5G-Netz: „Es ist genug für alle da“

Nicht nur die Geräte haben sich verändert. Auch die Mobilfunktechnologie steht vor einem Sprung.
Nicht nur die Geräte haben sich verändert. Auch die Mobilfunktechnologie steht vor einem Sprung.(c) REUTERS (Kim Kyung Hoon)
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Die RTR startet die „investitionsfreundliche“ Frequenzauktion für die neue Mobilfunkgeneration. Das Mindestgebot liegt bei 30 Mio. statt zuletzt bei über 500 Mio. Euro.

Wien. Fünf Jahre des Jammerns und Wehklagens haben ihre Wirkung nicht verfehlt: Bei der Versteigerung der ersten 5G-Frequenzen in Österreich rollt der Telekomregulator RTR den Mobilfunkanbietern den roten Teppich aus. Das Design ist simpler und transparenter, das Mindestgebot ist mit 30 Millionen Euro nur noch ein Bruchteil der Untergrenze von 526 Millionen Euro aus dem Jahr 2013, und bevor es wirklich zur Sache geht, schickt der Regulator alle Bieter in eigens gestaltete Probe-Auktionen. „Es sind genug Frequenzen für alle da“, bemüht sich RTR-Chef Johannes Gungl, die Branche zu beruhigen. Nachsatz: „Wenn es ein vernünftiges Bieterverhalten gibt.“

Zur Erinnerung: Die letzte Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen für das LTE-Netz im Jahr 2013 artete in eine Bieterschlacht aus und spülte letztlich zwei Milliarden Euro in die Kassen des Finanzministers. Für den Ausbau des Netzes blieb den großen Betreibern damit kaum Geld – zumal die versprochene Förderung („Breitbandmilliarde“) nur bedingt ausgezahlt wurde. Im Vorfeld der 5G-Auktion warnten die Anbieter lautstark vor einer Wiederholung dieses Szenarios.

Seit dem gestrigen Mittwoch ist die Katze aus dem Sack – und viele Sorgen der Mobilfunker scheinen unbegründet gewesen zu sein. Auch das zuständige Infrastrukturministerium hat dem einfacheren Auktionsdesign und dem niedrigen Mindestgebot bereits seinen Sanctus gegeben. Ab sofort können sich Interessenten melden, frühestens im Februar wird die Versteigerung über die Bühne gehen. Die Nutzungsrechte werden für etwa 20 Jahre bis Ende 2039 und in zwölf Regionen vergeben.

Wie teuer die Frequenzen tatsächlich werden, liegt freilich nicht nur am Auktionsdesign der RTR. Das 5G-Frequenzband ist für eine Vielzahl an Unternehmen interessant, bietet es doch deutlich höhere Datenübertragungsraten und geringere Latenzzeiten als der bisherige Mobilfunkstandard. Wo immer Sensoren und Geräte große Datenmengen in Echtzeit übermitteln wollen, führt an 5G künftig kein Weg vorbei. Neben den drei Branchenriesen Telekom Austria, T-Mobile und Hutchison („3“) werden daher wohl auch ein gutes Dutzend regionaler Anbieter und Energieversorger ins Rennen gehen. Ihre Chancen auf Frequenzen sollten durch die Aufgliederung in zwölf Regionen steigen.

„Maximal 40 Prozent in einer Hand“

Ein Bieterrennen ist dennoch nicht auszuschließen. Denn seit dem Zusammenschluss von T-Mobile mit dem Kabelnetzbetreiber UPC gibt es in Österreich neben der Telekom Austria noch einen zweiten wirklich großen integrierten Internetanbieter. Die beiden könnten Interesse daran haben, Hutchison die 5G-Frequenzen wegzuschnappen, um die Konkurrenz (mit wesentlich kleinerem Festnetz-Standbein) im Internetgeschäft auszubremsen. Die RTR hat diese mögliche Wettbewerbsverzerrung im Auktionsdesign bereits berücksichtigt und eine Mengengrenze von 150 Megahertz (MHz) der 390 MHz je Region für die Telekom und T-Mobile eingeführt. Sollten nach der ersten Runde Frequenzen übrig bleiben, darf die Telekom maximal auf 160 MHz aufstocken. „Mehr als 40 Prozent des Spektrums sollten nicht in einer Hand sein“, betont Johannes Gungl.

Wer sich bei der Auktion durchsetzt, erwirbt damit aber auch eine gewisse Versorgungsverpflichtung. „Wir wollen nicht, dass die Frequenzen brachliegen“, so der Regulator. Je nach zugeteilter Frequenzmenge muss ein Anbieter bis zu 1000 Standorte versorgen. Ein Drittel davon bis 2020. Das heißt allerdings nicht, dass Österreich in zwei Jahren schon zwingend die ersten 5G-Tarife sehen wird. Die Mobilfunker können sich auch dafür entscheiden, die neuen Frequenzen für die alte Technologie zu nutzen. Viel Sinn ergibt das aber nicht. Denn der Datenverbrauch wächst so rasant, dass die Anbieter gar nicht umhinkommen werden, auf den neuen Standard aufzurüsten.

Für den Ausbau der 5G-Technologie wird eine Vielzahl an kleinen Antennen aufgestellt werden müssen. Um einen „Antennenwald“ zu verhindern, lockert die RTR auch die Regeln für das Teilen von Infrastruktur zwischen den Betreibern. Es wird künftig also leichter möglich sein, Standorte oder Antennen gemeinsam zu nutzen.

Eines ist Österreich in jedem Fall gelungen. Gemessen am Vergabestart ist das Land trotz der Verschiebung auf das Frühjahr unter den 5G-Vorreitern in Europa. Nur Irland und Großbritannien haben schon 5G-Frequenzen versteigert. Deutschland und die Schweiz folgen wie Österreich 2019. „Wir wollen 5G so schnell und billig wie möglich nach Österreich bringen“, sagt Gungl. Die Einnahmen des Bundes seien in diesem Fall zweitrangig. Schließlich steht die nächste Auktion von Flächenfrequenzen schon für Anfang 2020 an. Dann werde auch das Mindestgebot „wieder höher ausfallen“. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2018)

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