Marcel Hirscher: Erst das Gold, jetzt das Kristall

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Marcel Hirscher verließ St. Moritz mit zwei Goldmedaillen, nun fährt der Salzburger um den sechsten Gewinn im Gesamtweltcup in Serie. Mikaela Shiffrin träumt von ihrer Premiere.

St. Moritz. Die Ski-WM ist vorbei, doch von Urlaub oder Saisonende ist noch lange keine Rede. Dem Duell um Gold folgt nun im Saisonfinish das Verlangen nach Glanz und den Kristallkugeln. In diesen jeweiligen Disziplinen gibt es wohl noch unterschiedliche Gewinner, im Gesamtweltcup führt aber an zwei Stars kein Kurs mehr umhin. Alles läuft darauf hinaus, dass Marcel Hirscher zum sechsten und Mikaela Shiffrin zum ersten Mal die große Kugel gewinnen werden.

Neun Rennen stehen für das vermeintlich stärkere Geschlecht noch an. Es sind zwei Riesentorläufe, zwei Slaloms, drei Abfahrten und zwei Super-G. Nächste Station ist für die Speed-Herren Kvitfjell, kommende Woche geht es in Kranjska Gora weiter, das Weltcupfinale findet in Aspen, USA, statt.

„In der Gesamtwertung, im Slalom und Riesentorlauf führt Marcel, er hat große Chancen, diese Kugeln auch ins Ziel zu bringen“, sagt Rennsportleiter Andreas Puelacher über den Doppelweltmeister. Christian Mitter, der Steirer ist Norwegens Cheftrainer, nahm das nickend zur Kenntnis, hat jedoch etwas dagegen: „Super-G-Kugel, Abfahrts-Kugel – und der Slalom sind noch nicht vorbei. Wir müssen alles mobilisieren. Kvitfjell passt uns. Dann schauen wir, wie es weitergeht.“

Hirscher eindeutig im Vorteil

Die Rechnungen sind jedoch simpel, der Wahrscheinlichkeit nach ist Hirscher eindeutig im Vorteil. Er hat in der Gesamtwertung 432 Punkte Vorsprung auf den Norweger Henrik Kristoffersen und den Franzosen Alexis Pinturault, 600 sind es bereits auf Kjetil Jansrud (NOR). Der ÖSV-Star, 27, könnte in Kranjska Gora und damit noch vor der USA-Reise rechnerisch alles fix machen. Im Slalom liegt Hirscher 60 Zähler vor Titelverteidiger Kristoffersen; im Riesentorlauf sind es 94 auf Pinturault.

Noch komplett offen ist der Kugelkampf in der Abfahrt, Peter Fill (ITA/279) führt vor Jansrud (247), Dominik Paris (ITA/218) und Hannes Reichelt (200). „Hannes ist voll mit dabei. Wo wir nicht mehr mitspielen, ist der Super-G. Da waren die letzten Ergebnisse mit dem Sieg von Matthias Mayer in Kitzbühel gut, aber da wird die Kugel an Jansrud gehen“, sagte Puelacher. Jansrud liegt mit 329 Zählern vor Paris (192) und seinem Landsmann und Kugelverteidiger Aleksander Aamodt Kilde (189).

Puelacher wünscht sich, dass Hirscher „in Ruhe“ zum Finale nach Aspen reisen kann und andererseits Reichelt in der Abfahrt noch voll dabei ist. „Die Abfahrer trainieren in Saalbach, wir müssen aufpassen, dass kein Spannungsabfall kommt, sondern dass wir die Spannung bis zum Finale erhalten. Es geht um Weltcuppunkte, Platzierungen und vor allem um die Startliste für die nächste Saison“, sagte der Herren-Chef.

Für die Damen geht es erneut in der Schweiz um Weltcup-Punkte. In Crans Montana stehen nach der Absage von Zauchensee am Freitag bzw. Sonntag beide noch offenen Kombinationen auf dem Programm. Dazwischen wird am Samstag ein Super-G gefahren. Danach steht ein Langstreckenabenteuer auf dem Programm. Zunächst geht es zur Olympia-Generalprobe am 4./5. März in Jeongseon in Südkorea. Alle ÖSV-Startplätze werden besetzt, eventuell sogar Damen nur zum Training auf den Olympia-Pisten 2018 eingeflogen. „Wir wollen bestätigen, was in St. Moritz passiert ist“, lautet das Motto von Trainer Jürgen Kriechbaum. Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer kann sich sowohl im Wallis als auch danach in Korea beweisen.

Die Technikerinnen haben etwas Zeit, ehe es in der für die Herren rennfreien Woche zum Final-Prolog nach Squaw Valley in die USA geht. Am 10./11. März stehen in Kalifornien ein Riesentorlauf und ein Slalom an. Auch bei den Damen kann Mikaela Shiffrin schon vor dem Heimspiel in Aspen alles klarmachen. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Lara Gut hat sie 414 Punkte Vorsprung auf Sofia Goggia.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2017)

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