Allianz gegen Canon, Nikon und Sony

Zufriedene Chefs (v. l.): Kazuto Yamaki (Sigma), Andreas Kaufmann (Leica), Junichiro Kitagawa (Panasonic).
Zufriedene Chefs (v. l.): Kazuto Yamaki (Sigma), Andreas Kaufmann (Leica), Junichiro Kitagawa (Panasonic).(c) REUTERS (WOLFGANG RATTAY)
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Auf der Photokina in Köln gaben Leica, Panasonic und Sigma eine enge Kooperation bekannt. Sie alle werden künftig Kameras und Objektive für den L-Anschluss bauen.

Qualität hat ihren Preis. Im Fall von Leica einen recht hohen. Wer sich ein Normalobjektiv für seine spiegellose Leica SL kaufen will, zahlt dafür 4800 Euro (50mm/1.4), für ein Weitwinkelzoom sind mehr als 5000 Euro fällig (16–35mm/3.5–4.5). Und die Kamera? Kostet knapp 6000 Euro.

Bei anderen Herstellern zahlt man für Objektive mit gleicher Brennweite einen Bruchteil. Noch einmal billiger wird es mit den Optiken von Drittanbietern, wie etwa Sigma. Genau diesen Weg beschreitet jetzt Leica. Das deutsche Unternehmen im Besitz des Österreichers Andreas Kaufmann gibt seinen L-Anschluss frei und hat auf der Photokina in Köln eine Allianz mit dem Kamerahersteller Panasonic und dem Objektivhersteller Sigma angekündigt.

Die L-Allianz ist für den Vollformatsektor, was der Micro-Four-Thirds-Standard vor einigen Jahren für die ersten spiegellosen Kameras mit kleinerem Sensor war. Panasonic und Sigma können nun selbst Kameras und Objektive mit diesem Anschluss herstellen und so den Preis deutlich senken.


Kameras von Sigma

Panasonic präsentierte auf der Photokina bereits erste Prototypen. Die spiegellosen Vollformatkameras Lumix S1 und S1R haben eine Auflösung von 24 bzw. 47 Megapixeln, eine In-Kamera-Bildstabilisierung und 4K-Video mit 60 Bildern pro Sekunde. Sie sollen im Frühjahr 2019 auf den Markt kommen, Preis gibt es für die beiden Kameras noch keinen. Zudem kündigt Panasonic bis zum Jahr 2020 zehn eigene L-Objektive an, Leica selbst will weitere fünf zu den bereits bestehenden sechs Objektiven vorstellen.

Sigma kann einen guten Teil seiner fast 60 Objektive, die man derzeit unter anderem mit Canon- und Nikon-Anschluss anbietet, relativ problemlos auf den L-Anschluss umrüsten. Außerdem kündigte das Unternehmen an, künftig selbst Kameras mit dem L-Anschluss bauen zu wollen. Sigma wird dabei auf die Foveon-Technik setzen, bei der der Sensor die Bildinformationen aus drei unterschiedlichen Sensorschichten bezieht, die je einer RGB-Farbe zugeordnet sind.

Mit der L-Allianz von Leica, Panasonic und Sigma haben Fotografen eine interessante Alternative zu den dominierenden Kameraherstellern Canon, Nikon und Sony. Der Durchmesser des L-Anschlusses mit 51,6 Millimeter erlaubt den Bau von qualitativ sehr hochwertigen Objektiven, gleichzeitig können sie aber wegen der geringen Distanz zwischen Optik und Kamerasensor (20 Millimeter) sehr kompakt konstruiert werden.

Als Kaufargument hat die Allianz die Qualität der Leica-Objektive, für die man sich später – oder nach einem Lottogewinn – entscheiden kann.

Die spiegellosen Systeme haben die heurige Photokina dominiert, während es bei den Spiegelreflexmodellen keine Neuigkeiten gibt. Canon und Nikon haben ihre Modelle (wie berichtet) bereits präsentiert (Canon R bzw. Nikon Z6 und Z7), Fujifilm hat neben einer neuen Mittelformatkamera (siehe oben) auch ein neues Modell mit APS-C-Sensor vorgestellt. Die X-T3 im Retrolook hat eine Auflösung von 26Megapixeln, der Autofokus deckt 100 Prozent des Sicherbilds ab, und die Kamera schafft 30 Bilder pro Sekunde – mit Schärfenachverfolgung!

Insgesamt kämpft der Kameramarkt mit sinkenden Zahlen. In Deutschland rechnet man heuer mit 2,4 Millionen verkauften Digitalkameras, 2014 waren es noch 4,5 Millionen. Der Umsatz dürfte erstmals unter die Marke von einer Milliarde Euro fallen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2018)

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