Profitgier: Facebook schützt rechtsextreme Gruppen und User

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Rechtsextreme Gruppen bescheren Facebook steigende Umsätze. Je größer sie sind, umso besser. Ein Undercover-Journalist des britischen Senders Channel 4 zeigt das Vorgehen Facebooks auf.

Große rechtsextreme Gruppen auf Facebook genießen Sonderregeln. Während kleine Auftritte nach dem fünften Fehltritt gesperrt werden, werden die eigenen Facebook-Regeln gedehnt. Das zeigt ein aktueller Bericht des britischen Senders Channel 4. Ein Journalist arbeitete verdeckt als Moderator bei Facebook.

Nach Cambridge Analytica und Facebooks verwerflichem Umgang mit Datenschutz und Privatsphäre seiner Nutzer zeigt sich, dass das Unternehmen seine eigenen Regeln wieder einmal nicht befolgt. Fünf Postings, die den Gemeinschaftsregeln widersprechen, reichen normalerweise aus, um eine Seite stillzulegen. Das sei auch laut Channel-4-Redakteur der Fall. Anders sei es aber bei großen Gruppen. Hier komme ein anderes Regelwerk zum Tragen.

Externe Prüfung als erster Schritt

Bei gemeldeten Verstößen wird eine externe Firma zur Prüfung beauftragt. Die nächste Begutachtung erfolgt intern und heißt "Shielded Review". Eingeführt wurde diese eigentlich für staatliche Auftritte und Medienseiten. Mittlerweile beschäftige man sich vielfach auch mit rechtsextremen Inhalten von entsprechenden Gruppen wie jener von "Britain First".

Hier werden Bilder überprüft wie jenes, das ein Mädchen unter Wasser gedrückt zeigt. Mit dem Untertitel: "Wenn die erste Liebe deiner Tochter ein kleiner Negerbub ist". Wieso diese Seiten trotz Verstößen online bleiben, erklärt ein Moderator damit, dass Facebook daran verdiene. Die Gruppe "Britain First" wurde erst sechs Monate, nachdem der Parteistatus aberkannt und eine Woche nachdem die Anführer wegen einer Reihe an Hassdelikten gegen Muslime schuldig gesprochen wurden, gelöscht.

Außerdem sollen Mitarbeiter wegschauen, wenn sie Nutzer sehen, die definitiv jünger als 13 Jahre alt sind. Erst wenn die Person ihr Alter nennt, soll eine Sperre vorgenommen werden. Besonders dieser Punkt könnte für Facebook ein Problem werden. In der EU und den USA ist Facebook angehalten, Kinder unter 13 Jahren von der Nutzung fernzuhalten.

Man habe "Fehler" gemacht

Facebook hat bereits auf die Vorab-Veröffentlichung des Channel-4-Beitrags reagiert und eine Gegendarstellung online gestellt; zusätzlich zu einem Transkript des Interviews mit dem zuständigen Policy-Chefs Richard Allen. Das Unternehmen räumt - erneut - Fehler ein. Einen möglichen Grund sieht man darin, dass Ausbildner noch mit zum Teil alten Unterlagen und Richtlinien ausgestattet seien.

Dass man absichtlich rechtsextreme und hetzerische Beiträge und Seiten dulde, um so die Erträge zu maximieren, weist Allen zurück. Man wolle eine "sichere Umgebung" schaffen. Der ehemalige Facebook-Investor Roger McNamee teilt diese Meinung nicht. Im Interview mit Channel 4 erklärt er, dass diese Beiträge "sehr profitabel" seien und man damit Nutzer anziehe.

>>> Bericht im Guardian

>>> Channel 4 - Ausstrahlung am 17. Juli um 20 Uhr.

(bagre)

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