DJ-Gene ins Wohnzimmer verpflanzt

Der Plattenspieler SL 1500C ist auch optisch ein typisches Technics-Modell.
Der Plattenspieler SL 1500C ist auch optisch ein typisches Technics-Modell.(c) Technics
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Nachdem Technics seinen DJ-Klassiker als High-End-Plattenspieler neu erfunden hat, kommt nun mit dem SL 1500 ein erschwinglicher Ableger für anspruchsvolle Normalverbraucher.

„Technics ist zurück“, das war in den letzten Jahren des Öfteren zu hören. Zuerst im High-End-Bereich, dann in der Oberklasse. Mit dem SL 1500C ist man bei den Plattenspielern nun knapp unter der 1000-Euro-Marke angelangt. Der SL 1500C ist das Schwesternmodell des ebenfalls im Frühjahr gelaunchten SL 1210 mk7, der neuesten (und aktuell erschwinglichsten) Inkarnation des legendären Technics-DJ-Modells. Der SL 1500C ist weniger für das DJ-Pult als für das Wohnzimmer gedacht. Entsprechend wurde auf eine Geschwindigkeitsjustierung (Pitch Control) verzichtet. Geblieben ist der klassische Direktantrieb, der nicht nur kraftvolles Drehmoment, sondern mit neuer Technik auch sehr konstante Drehzahl liefert. Bei der sonstigen Ausstattung positioniert man sich zwischen Purismus und Pragmatik. Da ein Phono-Eingang heute nicht mehr vorausgesetzt werden kann, ist ein (schaltbarer) Vorverstärker an Bord, ebenso eine deaktivierbare Endabschaltung. Dieses praktische Feature tritt laut Bedienungsanleitung erst nach einiger Zeit in Aktion – im Test leider gar nicht, was wohl am etwas mitgenommenen Zustand des Testgeräts gelegen hat. Auf weitere Bequemlichkeiten wie Vollautomatik oder Spielereien wie USB und Bluetooth hat man klassenüblich verzichtet.

Optisch ist der SL 1500C auch ohne Pitch-Regler ein klassischer Technics, Sein Gewicht suggeriert Wertigkeit und Langlebigkeit, da stört es kaum, dass nur die Oberseite aus Alu, der Korpus aus Kunststoff ist. Auch wenn der Tonabnehmer – ein Ortofon 2M Red – bereits vormontiert ist, erlaubt der SL 1500C umfangreiches Tuning. Der Tonarm ist höhenverstellbar und ein Extra-Gegengewicht für schwere Tonabnehmer liegt bei. Höhenverstellbare Füße ermöglichen eine optimale Aufstellung. Auflagekraft (beim 2M ohne Zusatzgewicht) und Antiskating sind rasch eingestellt, und los geht's. Der Technics überzeugt klanglich auf Anhieb. Im Gegensatz zu günstigeren Modellen muss man nicht den viel zitierten analogen Charme in die Waagschale werfen, damit er im Vergleich mit digitaler Musik in CD-Qualität konkurrenzfähig ist. Ganz im Gegenteil: Eine bestimmte Transparenz und Luftigkeit des SL 1500C lassen die digitale Musik daneben irgendwie dumpf wirken.

Hörbare DJ-Herkunft. Wobei der 1500C seine DJ-Gene nicht ganz verleugnen kann. Er punktet – insbesondere über Hochpegelausgang – weniger mit „analoger Wärme“ als mit spritziger Dynamik. Der Bass hingegen klingt mehr nach Wohnzimmer als nach Club, in den tiefsten Lagen könnte es eventuell etwas mehr sein. Auch in der Feinauflösung scheint – auf sehr hohem Niveau – noch Luft nach oben. Beides dürfte ein Upgrade des Tonabnehmers – naheliegend wäre etwa der 200 Euro teure 2M Blue – noch verbessern. So gesehen ist bei aller Bequemlichkeit schade, dass nicht auch eine Version ohne vormontiertes System zur Auswahl steht. Über Phono-Ausgang ist das Klangbild – vor allem auch unten herum – noch etwas runder. Ein guter Phonoverstärker ist also eine weitere Upgrade-Option.

Mit dem SL 1500C hat Technics einen soliden Plattenspieler geliefert, der auf Anhieb sehr erwachsen klingt und – falls Bedarf besteht – eine hochwertige Basis für Optimierungen bietet. Einer uneingeschränkten Kaufempfehlung steht nur der Umstand entgegen, dass gerade in diesem Preissegment zahlreiche Hersteller jüngst neue Plattenspieler vorgestellt haben. Auch wenn man mit dem SL 1500C sicher nichts falsch macht, lohnt eventuell ein Vergleich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2019)

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