Dr. Google wird von Hälfte der Österreicher zuerst konsultiert

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49 Prozent der Österreicher suchen online Antworten zu ihren Symptomen. 53 Prozent der Ärzte reagieren darauf aber genervt auf das Google-Wissen.

Es ist kein neues Phänomen, aber trotz Warnungen von Ärzten, ziehen Jahr für Jahr immer mehr Österreicher zuerst das Internet zur Erstbehandlung heran. 49 Prozent der Österreicher haben sich schon einmal über ein Gesundheitsproblem im Internet informiert, geht aus einer aktuellen IMAS-Umfrage hervor. Den meisten haben diese Erkenntnisse nach eigenen Angaben auch weitergeholfen. Eine Mehrheit (53 Prozent) habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass Ärzte auf das selbstrecherchierte Google-Wissen der Patienten "genervt" reagieren, so das am Freitag präsentierte Ergebnis einer IMAS-Umfrage.

Dennoch meinten auch 42 Prozent, dass es heute aufgrund des Zeitmangels der Ärzte ohnehin notwendig sei, sich selbst im Internet über seine Krankheiten und Beschwerden zu informieren. 43 Prozent glauben, dass die Mediziner mittlerweile davon ausgehen, dass ihre Patienten vorher online recherchiert haben.

Insgesamt sind nach wie vor Gesundheitsexperten - Ärzte, Apotheker oder Pflegekräfte - die wichtigste Informationsquelle der Österreicher, wenn es um ihre Beschwerden geht. Ein Vergleich mit Umfragedaten aus dem Jahr 2014 zeigt deutlich, dass heute nicht nur das Internet - das damals so manchem Befragten noch gar nicht zur Verfügung stand - in puncto Medizin-Wissen vermehrt angezapft wird, sondern auch das persönliche Umfeld, also Freunde oder Verwandte.

Viele Anfragen, Vertrauen aber gering

Auch wenn die Internet-Recherche in Gesundheitsdingen an Bedeutung gewinnt, so bleibt die Mehrheit offenbar vorsichtig: Während 65 Prozent der Befragten dem Arzt und 32 Prozent ihrer Familie "sehr" vertrauen, tun das bei Websites, Onlineforen oder Social Media nur je zwei bis fünf Prozent.

Dr. Google ersetzt keinen Arztbesuch. In einer 2015 durchgeführten Studie „Dr. Praxis Internet“ wurden 41 Millionen Google-Suchanfragen aus Deutschland analysiert. Die Schilddrüsenerweiterung war demnach eine der am häufigsten durchgeführten Suchanfragen. Gefolgt von Diabetes, Hämorrhoiden und Magenschleimhautentzündung.

Cyberchondrie

Die Studie zeigte auch, dass Symptome in Google eingegeben werden und dann erst auf medizinische Ratgeber-Webseiten geklickt wird. Diese sind kaum eine Hilfe und führen in vielen Fällen zu Cyberchondrie. Durch die Suche nach Symptomen im Netz werden hypochondrische Tendenzen verstärkt.Bei dem Wort handelt es sich um eine Wortneuschöpfung (Neologismus). Es ist eine Zusammensetzung aus „Cyber“ und Hypochondrie.

Betroffene steigern durch Recherchen im Zusammenhang mit eigenen Symptomen unbegründet ihre Angst, tatsächlich erkrankt zu sein. Sie suchen im Internet zwanghaft nach Belegen für ihre Selbstdiagnose.

(bagre/APA)

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