Stefan Kraft: Die Krönung des Goldadlers

Stefan Kraft jubelt, der Skispringer gewann in Lahti zweimal WM-Gold.
Stefan Kraft jubelt, der Skispringer gewann in Lahti zweimal WM-Gold.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Stefan Kraft tauchte mit zwei WM-Siegen in neue Sphären ein. Jetzt weiß der Salzburger, 23, „dass ich einer der besten Skispringer der Welt bin“.

Lahti. Doppelweltmeister im Skispringen, Österreichs erster Skispringer mit zwei WM-Goldenen in Einzelbewerben, fünfter in der Schanzenhistorie überhaupt – Stefan Kraft, 23, schien von den Eindrücken, vor allem aber seinen Gedanken darüber erdrückt. Die (freudige) Beklemmung löste sich bei den Feierlichkeiten im Rahmen der Nordischen WM in Lahti dennoch schnell. Der Double-Sieger strahlte, er genoss das Treiben, die Fragen. Dass seine Familie nicht dabei war, schmerzte dennoch. Den Eltern war so kurzfristig der Flug zu teuer, die Freundin habe eine wichtige Prüfung.

Nach außen hin schien ihm alles leicht von der Hand zu gehen, doch das sei nicht immer der Fall gewesen, gab Kraft dann doch offen zu. „Ich habe gewusst, dass mir die Schanzen hier taugen. Aber ich habe mir sehr schwer getan.“ Mit der zweiten Goldmedaille prolongierte der Weitenjäger auch seine Podestserie. Er war nun schon in neun Bewerben in Folge unter den ersten drei platziert. „Genial, dass das hier weitergegangen ist. Dass ich es hier zweimal so abrufen und mich zum Wettkampf hin immer steigern konnte, ist unglaublich. Wahnsinn.“

Wirkola, Aschenbach, Małysz – Kraft!

Der stets lächelnde, überaus bescheidene Stams-Schüler war stolz. Zu Recht, es war ein Kunststück. Nicht Schlierenzauer, Morgenstern, Innauer oder Vettori – sondern er, Stefan Kraft, hat Historisches geschafft und steht nun in einer Reihe mit Größen á la Björn Wirkola (Nor, 1966), Gari Napalkow (UdSSR, 1970), Hans-Georg Aschenbach (DDR, 1974) und Adam Małysz (Pol, 2003), die ebenfalls ein Double landen konnten. Kraft grinste: „Es ist schon sehr schön, dass mir etwas gelungen ist, was die anderen nicht gepackt haben.“ Morgenstern war einer der ersten Gratulanten, die Fotosammlung des Kärntners ist unendlich. Er schickte ein Bild mit Kraft, der damals elf Jahre alt war. Gewidmet: „Gratulation. Ich bin sehr stolz auf dich.“

Kraft ist einer dieser Sportler, die ihre Karriere der Ausbildung in Stams, aber auch ihrem Umfeld verdanken, das stets an ihren Erfolg geglaubt hatte. Im Skigymnasium waren Christoph Strickner, Norwegens Coach Alexander Stöckl („Er hat sehr streng sein können“) und Finnland-Trainer Andreas Mitter seine Betreuer. Unter Mitter schaffte Kraft nach dem Wechsel zum Bundesheer und in den Stützpunkt in Rif auch den Sprung in den Weltcup. Und, er vergaß auch nicht, all diese „Flugbegleiter“ zu loben, sie mit in sein Rampenlicht zu holen. So, wie es große Champions eben tun. Seine drei wichtigsten Bezugspersonen ließ der Pongauer sogar hochleben: Cheftrainer Heinz Kuttin, Alexander Diess, mit dem im Stützpunkt Rif bei Hallein viel Basisarbeit und auch Videostudium betrieben wird, und seinen Mentor und Manager Patrick Murnig.

Wer im Erfolg badet, tut aber auch sehr gut daran, noch einmal in den Rückspiegel zu blicken. Vergessen ist beinahe, dass er in Sotschi 2014 nicht dabei war. Daheimgelassen, verschmäht, zu schwach. Kraft modellierte seine Bindung neu, und seitdem läuft es interessanterweise für ihn. „Jetzt bin ich seit vier Jahren in den Top Ten. Das zeigt, dass ich einer der besten Skispringer bin.“ Ohne Zweifel, und solange keine Regeländerungen daherflattern, der Wind das Spiel verdirbt oder er den Absprung verpasst, es auch länger bleiben wird. (fin)

WM-Ergebnisse Lahti

Kombination, Team-Sprint
1. Deutschland 29:01,8 Min.
2.
Norwegen +1,0 Sek.
3. Japan 10,2 Sek.
4. Österreich (Denifl/Gruber) 10,7 Sek.




WM-Medaillenspiegel

Stand nach 18 BewerbenGSBGes.

1. Norwegen64414

2. Deutschland63211

3. Russland2305

4.Österreich2114

5. Finnland1124

6. Italien1102

7. Japan0234

8. Schweden0224

9. USA012 3



10. Frankreich001 1

Polen001 1

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2017)

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