Galaxy Fold: Die Smartphone-Zukunft ist faltbar - und teuer

Das Galaxy Fold wurde am Mittwoch in San Francisco präsentiert
Das Galaxy Fold wurde am Mittwoch in San Francisco präsentiertimago/Kyodo News
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Samsung hat am Mittwoch sein faltbares Smartphone präsentiert. 2000 Euro soll die Innovation der Koreaner kosten. Es könnte Smartphones neu definieren - oder zum Gimmick für reiche Influencer verkommen.

Es ist lange her, dass Samsung seinen ersten Prototypen eines flexiblen Displays vorstellte. Unter dem Namen "Youm" lancierten die Koreaner 2011 auf der Consumer Electronics Show das faltbare Display in einer Glasbox. Acht Jahre später wird das Galaxy Fold Realität, Samsung präsentierte das faltbare Smartphone am Mittwochabend vor Journalisten. Anfassen durfte das Gerät aber dann doch noch niemand. Erst am Mobile World Congress in Barcelona, nächste Woche, soll es den Fachbesuchern präsentiert werden; wieder hinter Glas.

Smartphones haben ihre Design-Grenzen längst erreicht. Bei einem Rechteck mit abgerundeten Ecken haben die Hersteller mittlerweile alles an Technik hineingepackt, was möglich ist. Doch mit dieser Endlichkeit sind sich die Geräte auch immer ähnlicher geworden. Auch deshalb wirkt das Galaxy Fold erfrischend.

Es ist neu, anders, aber mit 2000 Euro auch immens teuer. Dass Samsung seine Kosten für Forschung und Entwicklung wiedersehen möchte, ist verständlich. Ob es damit zum Massengerät wird, ist aber fraglich.

Was bietet das Gerät?

Im zugeklappten Zustand hat das Galaxy Fold ein 4,6 Zoll großes Display. Es sieht aus wie ein auf der Streckbank gedehntes Smartphone. Dennoch ist es voll funktional und bietet alles, was auch ein herkömmliches Smartphone aus der Oberliga kann. Für die Leistung sorgen ein Achtkernprozessor des Typs Snapdragon 855 sowie 12 Gigabyte Arbeitsspeicher.

Wer eine Anwendung im zugeklappten Modus startet und diese dann auf dem 7,3 Zoll großen Bildschirm sehen möchte, muss das Gerät nur aufmachen. Was einfach klingt, hat Samsung (und Google) viel Arbeit gekostet. Auf einer Konferenz in San Francisco erklärten Entwickler, dass dies die größte Herausforderung Software-seitig sei. Es ist ein nettes Feature, das im Prinzip aber auch über die eingeschränkte Sicht im 4,6 Zoll Format hinwegtäuschen soll. Nutzer sind Displays jenseits der sechs Zoll mittlerweile gewöhnt. Ein Umstieg auf ein kleineres, aber doch insgesamt großes Gerät braucht gewisse Anreize. In der Demonstration auf der Bühne klappte das am Mittwoch ohne Verzögerungen, wie es aber in der Praxis aussieht, bleibt bis zum 3. Mai noch ein Geheimnis. Dann soll das Gerät offiziell in den Verkauf gehen.

"Die Zukunft entfalten"

Das Galaxy Fold im ausgefalteten Zustand im Hochformat.
Das Galaxy Fold im ausgefalteten Zustand im Hochformat.imago/UPI Photo
REUTERS

Samsung hatte schon in der Vergangenheit Klapphandys. Mit den 1990er-Geräten hat das Galaxy Fold aber nur noch wenig zu tun. Die Koreaner wollen damit nicht der Vergangenheit huldigen, sondern "die Zukunft entfalten", hieß es am Mittwochabend bei der Präsentation in London. Mehr als fünf Jahre lang soll sich diese teure Zukunft entfalten lassen. Damit das möglich ist, wurde eine Polymerschicht entwickelt, die auch bei Raketen zum Einsatz kommt. Dadurch sei es möglich, dass sich das Display ohne Falz oder gar eine Scharniere zu einem vollwertigen Tablet "entfaltet". Und weil sich die Hardware (noch) nicht biegen lässt, wurde der Akku in zwei Teile zerlegt, von denen jeder für ein Display zuständig ist.

Nahtlos soll es sich öffnen lassen, ohne Widerstand. Nur beim Schließen hört man ein leichtes Klacken, wie die "Presse" bei Samsung erfahren hat. Wobei das kleine Geräusch beim Schließen wohl eher einen psychologischen Effekt haben soll. So wie laute Staubsauger, die einen auf starke Leistung hoffen lassen.

Bei den Kameras setzt Samsung auf eine Triple-Kamera auf der Rückseite. Jede hat dabei ihre Aufgabe: 12 MP, f/1.5-2.4, 26mm (wide), 1/2.55", 1.4µm, Dual Pixel PDAF, OIS, 12 MP, f/2.4, 52mm (telephoto), 1/3.6", 1.0µm, AF, OIS, 2x optical zoom, 16 MP, f/2.2, 12mm (ultrawide). Die Frontkamera bietet eine Dualkamera, die mit zehn und acht Megapixeln auslöst.

Auch sonst lässt das Gerät nichts vermissen, was man sonst kennt. Lediglich ein microSD-Slot hat keinen Platz gefunden, aber mit einem internen Speicher von 512 Gigabyte sollte sich die Platznot in Grenzen halten. Es ist außerdem Samsungs erstes Smartphone, das keinen Klinkenstecker-Anschluss hat. Hier wird wohl erstmals ein Adapter zum Einsatz kommen.

Ein Millenial-Traum

imago/Kyodo News

Bis zu drei Apps können parallel auf dem Device im 7,3 Zoll Format bearbeitet werden. Instagram, Kamera und Facebook in Dauerschleife. Wer genau ist die Zielgruppe? Millenials, die dem nächsten großen Trend hinterher hechten und die sogenannten "Early Adopters", gerne auch als Geeks und Nerds bezeichnet. Sind es aber diese Menschen, die auch bereit sind, dermaßen viel Geld auf den Tisch zu legen? Das wird sich ab dem 3. Mai zeigen, wenn Samsung in Europa mit dem Galaxy Fold durchstarten will.

Was aber unter dem Strich vom Event am Mittwoch übrig bleibt, ist, dass Samsung gezeigt hat, in welche Richtung wir uns bewegen. Das Galaxy Fold zeigt, was in naher Zukunft ersetzt werden könnte. So wie damals das iPhone das Ende der physischen Tastatur besiegelte, könnte das Galaxy Fold das Tablet und auch den PC ersetzen. Wofür wir früher zwei Geräte brauchten, bliebe dann nur noch eines in der Tasche zurück. Und nachdem auch Huawei, Xiaomi und Royole daran arbeiten, ist das Samsung-Modell nicht das letzte, das wir sehen werden.

Disclaimer

Bis es aber leistbar wird, werden noch Jahre vergehen. Ob auch wie bei den Smartphones es notwendig sein wird, dass Apple vorzeigt wie es geht, bleibt abzuwarten. Definitiv würde es aber dem Preis gut tun.Die Reise nach London fand auf Einladung von Samsung statt. Die Berichterstattung erfolgt in redaktioneller Unabhängigkeit.

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