Je mehr Cyberangriffe es gibt, desto lauter fordern Staaten und Unternehmen das Recht zurückzuschlagen. Österreich ist keine Ausnahme. Doch die digitale Selbstjustiz hat Tücken.
Allein heuer gerieten im Westen über tausend Kraftwerke, eine Reihe prominenter Parteien im Wahlkampf und ein paar Dutzend wichtige Industriebetriebe ins Visier meist ausländischer Hacker. Große Chancen, das zu verhindern, hatten die Betroffenen – zumindest in Europa – nicht. Staaten wie Unternehmen dürfen sich hier lediglich einen digitalen Schutzwall bauen, jeder direkte Schlag gegen den Angreifer ist hingegen verboten. „Auf Dauer wird es aber nicht reichen, nur auf die beste Alarmanlage zu setzen“, sagt Hans-Wilhelm Dünn vom Cybersicherheitsrat Deutschland zur „Presse am Sonntag“. „Wir werden nicht darum herumkommen, uns zu wehren.“
Das Zauberwort heißt Hack Back, also das gezielte Zurückhacken bei Cyberkriminellen. In den USA, Russland oder China ist das Aufspüren der Angreifer und das Zerstören ihrer Infrastruktur für den Staat längst Usus. In den Vereinigten Staaten könnte ein neuer Gesetzesvorschlag sogar privaten Unternehmen erlauben, zur digitalen Selbstjustiz zu greifen. In Europa stehen Unternehmen und Staaten vergleichsweise hilflos da. Verboten ist im Grunde alles, was unter „klassisches Hacken“ fällt – so bleiben die meisten Attacken ohne Folgen für die Angreifer. In Deutschland drängt daher Innenminister de Maizière auf eine rechtliche Grundlage, damit die Bundesrepublik künftig auch zurückschlagen kann.