Kombinierer Rehrl veredelt WM-Debüt mit Bronze

Franz-Josef Rehrl
Franz-Josef RehrlREUTERS
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Eric Frenzl gewann das Seefeld-Einzel und eroberte seinen sechsten WM-Titel. Der Ramsauer Franz-Josef Rehrl bescherte Österreich mit Bronze das erste Edelmetall. Der Senkrechtstarter staunt: „Das ist fast ein bisschen kitschig.“

Franz-Josef Rehrl hat es tatsächlich geschafft: der Newcomer in der Nordischen Kombination hat Österreichs erste Medaille bei der Heim-WM in Seefeld gewonnen. Der 25-Jährige aus Ramsau lief im Großschanzenbewerb zu Bronze. 64 Kilogramm leicht, jedoch 1,75 Meter groß – und seinen langen Schlittschuhschritten in der Loipe war es zu verdanken, dass er bei seinem WM-Debüt eine Medaille ergatterte hinter Weltmeister Eric Frenzel (GER) und Jan Schmid (NOR).

Fünfmal war Rehrl bereits auf dem Podest gestanden, zwei Bewerbe hatte er gewonnen. Er kann mit Ausnahmekönnern mithalten und folgt den Spuren von Größen wie Klaus Sulzenbacher, Felix Gottwald und Mario Stecher, der nun als ÖSV-Direktor neben der Loipe darüber wacht, dass seine Sparte weitere Fortschritte macht. Rehrl, der Gleitschirmfliegen liebt und Polizeischüler ist, ist der Beweis dafür, dass die Aufbauarbeit in der Kombination weiterhin gedeiht. Mit Österreichs 13. Einzel-WM-Medaille in der Kombination hat der Stams-Absolvent sein Versprechen erstmals eingelöst.

Eugen: „Hut ab!“

„Das ist fast ein bisschen kitschig“, gluckste Rehrl, „weil ich einen so schlechten Sprung (126 Meter, Anm.) hatte.“ Er war Vierter, konnte sich aber an Frenzel und Schmid festhalten. Er fühlt sich in der „Form meines Lebens“, und das Betreuerteam verpasste ihm einen tollen Langlaufski. „Die große Kunst und Herausforderung aber war, es schön laufen zu lassen.“ Trainer Christoph Eugen war „happy. Es nimmt uns den Druck, er ist beherzt gelaufen. Hut ab!“

Rehrl verlängerte damit auch eine erstaunliche Erfolgsserie der ÖSV-Kombinierer. Seit Olympia 2010 räumen sie regelmäßig Edelmetall bei Großereignissen ab.

Ärger über herrenlosen Ski

Die Nordische WM in Seefeld hat nun auch ihren ersten Schönheitsfehler. Denn der erste WM-Bewerb der Kombinierer wird wegen eines herrenlos umherfliegenden Skis in Erinnerung bleiben. Als der Este Kristian Ilves auf dem Bergisel zu Sturz kam, verlor er einen Ski. Er rutschte über den Landebereich hinweg, nahm am Gegenhang noch weiter Fahrt auf – und schoss durch das erst am Vortag nach dem Banden-Crash des Norwegers Thomas Aasen montierte Sicherheitsnetz.

Der Ski schlug nur knapp neben dem viermaligen Weltmeister Martin Schmitt auf, der für den TV-Sender Eurosport die Seefeld-WM begleitet. „Der Moderationsplatz war zum Glück frei, als der Ski einschlug. Ich stand eine Box daneben, vielleicht einen oder anderthalb Meter entfernt“, erzählte der Deutsche. Er lächelte, doch der Schock war ihm anzumerken. Dass der Bewerb danach doch fortgesetzt wurde, schlug ihm gehörig auf den Magen. „So kann man doch nicht weitermachen? Das Netz ist zu großmaschig.“

FIS und Jury konnten aber. Walter Hofer, Renndirektor des Weltverbandes, war von dem Vorfall erschüttert. Es sei nicht auszudenken, was passieren hätte können. „Es war wirklich knapp. Gegen höhere Gewalt können wird nichts machen. Aber wir werden alles tun, damit die Sicherheit gewährleistet ist.“

Schon bei der Vierschanzentournee hatte es einen ähnlichen Vorfall mit dem Kasachen Sabyrschan Muminow gegeben. Geändert wurde bis zur WM auf dem Bergisel offenbar nichts. Schmitts Zorn wollte auch nicht so schnell verrauchen. „Ich weiß nicht, ob man das überlebt hätte, wenn der Ski einen Kopf getroffen hätte. Der eigentliche Skandal, und das muss man auch so benennen, ist, dass man dann nicht reagiert und das Netz nur alibimäßig höher und lockerer gehängt hat.“ Der 41-Jährige war in Fahrt: Er attestierte dem Weltverband FIS „schlechtes Wettkampfmanagement“. Vor der Qualifikation der Skispringer wurde ein Eishockey-Netz aufgezogen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2019)

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