Google-Chef Sundar Pichai widerspricht dem Vorwurf des Marktmissbrauchs und lässt durchblicken, dass aufgrund der hohen Strafe ein kostenpflichtiges Lizenzierungsmodell für Android durchaus im Raum steht.
Die Entscheidung der EU-Kommission Google zu zwingen, seine Apps nur noch einzeln anzubieten und nicht mehr als zwingendes Gesamtpaket, könnte weitreichende Auswirkungen auf das Android-Ökosystem haben. Für Hersteller von Android-Geräten sowie jeden einzelnen Konsumenten. Immerhin mehr als 87,7 Prozent der weltweiten Smartphone-Nutzer. Dass das Betriebssystem kostenlos angeboten wird sowie auch das gesamte Angebot an Google-Apps könnte mit dem Urteil ein Ende finden. Das deutet Google-Chef Sundar in seinem Google-Blogpost "Wir haben die Auswahl vergrößert, nicht verkleinert" an.
In dem Beitrag streicht er hervor, dass ein durchschnittlicher Android-Nutzer bis zu 50 Apps installiere und selbst entscheide, welche er davon nutze und behalte. Mittlerweile, so Pichai weiter, können vorinstallierte Anwendungen problemlos deinstalliert oder deaktiviert werden. Dass Google aber nicht länger seine eigenen Apps im Bündel anbieten soll können, bringe das Konstrukt Android zum Wackeln.
2017 wurden laut Pichai mehr als 94 Milliarden Apps auf Android-Geräten installiert. Browser wie Opera Mini und Firefox wurden mehr als 100 Millionen Mal installiert; der UC Browser sogar mehr als 500 Millionen Mal. Diese Zahlen stehen "in starkem Kontrast dazu wie Dinge in den 1990er und frühen 2000er-Jahren verwendet wurden. Vorinstallierte Anwendungen zu ändern, oder gar neue hinzuzufügen gestaltete sich damals schwierig und zeitaufwändig", erklärt der Google-Chef. Die Entscheidung der EU-Kommission ignoriere den Wandel der Technologien und den Zugang dazu.
Ein Warnschuss an Konsumenten und Hersteller
"Wenn Hersteller und Netzwerk-Anbieter nicht länger unsere Apps in deren Geräte integrieren können, bringt es das Gleichgewicht durcheinander", schreibt Pichai vorsichtig. Der Google-Chef erwähnt dabei nicht, dass ein Hersteller wie Samsung durchaus weiterhin das gesamte Google-App-Angebot vorinstallieren kann, wenn er möchte. Aufgrund des Google-Urteils ist das aber nicht länger Pflicht. Weiters schreibt er, dass aber dieses Modell auch ein Grund war, Android kostenlos anzubieten. "Bisher basierte das Android-Modell darauf, dass wir von den Herstellern keine Gebühren für unsere Technologien verlangt haben", schreibt Pichai weiter und drückt im Folgenden seine Bedenken darüber aus, dass das jetzige Urteil das durchaus ändern könne.
Pichais Schreiben kann auch als Warnschuss an Konsumenten verstanden werden. Die ständige Wiederholung, des durch die EU-Kommission ins Wanken gebrachte Gleichgewichts, könnte bedeuten, dass künftig Android lizenziert wird - ganz nach dem Modell Microsoft und Windows - ein Betriebssystem, das nach Jahrzehnten kostenlos angeboten wird.