35 Jahre Apple Lisa: Legendärer Flop feiert Geburtstag

Nicht alles, aus der Feder von Steve Jobs wurde zum Erfolg.
Nicht alles, aus der Feder von Steve Jobs wurde zum Erfolg.AFP
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Apple hat in mehr als 40 Jahren mit dem Apple I, dem iPod und dem iPhone Tech-Geschichte geschrieben. Doch nicht alles wurde zum Megaerfolg.

Es ist die bekannte Geschichte von zwei Männern, die in der Garage einen Heimcomputer bastelten, der zum Grundstein für das heute wertvollste Unternehmen werden sollte. Steve Jobs und Steve Wozniak schrieben mit dem Apple I Geschichte. Eine mehr als 41 Jahre andauernde Geschichte, die von Erfolgen geprägt ist. Ganz ohne Fehlgriffe und Misserfolge kommt aber auch diese Geschichte nicht aus. Nach dem Apple II, der sich sehr gut verkaufte, musste ein Anschlusserfolg her. Das erwies sich jedoch als Herausforderung. 1983 präsentierte Steve Jobs, das kommerzielle Mastermind hinter Apple den angeblich nach seiner Tochter benannten Rechner Lisa. Und es sollte der größte Misserfolg in der Firmengeschichte werden.

Zunächst hatte Steve Jobs auf die Entwicklung eines Apple III gesetzt, der sich vom Vorgängermodell Apple II gar nicht so sehr unterscheiden sollte. 80 statt 40 Zeichen pro Bildschirmzeile, mehr Speicher, kleinere Verbesserungen im Detail, aber kein großer Wurf. Es zeichnete sich dann schnell ab, dass dieser mit Tastatureingaben gesteuerte Computer die PC-Revolution nicht wirklich vorantreiben konnte.

Geblendet von der "grafischen Bedienoberfläche"

(c) Apple

Der Meinungsumschwung bei Steve Jobs wurde vor allem durch mehrere Besuche 1979 im legendären kalifornischen Forschungszentrum Xerox PARC im benachbarten Palo Alto ausgelöst: "Ich war total geblendet von dem ersten Ding, das sie mir zeigten: die grafische Bedienoberfläche. Ich dachte, das ist das beste Ding, was mir je in meinem Leben unter die Augen gekommen ist", sagte Jobs 1995 in einem TV-Interview.

Im Xerox PARC hatte Jobs quasi die Erleuchtung gesehen. Nun wollte er auch bei Apple einen Computer bauen, der kinderleicht mit einer Maus zu bedienen war. Den Eintritt in das Forschungszentrum hatte sich Apple durch einen Aktiendeal erkauft: Xerox durfte noch vor dem Börsengang von Apple 100.000 Aktien des Start-up-Unternehmens für den Schnäppchenpreis von einer Mio. Dollar (817.661,49 Euro) kaufen. Den Xerox-Managern dämmerte allerdings erst zehn Jahre später, dass sie Apple das geistige Eigentum ihrer Forscher im PARC für ein Taschengeld auf dem Silbertablett serviert hatten. Eine Schadenersatzklage gegen Apple hatte dann aber vor Gericht keinen Erfolg.

Der "Maserati für Ihr Gehirn"

Apple unternahm unterdessen 1983 mit Lisa den ersten Versuch, die grafische Bedienoberfläche auf dem Massenmarkt einzuführen. In Anzeigen wurde der Rechner als "Maserati für Ihr Gehirn" beworben. "Lisa war der erste kommerziell vertriebene Computer, der über eine Maus und die für uns heute selbstverständliche Benutzeroberfläche mit Fenstern und Symbolen verfügte", sagt Andreas Stolte von Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn. "Zuvor mussten die Nutzer komplizierte Befehlszeilen eintippen, um den Computer auf Trab zu halten. So vereinfachte der nach Jobs Tochter benannte Computer die Bedienung enorm."

Apple wollte die Kunden mit sieben Büro- und Grafikprogrammen und dem damals beachtlichen Arbeitsspeicher von einem Megabyte für Lisa gewinnen. Allerdings war der Preis viel zu hoch, um die vielen Interessenten in Scharen tatsächlich zum Kauf zu bewegen. In den USA kostete der Computer knapp 10.000 Dollar (damals deutlich mehr als 200.000 Schilling). Nicht einmal 30.000 Stück wurden verkauft.

Im April 1985 zog Apple die Reißleine und stoppte die Produktion. Unverkäufliche 2.700 Exemplare wurden heimlich auf einer Müllkippe in Utah vergraben. Das Prinzip der grafischen Bedienoberfläche landete aber nicht auf dem Müll der Computer-Geschichte, sondern setzte sich auf breiter Fläche durch. Im Jänner 1984 brachte Apple dann den ersten Macintosh auf den Markt, der nicht so teuer wie Lisa war und sich nach einer schwierigen Startphase dann besser verkaufte. Im November 1985 lieferte Microsoft eine erste Version von Windows ebenfalls mit grafischer Benutzeroberfläche aus.

Die ersten kommerziellen Erfolge der Ära nach dem Apple II erlebte Steve Jobs aber nicht mehr in dem von ihm mitbegründeten Unternehmen. Im September 1985 wurde er in einem regelrechten Showdown mit dem damaligen Apple-CEO John Sculley vom Aufsichtsrat dazu gedrängt, die Firma zu verlassen. Erst im Dezember 1996 kehrte Steve Jobs dann als Retter wieder zu Apple zurück, nachdem sich das Unternehmen zuvor durch eine Serie von Fehlentscheidungen in eine Nische manövriert hatte.

(Red./APA/DPA)

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