Der Perfektionist: Selbst im Abgang bleibt Marcel Hirscher unerreicht

Marcel Hirscher verkündete am Mittwochabend seinen Rücktritt.
Marcel Hirscher verkündete am Mittwochabend seinen Rücktritt.GEPA pictures
  • Drucken

Marcel Hirscher, 30, beendet auf dem Höhepunkt seine Karriere, er will nach zwölf Jahren im Skiweltcup mehr Zeit für die Familie haben. Seine Erfolgsgeschichte ist lang, sein Name eine Marke und Annabergs Bankfiliale eine Kristallwelt.

Erfolgreiche Sportler werden in Österreich gern schnell als „Helden“ gepriesen. Ob es Chauvinismus, Sympathie mit Siegern oder das bloße Begehr nach Erfolg ist? Es ist ein zweischneidiges Schwert, geführt von Medien, Fans, Politik und Schulterklopfern. Dabei kennen Film und Literatur ausnahmslos nur zwei Szenarien für Helden: Entweder sie verlassen glücklich die Szene. Oder sie müssen sterben. Österreichs Sport ist jedoch anders. Hier werden gefallene Sieger, und waren sie zuvor noch so populär, verdammt.

Aus diesem Blickwinkel ist Marcel Hirscher ein Gewinner. Sein von Red Bulls PR-Maschinerie inszenierter Abschied im Salzburger Gusswerk kam zum richtigen Augenblick. Gesteuert mit einer kurzen, aber intensiven Vorlaufzeit. Gespickt mit Gerüchten über seinen Rücktritt, parallel dazu wurde auf Social-Media-Kanälen die Hoffnung auf einen möglichen Verbleib im Skizirkus genährt. Neugierde respektive Interesse, bei manchem wohl auch Hysterie, wurden in einem für Österreich bislang unbekannten Ausmaß am Köcheln gehalten. Und das bleibt über viele Jahre unvergessen.

Happening als Schlusspunkt

Hirscher, 30, trat auf dem Höhepunkt seiner Karriere mit einer Show im Live-TV ab. Ohne jeden Makel, den Absprung verpasst zu haben wie viele seiner Vorgänger oder Gefahr zu laufen, mit bitteren Niederlagen inflationär sein Image als Perfektionist zu ramponieren. Davon ist etwa Toni Innauer, der als kritischer Beobachter des Sports und seiner Protagonisten gilt, überzeugt: „Name und Mythos wurden gewahrt, die Marke Marcel Hirscher vielleicht sogar noch aufpoliert. Wirklich große Figuren lechzen nach einem grandiosen Ende, einem Happening.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Marcel Hirscher vor seinen Weltcup-Kugeln
Anstoss

Die zwei Gesichter einer TV-Pressekonferenz

Was ÖSV und ÖFB von Marcel Hirscher übernehmen sollten? Das Streben nach Perfektion bzw. sein Showtalent.
++ ARCHIVBILD ++ SKI ALPIN: MARCEL HIRSCHER
Wintersport

Es reißt keine Lücke, es entsteht ein Krater beim ÖSV

Das alpine Leben nach Marcel Hirschers Abschied könnte für Österreich und den Skiverband (ÖSV) schmerzhaft werden, nicht nur, weil „Nachahmungstäter“ ausgeschlossen sind. Wer gewinnt jetzt die Rennen?
SKI ALPIN - OESV, Training, Herren
Wintersport

Das Geschäft mit Helm, Ski und Startnummer

Skistars wie Marcel Hirscher sind in Österreich gefragte Werbeträger. ÖSV-Sportler prägen dieses Geschäftsfeld.
Marcel Hirscher
Wintersport

Hirscher: "Jetzt packe ich den Koffer nur noch, wenn ich auf Urlaub fahre"

Marcel Hirscher machte am Mittwoch seinen Rücktritt offiziell, die Skination schaute zu. „Die Realität ist größer geworden als der Traum“, sagte der 30-Jährige und wirkte ob des Schritts vom Leistungsträger zum Ski-Pensionisten sichtlich befreit.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.