Russland zielt auf Telegram und schießt Amazon und Google ab

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Mehr als 18 Millionen Seiten sind in Russland aktuell gesperrt. Nur weil das Land nicht in der Lage ist, das eigentliche Ziel, den Messenger-Dienst Telegram zu sperren.

Russlands Katz-und-Maus-Spiel mit dem Messenger-Dienst Telegram zieht weite Kreise. Bei dem Versuch Telegram aus dem russischen Verkehr zu ziehen, setzt die Kommunikationsaufsicht RKN das halbe Online-Land außer Gefecht. Derzeit hat die "Maus" also die Nase vorne. Zusätzlich zum Bestreben Facebook und WhatsApp zu sperren, funktionieren auch Teile von Amazons und Googles Diensten. Die russische Kommunikationsaufsicht RKN hat nach eigenen Angaben die Seiten gesperrt, weil sie von Telegram verwendet wurden.

Mehr als 18 Millionen Seiten sind aktuell gesperrt. Und das nur, weil Russland nicht in der Lage ist, Telegram zur Gänze zu sperren. Laut russischen Behörden ist der Dienst nämlich über Google und Amazon doch wieder nutzbar. Der Telegram-Gründer Alex Durow wich nämlich nach den ersten Sperren auf die Infrastruktur der Cloud-Dienste von Amazon und Google aus.

Der russischen Behörde ist es nämlich nicht gelungen, Telegram komplett zu sperren. Dafür aber wurden zahlreiche andere Dienste lahmgelegt. Google ist mit der Suche, der Mailfunktion und den Push-Benachrichtigungen am meisten betroffen. So wie auch die Chat-App Viber. Die ist zwar Russland-freundlich eingestellt, nutzt aber die Amazon-Cloud-Dienste. Auch der Lebensmitteldiskonter Diksi war ruhiggestellt, da durch die Sperre alle Kassen ausfielen und in den Volvo-Niederlassungen standen alle Systeme still.

Russland hat von China noch viel zu lernen, wenn sie ebenfalls bestimmen wollen, welche Dienst in dem Land genutzt werden. Doch wie auch in China gibt es Möglichkeiten großangelegte Sperren der Regierung zu umgehen. Vee Security bietet einen Proxy-Service gegen die Regierungssperre an. In einer Mitteilung, in dem er seinen Dienst anbietet, schreibt der Gründer Ilya Andreev: "Es ist peinlich, wie schlecht die RKN darin ist, Telegram zu blockieren. Die meisten Nutzer können das Programm weiterhin ohne Probleme verwenden."

Telegram will Russland nicht mitlesen lassen

Angefangen hat diese Vendetta gegen Online-Dienste als sich Telegram-Gründer Pawel Durow weigerte, der Regierung einen Weg zur Entschlüsselung der Nachrichten zu geben. Der russischen Regierung zufolge werde der Dienst von Terroristen verwendet und dagegen wolle man vorgehen. „Telegram wird weiterhin für Freiheit und Privatsphäre eintreten“, twitterte er und stritt sich monatelang mit dem Inlandsgeheimdienst FSB.

Durows Katz-und-Maus-Spiel mit den russischen Behörden geht derzeit auf. Telegram ist weiter nutzbar. Googles und Amazons Position in dieser Sache ist unklar. Doch nach wie vor steht im Play-Store die Telegram-App zum Download zur Verfügung - so wie auch bei Apple. Und das obwohl Russland längst die Löschung beantragt hat.

(bagre)

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