Huawei Mate 30: Das ist vom Topmodell der Chinesen zu erwarten

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Am 19. September wird Huawei in München das Mate 30 und dessen Ableger, insgesamt angeblich vier Geräte, vorstellen. Noch nie stand eine Smartphone-Präsentation unter einem so schlechten Stern wie die von Huawei.

Seit Mai steht der chinesische Konzern, dessen Hauptgeschäft aus Netzwerktechnologie und Smartphones besteht, auf einer schwarzen Liste in den USA. Der nationale Notstand in Sachen Mobilfunkkommunikation wurde ausgerufen von Präsident Donald Trump. Dieser arbeitet seit Monaten gegen eine Beteiligung Huaweis am 5G-Ausbau in den Staaten und europäischen Ländern. Trump wirft Huawei eine Nähe zur chinesischen Regierung vor und damit auch, dass der Konzern spioniere und absichtlich Hintertüren in ihre Software einbaue, um die westliche Welt per "Kill Switch" vom Netz zu nehmen.

Bis heute nennen US-Behörden keine konkreten Ermittlungsergebnisse. Es heißt lediglich, dass Spionage so gut wie bewiesen sei, aber man aus taktischen Gründen die Beweise nicht veröffentliche.

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Als sich Deutschland, Frankreich und Großbritannien nicht an dem Boykott beteiligen wollten, setzte Trump Huawei auf eine Liste, die allen US-Unternehmen eine Zusammenarbeit verbietet.

Bislang konnte sich Huawei im Smartphone-Bereich sehr gut über Wasser halten. Zwar brachen in Europa die Verkaufszahlen kurzfristig ein, aber in China erlebt das Unternehmen eine Welle der Solidarität. Mehr als 30 Prozent Wachstum verzeichnete das Unternehmen in den letzten Monaten in Fernost.

Das Mate 30 - das erste Bann-Opfer

In München wird Huawei am 19. September seine neuesten Smartphone der Mate-Serie vorstellen. Aber anders als die Chinesen es geplant hätten. Fix scheint, dass es das erste Huawei-Gerät ohne Google-Apps sein wird. Das bedeutet auch, dass die Android-Version nicht von Google direkt kommt. Hier greift Huawei auf die Open-Source-Version AOSP zurück. Der Nutzer wird hier nicht viel davon mitbekommen. Bei der Benutzeroberfläche setzt Huawei wie gewohnt auf die eigene EMUI-Lösung.

Für chinesische Nutzer ist der Wegfall von Google-Apps irrelevant, da diese ohne VPN und anderen Umwegen sowieso nicht verfügbar sind. Dort dominieren WeChat und SinaWeibo.

Was sie aber auf jeden Fall zu spüren bekommen, ist der Mangel an US-Apps. Alle Android-Apps (Chrome, Gmail, Fotos, Google Maps, die Smarthome-Anwendung Home und YouTube) wie auch WhatsApp, Instagram, Facebook und der PlayStore werden nicht mit an Bord sein. Auch ein Ausweichen auf den Amazon-Store ist nicht möglich, da der Online-Riese in den USA beheimatet ist.

Der Chef der mobilen Sparte von Huawei, Richard Yu, erklärte in einem Interview, dass man daran arbeite, die Apps in einem Schwung während des Einrichtens installieren zu können. Aber das ist unklar und rechtlich noch nicht abgeklärt. Es gäbe auch noch die Möglichkeit, die Apps nachinstallieren zu können. Hier scheint die Installation von APK-Dateien gemeint zu sein, womit Apps manuell installiert werden. Das könnte vielen Nutzern zu kompliziert sein. Außerdem öffnet es Schadsoftware Tür und Tor.

Mate 30 Pro - Das ist (vermutlich) drin

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Dabei hätte das Topmodell Mate 30 Pro den aktuellen Gerüchten zufolge einiges zu bieten. Zwischen 6,6 und 6,8 Zoll soll das Display groß sein. Es bietet angeblich eine Bildschirmauflösung von 2400 x 1176. Das Amoled-Display soll sich über den rechten und linken Rand hinaus erstrecken. Samsung nennt es Infinity Display, Huawei Waterfall Display. Auf ersten Bildern ist zu sehen, dass die Chinesen aber einen Schritt weiter gehen und das Display bis zur Rückseite biegen.

Time of Flight Sensor

Am oberen Bildschirmrand soll wie gewohnt mittig eine kleine Aussparung, genannt Notch, zu finden sein. Hier sollen sich die 32-Megapixel-Frontkamera sowie eine Ultraweitwinkel-Kamera befinden. Im Gespräch ist ebenfalls ein ToF-Sensor (Time of Flight). Ebenfalls mit an Bord ist die bereits im P30 implementierte 3D-Gesichtserkennung.Der Sensor dient dazu das Infrarotlicht einzufangen, das von Objekten reflektiert wird. Im Vergleich zu anderen etabilierten 3D–Technologien, die mit Hilfe von Algorithmen die Entfernung eines Objekts vom Kameraobjektiv berechnen, liefert der Time-of-Flight-(ToF)-Bildsensorchip exaktere Messungen.

Die Kamerafunktion

Schon bei der Frontkamera soll Huawei statt 24 nun auf 32 Megapixel setzen. Ähnlich geht das Aufrüsten bei den Hauptkameras auf der Rückseite weiter, die im Bullaugen-Design angeordnet sein sollen. Die Standard- und die Ultraweitwinkel-Kamera lösen demnach mit jeweils 40 Megapixel auf, die Telezoom mit acht Megapixel. Auch hier soll ein ToF-Sensor zum Einsatz kommen.

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Die Verbesserung der Video- und Fotoqualität soll beim Mate 30 im Vordergrund gestanden sein. Hier hatte Huawei beim P30 einiges an Kritik einstecken müssen. Zwar war der Zoom unschlagbar, aber bei schlechten Lichtbedingungen ließ das Huawei-Gerät nach.

Der neue Prozessor Kirin 990, der auf der IFA vorgestellt wurde, wird in dem Gerät bereits zum Einsatz kommen. Es ist wohl der letzte Prozessor, der auf der ARM-Architektur basiert und von dem Bann noch ausgenommen ist. Dieser Prozessor unterstützt bereits 5G, wobei davon auszugehen ist, dass es Geräte mit und ohne 5G-Unterstützung auf den Markt kommen werden. Mit acht Gigabyte Arbeitsspeicher und 512 Gigabyte internem Speicher ist das Mate 30 durchaus konkurrenzfähig.

Es sind einige Software-Neuerungen ebenfalls zu erwarten. Sowie ein Mate 30, eine Lite-Version sowie auch eine sehr teure Porsche-Version. Dabei bleibt aber die Frage offen, ob Huawei es riskiert in Europa ohne Google-Unterstützung aufzutreten. Wie sehen die vorgeschlagenen Vorgehensweisen von Huawei aus. Wie positioniert sich das Unternehmen unter diesen Voraussetzungen in Europa?

Am Donnerstag, den 19. September ab 14 Uhr (Ortszeit), wird Huawei wohl hoffentlich alle diese Fragen beantworten. "Die Presse" berichtet wie gewohnt live.

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