Huawei-Boykott und der Status quo

APA/AFP/HECTOR RETAMAL
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Beinahe jeden Tag gibt es neue Entwicklungen und Gerüchte über den verhängten US-Boykott gegen Huawei. Ein Überblick.

Huawei kämpft aktuell auf mehreren Fronten. Der US-Boykott zieht immer weitere Kreise. Angestellte von US-Firmen werden angehalten, nicht mehr mit Huawei zu sprechen. Viele Länder haben ihre Zusammenarbeit beim 5G-Ausbau beendet. Dass nun ein Huawei-Manager offiziell bestätigt, dass man sich von den amibtionierten Smartphone-Ambitionen verabschiedet hat, überrascht daher auch nicht. Die Nummer eins ist ferner denn je. Doch das ist wahrlich das geringste Problem.

Im vierten Quartal wollte man Mitbewerber Samsung endlich vom Thron stoßen. Nach zwei Jahren wollte man die Früchte dieser Arbeit sehen. Dafür haben viele Mitarbeiter Überstunden gemacht und viel Freizeit geopfert. Ein Blick auf das Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu zeigt, dass Huawei seinen Mitarbeitern viel abverlangt hat.

Die Mate-Serie wird vorgestellt werden. Ob dann die aktuellste Google-Version, Android Q, vorinstalliert sein wird, lässt sich jetzt aber noch nicht sagen. Das werden die nächsten Wochen zeigen. Google arbeite intensiv mit Huawei daran, die Version noch in der von Trump erlassenen 90-Tage-Frist unter zu bringen. Gelingt das, ist Huawei zumindest bei der Software bis Anfang 2020 abgesichert. Und dann gibt es den Alternativplan mit „Hongmeng“, dem eigenen Betriebssystem.

Indes wirbt der chinesische Hersteller für seinen in Entwicklung befindlichen eigenen App-Store. Per E-Mail habe sich Huawei an die Android-Entwickler gewandt. Das berichten XDA-Developers unter Berufung auf einen Programmierer. In dem Schreiben bewirbt Huawei die gestiegenen Verkaufszahlen und verspricht volle Unterstützung bei der Veröffentlichung neuer Apps.

Das Unternehmen ist sich schmerzlich bewusst, welche Tragweite ein gut gefüllter App-Store hat. Damit gelingt oder scheitert der Release des hauseigenen Betriebssystems, das auf Android aufbaut, aber ohne Google-Apps auskommen muss.

Für Huawei-Besitzer ändert sich nichts

Es herrscht große Unsicherheit unter den Smartphone-Besitzern. Dabei sind jene Geräte, die sich bereits im Besitz eines Nutzers befinden, sicher. Sie werden auch weiterhin die Google-Services wie gewohnt nutzen können. Außerdem werden auch weiterhin alle Sicherheits-Updates zur Verfügung gestellt werden. Auch jene Geräte, die zum Verkauf angeboten werden, sind von dem Boykott nicht betroffen. Nur jene Geräte, die noch in Entwicklung sind beziehungsweise kurz vor der Veröffentlichung (Mate 30 Pro) könnten ohne neuester Android-Version auskommen müssen. Aber auch hier werden Sicherheitsupdates für die jeweilige Version ausgespielt.

Sollte sich an der jetzigen Situation nichts ändern, wird es erst Anfang 2020 tatsächliche Auswirkungen haben. Bis dahin sollte laut Huawei das eigene Betriebssystem aber fertig sein. Lediglich der Prozessor wird noch zur Herausforderung. Fraglich ist, ob ARM auf dessen Architektur die Huawei-Prozessoren aufbauen, weiterhin die Zusammenarbeit verweigert, oder nicht.

>>> Trump zwingt Huawei in die Knie [premium]

Denn ARM ist ein britisches Unternehmen und nur indirekt von dem Boykott betroffen. Es befinden sich in Texas einige Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, weswegen aus vorauseilender Gehorsamkeit die Lizenz für weitere Prozessoren verweigert wurde. Das ist juristisch aber noch nicht ausdiskutiert. Sollte es aber zu keiner Einigung kommen, steht Huawei vor einem massiven Problem ohne kurzfristigen Ausweg.

Huawei-Shop in Wien

Auf Anfrage der „Presse“ bei Huawei wurde bestätigt, dass die Arbeiten am ersten Shop in Europa unbeirrt laufen. Die Eröffnung des Huawei-Shops ist für den Spätsommer geplant und soll nur ein paar Häuser entfernt von Apple eröffnen.

>>> XDA Developers

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