Was vom Business-Phone übrig bleibt

Der große Wow-Faktor beim Note 9 ist ausgeblieben.
Der große Wow-Faktor beim Note 9 ist ausgeblieben.REUTERS
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Monster-Akku, neue Stiftfunktionen und ein größerer Speicher. Das Galaxy Note 9 bietet in der Tat einige konsequente Verbesserungen. Aufregend ist aber alles nicht.

Das Galaxy Note ist seit 2011 Fixbestandteil des Topmodell-Portfolios der Koreaner. Nachdem 2015 der europäische Markt das Note 5 nicht bekam, machte man sein Versäumnis wieder gut. Mit dem Galaxy Note 7. In ersten Tests war man Feuer und Flamme für das Gerät, doch als es später selbst in Flammen aufging, wurde das Modell zur Bewährungsprobe im Krisenmanagement für Samsung.

Zu kompakt verbaut, keine Luft zum Atmen und fehlerhafte Akkus führten zu dem Desaster. Auch aus diesem Grund waren die Südkoreaner vorsichtig, als es um größere, leistungsstärkere Akkus in den kommenden Topmodellen der Galaxy-S- und Note-Serie ging.

Mit dem Note 9 wird das 7er-Modell aus dem Gedächtnis gestrichen. Es soll auch aus den Köpfen der Kunden verschwinden. Bei der Aufzählung aller Geräte bei der Präsentation wurde es geflissentlich ausgelassen. Der Fokus lag ganz klar auf dem 4000-mAh-Monster. Für Intensiv-Nutzer soll das heißen, dass das Gerät ohne Mucken einen Tag durchhält. Für den Normalverbraucher kann man von mehreren Tagen unbesorgter Nutzung ausgehen. Dabei ist Samsung aber nicht der erste Hersteller mit so einer Akku-Kapazität, wie das Mate 10 von Huawei.

Von Business bleibt nicht viel. Samsung hat das Note immer als Business-Multimedia-Gerät angepriesen. Bemerkbar macht sich das beim Note durchaus beim Stift. Der S Pen wird zur Universal-Fernbedienung für Präsentationen. Dafür sorgt das verbaute Bluetooth-Modul. Der Klicker funktioniert auch in der Kamera-App. Weniger Business, dafür mehr Spaß. Ebenfalls für Unterhaltung soll die Kooperation mit den Entwicklern von Fortnite sorgen. Denn immerhin bekommen die Note-Nutzer eine eigene „Skin“ mit dem Namen Galaxy. Ansonsten hat Samsung hie und da geschliffen. Nur die Kamera wurde gar nicht überarbeitet. Hier kommt dasselbe Modell wie beim S9 zum Einsatz. Das ist nicht schlecht, denn die Bildqualität ist gut und trumpft vor allem unter schlechten Lichtbedingungen auf.

Damit die hochauflösenden Bilder nicht für Platzmangel sorgen, bietet Samsung zwei Modelle. Die 128 Gigabyte bietet sechs Gigabyte Arbeitsspeicher. Die 512 Gigabyte Version kommt sogar mit acht Gigabyte RAM auf den Markt. Über den microSD-Slot, der auch als zweiter SIM-Kartensteckplatz genutzt werden kann, kann der Speicher um weitere 512 Gigabyte erweitert werden. Für den europäischen Markt ist der hauseigene Exynos-Prozessor vorgesehen. In ersten Tests beweist das Note, dass es noch immer das ist, als was es ursprünglich gedacht war: Ein Arbeitstier, das mit multimedialen Anforderungen leichthin zurechtkommt und dabei einen großen Bildschirm bietet, auf dem das Arbeiten auch Spaß macht. Mit einer Pixeldichte von 516ppi bleiben keine Wünsche offen. Die Farben wirken echt und scharf am Display. Da sollte auch Fortnite zur zwischenzeitlichen Zerstreuung Spaß machen.

Seine Note-Nutzer wird Samsung auch mit dem Note 9 von sich überzeugen. Immerhin zählen sie auch zu den loyalsten. Ob Selfie-Fernbedienung, Fortnite und verschiedenfarbige Stifte auch tatsächlich neue Nutzer bringen wird, um die mittelmäßigen Galaxy-S9-Verkäufe zu kompensieren, wird sich ab dem 24. August zeigen. Da startet der offizielle Verkauf. Ein 1249-Euro-Smartphone sollte aber vielleicht mehr bieten können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2018)

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