einer weiteren Knieverletzung im Vorjahr hat der Stubaier auch die nötige Freude wiedergefunden. „Dass ich einige Jahre ziemlich ausgebrannt war, weiß man. Diese Phasen im Leben eines Spitzensportlers gehören dazu, da bin ich durch, ich glaube, dass die Talsohle erreicht ist.“ Der Ex-Weltmeister arbeitet nach wie vor mit Mentalbetreuern und Psychologen zusammen. „Das tut mir sehr gut.“

"Wir sind auf einer Wellenlänge"

Positiv habe sich auch der neue Trainerstab um Chefcoach Andreas Felder ausgewirkt. „Wir sind auf einer Wellenlänge, haben uns sehr gut gefunden. Andi war bei jedem Sprung dabei, was mir guttut und sehr wichtig ist. Es ist eine klare Linie da“, meinte Schlierenzauer über den Nachfolger von Heinz Kuttin.

In Absprache mit Felder sei ein Sprungtechnikleitbild erarbeitet worden, an das es sich zu halten gilt. „Das ist beinharte Knochenarbeit, wie ein neuer Golfschwung.“ Erschwerend ist eine neuerliche Regeländerung dazugekommen, die im Fall von Schlierenzauer die Verwendung von deutlich kürzeren Skiern mit sich bringt. Der Tiroler spring nun die gleiche Skilänge wie vor zwölf Jahren als Weltcupneuling. Jetzt gelte es, das richtige Setup zu finden und das richtige Gefühl zu konservieren. „Aber das braucht Zeit, jeder Sprung ist dabei nützlich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.