Die zehn größten Dopingskandale Österreichs

Österreichs Langlauf und seine Dopingskandale – es ist eine schier endlose Kette von Vorfällen und Skandalen.
Österreichs Langlauf und seine Dopingskandale – es ist eine schier endlose Kette von Vorfällen und Skandalen.REUTERS
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Doping hat in Österreichs Spitzensport Tradition. Bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City geriet man erstmals international ins Zwielicht – 17 Jahre später dürfte sich der Kreis in Seefeld längst nicht geschlossen haben.

Die nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld haben ihren Dopingskandal. Österreich ist, wie so oft in der Vergangenheit, mittendrin statt nur Gastgeber. Nach den Olympischen Spielen in Salt Lake City (2002), Turin (2006) und Sotschi (2014) sind abermals Teile des rot-weiß-roten Langlaufteams involviert.

Mittwochvormittag wurden der Vorarlberger Dominik Baldauf (26) und der Steirer Max Hauke (26) unter Verdacht auf Eigenblutdoping vom Bundeskriminalamt festgenommen. Das ÖSV-Duo reiht sich damit nahtlos ein in die bereits ohnehin viel zu lange Geschichte österreichischer Dopingskandale. Ein Rückblick, von Walter Mayer bis Bernhard Kohl. (cg)

2002 Salt Lake City, Ski Nordisch

In einem von ÖSV-Langläufern genutzten Privathaus werden Geräte zur Durchführung von Bluttransfusionen gefunden. Die Langläufer Achim Walcher und Marc Mayer werden nachträglich disqualifiziert und von der FIS zwei Jahre gesperrt. ÖSV-Sportdirektor Walter Mayer, Marc Mayers Vater, schließt das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgrund der sogenannten Blutbeutel-Affäre bis 2010 von Olympia aus.

2006 Turin, Biathlon, Ski Nordisch

Italienische Carabinieri führen in den Quartieren der ÖSV-Biathleten und -Langläufer Razzien durch. Über 100 Spritzen, 30 Schachteln mit Medikamenten und diverse Apparate für Bluttests werden gefunden. Im April 2007 sperrt das IOC-Exekutivkomitee die ÖOC-Sportler Wolfgang Rottmann, Wolfgang Perner, Martin Tauber, Jürgen Pinterund Johannes Eder lebenslänglich.

Die FIS verhängt gegen Tauber,Eder und Roland Diethart jeweils zweijährige Sperren, Pinter wird für vier Jahre gesperrt. Der Biathlonverband sperrt Rottmann und Perner.Auslöser der Razzia ist Walter Mayers Anwesenheit in Italien. Später trennt sich der ÖSV von Mayer, damals noch Sportlicher Leiter für Langlauf und Berater für Biathlon.

2007 E. Lichtenegger, Leichtathletik

Hürdensprinter Elmar Lichtenegger stolpert zum zweiten Mal über eine Dopingkontrolle. Dem Kärntner wird am 22. November 2007, so wie schon im Juni 2003, die verbotene Substanz Nandrolon nachgewiesen. Er wird lebenslang gesperrt.

2008 Bernhard Kohl, Radsport

Bernhard Kohl begeistert im Sommer 2008 die Radsportwelt. Er gewinnt bei der Tour de France, der bekanntesten und wichtigsten Radrundfahrt der Welt, das Gepunktete Trikot als bester Bergfahrer, in der Gesamtwertung belegt er Platz drei. Doch keine drei Monate später kommt die Wahrheit ans Licht.

Bei Nachkontrollen wird Kohl positiv auf die Substanz EPO Cera getestet. Seine Ergebnisse bei der Tour de France 2008 werden annulliert. Im November 2008 wird Kohl von der Nada für zwei Jahre gesperrt, im Mai 2009 verkündet er seinen Rücktritt. Er wolle nicht wieder Teil eines Dopingsystems sein, sagt Kohl und gibt an, seit dem 20. Lebensjahr gedopt zu haben.

2009 Christian Hoffmann, Ski Nordisch

Langläufer Christian Hoffmann wird wegen der Anwendung einer verbotenen Methode, Stichwort Blutzentrifuge, für zwei Jahre gesperrt. Olympiagold 2002 durfte der Oberösterreicher dennoch behalten, inzwischen ist der mittlerweile 44-Jährige ÖSV-Skibergsteiger.

2010 Stephanie Graf, Leichtathletik

Die Antidopingagentur Nada sperrt Ex-Leichtathletin Stephanie Graf für zwei Jahre. Grund ist die von Graf zugegebene Blutabnahme im Wiener Plasma-Institut Humanplasma im Herbst 2003. Graf hatte stets bestritten, dass dies zu Dopingzwecken geschehen sei, und beteuert, dass das Blut nie in ihren Körper rückgeführt wurde. Ein Schlag ins Gesicht der österreichischen Leichtathletikszene.

2013 Susanne Pumper, Leichtathletik

Die Langstreckenläuferin Susanne Pumper wird als Doping-Wiederholungstäterin wegen des Erwerbs verbotener Substanzen (Epo, Dynepo) für acht Jahre gesperrt.

2014 Johannes Dürr, Ski Nordisch

Langläufer Johannes Dürr wird bei einer Trainingskontrolle in Österreich vor dem olympischen 50-km-Rennen in Sotschi EPO nachgewiesen. Er ist geständig und wird nicht nur aus dem ÖOC-Team, sondern auch aus dem ÖSV ausgeschlossen. Nach Ablauf seiner Dopingsperre wird Dürr wieder aktiv, kann aber nicht mehr an frühere Leistungen anschließen und verpasst die Qualifikation für die WM in Seefeld deutlich.

Die jüngsten Aussagen des 31-Jährigen über Dopingpraktiken im Leistungssport waren laut Staatsanwaltschaft München Auslöser für jene Ermittlungen, die zu den Razzien bei der WM in Seefeld und in Erfurt führten.

2016 Harald Wurm, Ski Nordisch

Die Österreichische Anti-Doping Rechtskommission (ÖADR) verhängt gegen Langläufer Harald Wurm eine vierjährige Sperre. Der Tiroler habe gegen diverse Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen, so habe er u. a. auch die von der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) verbotene Substanz Kobalt besessen und verwendet.

Weiters habe er „intravenöse Infusionen und/oder Injektionen von mehr als 50 ml innerhalb eines Zeitraums von sechs Stundenund intravaskuläre Manipulation von Blut oder Blutbestandteilen mit physikalischen oder chemischen Mitteln“ angewandt, hieß es laut ÖADR. Wurm ist noch bis 12. Dezember 2019 gesperrt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2019)

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