Test: Nikon versucht es ohne Spiegel

Die Z7 hat keinen Anti-Aliasing-Filter, das bringt besonders detailreiche Bilder.
Die Z7 hat keinen Anti-Aliasing-Filter, das bringt besonders detailreiche Bilder.(c) Rief
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Mit jahrelanger Verspätung steigt Nikon mit der Z7 in den Markt der spiegellosen Systemkameras ein. Hat sich das lange Warten gelohnt?

Nikon hatte es in den vergangenen Jahren nicht leicht. Die Japaner waren von den rückläufigen Verkäufen der digitalen Spiegelreflexkameras besonders stark betroffen. Just im Jubiläumsjahr 2017 (100 Jahre Nikon) musste das Unternehmen vor „außergewöhnlichen Verlusten“ warnen und sogar eine ganze, geplante Kameraserie (DL) absagen.

Die Kamera.
Die Kamera. (c) Nikon


Dass Nachrufe verfrüht waren, zeigte Nikon aber Ende 2017 mit der ausgezeichneten D850. Eine Vollformatspiegelreflexkamera, die mit einer Auflösung von 46 Megapixeln und neun Bildern pro Sekunde kameratechnisch einer eierlegenden Wollmilchsau ziemlich nahekommt. Und heuer stellte das Unternehmen bei der Photokina zwei spiegellose Vollformatkameras vor – nach einer „Schrecksekunde“ von fünf Jahren, in denen Sony mit der ausgezeichneten Alpha-Serie den Markt der spiegellosen Systemkameras mehr oder weniger als Monopol dominierte.

Wir konnten die Z7 testen, die mit 45,7 Megapixeln und maximal neun Bildern pro Sekunde mehr oder weniger eine D850 ohne Spiegel ist und gegen die Sony a7r III antritt, die der Maßstab bei spiegellosen Kameras ist (Besucher können unter anderem die Z7 am kommenden Wochenende, 24. und 25. November, auf der Photo+Adventure Messe in Wien ausprobieren). Schon wenn man die Kamera in die Hand nimmt, merkt man Nikons langjährige Erfahrung: Die Z7 ist etwas größer als die Sony und liegt daher besser in der Hand. Auch bei der Menüführung ist man der Konkurrenz voraus: Zwar hat Sony nachgebessert, trotzdem sind die Menüs noch immer ein Irrgarten.

Gute Details

Die Ähnlichkeiten von Z7 und D850 sieht man beim Rauschen: Auch die Z7 zeigt im hohen ISO-Bereich nur geringe Störungen. Bei ISO 12.800 liefert die Kamera eine annehmbare, bei ISO 6400 eine sehr gute Qualität. Alles darunter ist rauschfrei (maximal stehen ISO 25.600 bzw. erweitert 102.400 zur Verfügung).

(c) Nikon

Apropos Qualität: Da die spiegellose Nikon keinen Anti-Aliasing-Filter verwendet, sind die Bilder sehr scharf und liefern beeindruckende Details. Front- oder Backfokus gibt es dank der speziellen AF-Messmethode der Spiegellosen nicht.

Der elektronische Sucher der Nikon ist mit einer Auflösung von 3,6 Megapixeln scharf und zieht bei schnellen Bewegungen keine Schlieren. Dass er nicht automatisch das Bild darstellt, wie es abgelichtet wird – einer der großen Vorteile von spiegellosen Kameras –, ist seltsam. Will man beispielsweise sehen, wie weit die Schärfe reicht, muss man einen speziellen Abblendeknopf drücken. Die Sony passt mit der Blende sofort auch den Schärfebereich im Sucher an.

493 Phasen-Autofokus-Punkte sollen für scharfe Bilder sorgen, in der Praxis arbeitet das System auch bei schlechtem Licht noch sehr gut. Mit den original Z-Objektiven – uns standen das 24-70mm/4 und das 35mm/1.8 zur Verfügung. Bei den via Adapter angeschlossenen herkömmlichen AF-S-Objektiven tat sich der Autofokus etwas schwerer.
Nicht kopiert hat Nikon ein sehr feines Feature von Sony, nämlich den Eye-AF, bei dem die Kamera direkt auf das Auge scharf stellt. Das garantiert, dass bei großer Blendenöffnung nicht etwa die Nasenspitze scharf und das Auge unscharf ist. Dafür funktioniert der Gesichts-AF der Nikon schnell und verfolgt Motive zuverlässig.

Ist die Nikon Z7 (Gehäuse: 3699 Euro) die perfekte, spiegellose Kamera? Nein, Sony hat durch seine jahrelange Erfahrung noch einen Vorsprung. Aber alle Fotografen, die seit Jahren Nikon nutzen, haben endlich ein interessantes Angebot.

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