Wie Trump Huawei in den Abgrund schickt

Archivbild: Ein Huawei-Geschäft in Peking
Archivbild: Ein Huawei-Geschäft in Peking(c) REUTERS (THOMAS PETER)
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Auf politischer Ebene wird subtil gedroht. Wirtschaftlich geht dabei in rasantem Tempo ein Unternehmen zugrunde. Der Start der MateBook-Serie wurde verschoben und die Handypreise sind auf Talfahrt.

Dass US-Präsident Donald Trump Huawei als Druckmittel gegen China nutzt, zeigt, dass ausländische Unternehmen immer auf den Willen der jeweiligen Administration angewiesen sind. Huawei ist schon seit jeher nicht am US-Markt vertreten, aber sie beziehen von dort viele Komponenten zum Bau der 5G-Antennen und natürlich auch für ihre Smartphones und Laptops. Es wirkt beinahe so als wäre Trump der Fahrer auf einer Irrfahrt und Huawei darf dabei nur zusehen, wie es sich dem Abgrund nähert. Der Boykott hat nämlich erste reale Auswirkungen, denn der Verkaufsstart der MateBooks wurde auf "unbestimmte Zeit" verschoben.

Gegenüber CNBC erklärt am Mittwoch Richard Yu , der Chef der Mobilsparte, dass die Situation "unglücklich" sei, aber man könne auch keinen neuen Termin nennen, da es davon abhängig sei, wie lange Huawei auf der Blacklist sei. Die Laptop-Serie ist kein großer Geschäftszweig des Unternehmens. Erst vor ein paar Jahren hat man sich überhaupt dafür geöffnet. Die Verkaufszahlen sind im Vergleich zu Lenovo, HP und Dell gering, aber nicht zu vernachlässigen. Außerdem schürt es die Unsicherheit bei den Kunden.

Winfuture zufolge, sind die Smartphone-Verkaufszahlen von Huawei in Deutschland eingebrochen. Sie beziehen sich dabei auch eine Studie der GfK. Von vorher 26 Prozent Marktanteil im Mai, liege Huawei innerhalb weniger Wochen nur noch bei sechs Prozent. Die GfK-Zahlen sind immer mit großer Vorsicht zu genießen, da sie recht großen Schwankungen unterliegen.

Die Preise der Huawei-Geräte sind im Keller. Bis zu 50 Prozent Nachlass gibt es für Smartphones der aktuellen P30-Serie. Kaum verwunderlich, dass die Kunden aus Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens lieber zur Konkurrenz greifen. Die Kunden wissen nicht, wie es mit Huawei weitergeht. Nicht einmal Huawei weiß, wie es mit Huawei weitergehen wird, wenn dieser Boykott anhält.

Trump hat Huawei international isoliert

US-Präsident Donald Trump führt seit Monaten einen Krieg gegen den chinesischen Hersteller. Begründet auf vagen und nie bewiesenen Spionage-Vorwürfen: Hintertüren in der Software, Kill-Switches, um westliche Länder mit nur einem Knopfdruck vom Internet abzuschneiden und somit lahmzulegen. Behauptungen, die nie bewiesen werden konnten. Zwar wurden in einer Untersuchung des Quellcodes Teile gefunden, die schlecht geschrieben waren, aber das fällt bei Entwicklern unter "quick and dirty" und nicht unter absichtliche Einfallstore für Hacker.

US-Unternehmen und auch europäische Firmen haben sich von Huawei abgewandt. Ohne Partnerschaften und Lizenzverträgen mit Qualcomm, Intel, ARM kann Huawei sein Laptop- und Smartphone-Geschäft nicht weiterführen. Da hilft es auch nicht, dass Huawei seit Jahren an einem eigenen Google-unabhängigen Android-Betriebssystem arbeitet und bei Entwicklern Wahlkampf für den neuen App-Store macht.

Google kämpft an Huaweis Seite, damit die USA den Boykott wieder aufhebt. Dabei auf altruistische Motive zu setzen, wäre vermessen. Sollte Huawei Erfolg mit seinem eigenen Betriebssystem haben, könnte es Nachahmer finden. Google verliert aber auf jeden Fall den zweitgrößten Smartphone-Hersteller. Alleine im vierten Quartal 2018 soll Huawei 60,41 Millionen Geräte verkauft haben. Ein Plus von 37,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Eine Steigerung, die auch mit Sicherheit heuer möglich gewesen wäre.

Einziger Lichtblick

Facebook hat angekündigt, dass man Huawei nicht mehr vorab mit Apps versorgen wird. Was wie eine Drohung klingen soll, wurde auf sozialen Netzwerken als Kaufargument aufgenommen. Vorinstallierte Apps lassen sich in den meisten Fällen nicht völlig entfernen und verbrauchen Speicherplatz, auch wenn sie gar nicht genutzt werden. Sollte der Boykott anhalten, bekommt man bei Huawei ein Smartphone ohne WhatsApp, Facebook und Instagram. Eine nachträgliche Installation wäre dennoch weiterhin möglich.

Bumerang-Effekt

Huawei als Druckmittel zu verwenden, könnte sich als Bumerang entwickeln. Denn China steht nicht ohne Gegenargumente da. Die Seltenen Erden sind dabei nicht das einzige, das US-Firmen von den Chinesen brauchen. Auch die Produktion von US-Produkten, darunter iPhones, findet in China statt.

Apple lässt seine iPhones von Foxconn in China produzieren. Ganz in der Nähe von Huaweis Hauptquartier. Auch Google hat die Hardware-Produktion nach Fernost verlagert. Eine Verlegung der Produktion soll Foxconn zufolge möglich sein. Auch Google will die Nest-Thermostate und Server-Hardware nicht mehr in China produzieren. Eine logistische Herausforderung, die nicht binnen weniger Tage vonstatten gehen wird. Mit dem richtigen Timing könnte China den iPhone-Verkaufsstart sabotieren.

Am Ende steht der Kunde, der am Ende des Handelskriegs entweder als Sieger hervorgeht. Neue Betriebssysteme, neue Handy-Hersteller. Es könnte wieder Bewegung in dem stark aufgeteilten Markt entstehen. Oder als Verlierer, mit einem sündhaft teuren Smartphone, das im schlimmsten Fall ohne Sicherheitsupdates und Google-Funktionen dasteht. Ebenfalls möglich wäre, dass ein Unternehmen völlig in der Versenkung verschwindet und sich weiter Samsung und Apple den Markt aufteilen.

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