Apple abseits des Trampelpfads

Die Triple-Kamera erweckt Assoziationen mit einem Elektrorasierer.
Die Triple-Kamera erweckt Assoziationen mit einem Elektrorasierer.(c) APA/AFP/JOSH EDELSON (JOSH EDELSON)
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Der September steht neben der IFA ganz im Zeichen der iPhones. Mit gleich drei Modellen, einem iPad und einer Apple Watch startet der US-Konzern ins Weihnachtsgeschäft.

Am Dienstag war es wieder so weit. Apple lud ein und Journalisten folgten dem Aufruf, vor Ort oder via Livestream der Präsentation des vorweihnachtlichen Gadget-Reigens beizuwohnen. Drei neue iPhones, ein iPad mit 10,2 Zoll sowie eine neue Apple Watch. Aber auch neue Dienste wurden vorgestellt, die zeigen, dass Apple sich neu aufstellt und Hardware als Plattform zwar wichtig wird, aber Software der entscheidende Geldbringer bleibt. Und das will auch verkauft werden.

Bei der Präsentation bedient sich der US-Hersteller fantastischer Neologismen. „Liquid Retina HD Display“ oder „Super Retina XDR Display“, um nur einige wenige zu nennen. Die dahinter liegende Technologie (LCD und OLED) bleibt verborgen. Doch nur ein direkter Vergleich der Hardware macht es möglich, die Neuvorstellungen tatsächlich einzuordnen. Nominell unterliegt Apple technisch in den meisten Disziplinen den zwei Innovationstreibern aus der Android-Welt, Huawei und Samsung.

So bietet das iPhone 11 Pro Max sechs Gigabyte Arbeitsspeicher. Das Galaxy Note 10+ hingegen stolze 12 Gigabyte RAM. Beim Speicher bietet Apple aber auch eine 64-Gigabyte-Variante, wobei auf einen Micro-SD-Slot seit jeher verzichtet werden muss. Bei der Auflösung stehen 2688 x 1242 Pixel (Apple) 3040 x 1440 Pixeln gegenüber. Bei der Kamera beweist aber Apple meist, dass eine ideale Abstimmung zwischen Hardware und Software zu sehr guten Ergebnissen führen kann, und ein Megapixel-Wettlauf nicht immer zielführend ist.

Die größte Überraschung. Das Wettrüsten im Kamerabereich ist aber nun auch mit Verspätung bei Apple angekommen. Das zeigt sich in der Anzahl der Kameras auf der Rückseite. Dafür erntete das Unternehmen im Netz wie gewohnt viel Spott. Aber drei Kameras, Blitz und Sensoren unterzubringen, stellt alle vor Herausforderungen. Die Ähnlichkeiten zu Elektrorasierern sind tatsächlich vorhanden, aber werden auch dieses Mal Nutzer nicht davon abhalten, die Geräte zu kaufen. Wenn es auch nicht mehr so viele sind, wie Apple es sich wünschen würde. Im Jahresvergleich musste Apple im sonst sehr starken Weihnachtsgeschäft von 2017 auf 2018 bereits einen Rückgang von 15 Prozent hinnehmen.

Nun geht Apple angesichts der Premium-Ausrichtung einen gänzlich neuen Weg: Es bietet die Geräte im Vergleich zum Vorjahr günstiger an. Das iPhone 11 mit 6,1 Zoll und 64 Gigabyte Speicher ist bereits ab 800 Euro erhältlich. Das iPhone XR kostete vor einem Jahr zum Marktstart in der kleinsten Konfiguration noch 850 Euro. Das teuerste Gerät dieser Dreierkonstellation, das iPhone XS Max, schlug mit 1649 Euro zu Buche.
Kein Schnäppchen, wofür man schnell mal das noch nicht so alte Vorgängermodell tauscht. Kunden tauschen nur noch alle zwei bis drei Jahre ihre Geräte. Das Wettrüsten bewegt sich meist in einem granularen Bereich und der Leistungsumfang wird nur zum Teil genutzt.

Apple erfindet sich neu. Apple hat dennoch technisch nachgezogen und liefert Funktionen, die Android-Nutzer schon kennen: Triple-Kamera und Nachtmodus, zum Beispiel. Apple war das Wettrüsten nie wichtig und heuer zeigte sich einmal mehr worauf, der Fokus liegt: Inhalte. Hier waren die Kalifornier schon bei iTunes stark. Mit dem neuen Gaming-Service und dem Streaming-Dienst stehen die Chancen gut, neue Klientel zu erschließen und zur iHardware zu bewegen.

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