Windows 8: Flott, solide und ungewöhnlich

Windows Flott solide ungewoehnlich
Windows Flott solide ungewoehnlich(c) Dapd (Adam Berry)
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Während im Herbst alle die Fenster eher schließen, öffnet Microsoft seines. Windows 8 ist ein Neuanfang für den Hersteller und setzt auf Touch. "Die Presse" hat es ausprobiert.

Kind müsste man sein. Dann würden einem jegliche fixe Vorstellungen und eingelernten Handgriffe, wie ein Computer zu bedienen ist, fehlen und man könnte sich unvoreingenommen dem neuen Windows8 annähern. Die „Presse“-Redaktion ist zwar schon erwachsen, hat aber in den letzten Wochen die fertige Version von Microsofts neuem Betriebssystem ausgiebig und mit möglichst offenem Geist getestet.

Microsoft macht es erfahrenen Windows-Nutzern auch nicht gerade leicht. Das vor 17 Jahren eingeführte Startmenü ist verschwunden, der Desktop ist zwar noch da, aber nur als eine der neudeutsch „Apps“ genannten Anwendungen. Diese sind nun bildschirmfüllend, was für Tablets und Laptops noch durchgeht, bei großen Monitoren im Büro aber mehr für Ärger sorgt. Weg ist die gewohnte Arbeitsweise mit zig einander überlappenden Fenstern. Bunte Kacheln, genannt „Live Tiles“, beherrschen nebeneinander das Geschehen.


Leere. Für den klassischen Windows-Desktop gibt es Millionen an Programmen. Für Windows 8 und sein neues Steuerungskonzept mit großflächigen Elementen bisher gerade ein paar tausend im noch gähnend leeren Windows Store. Das mag wenig erscheinen, allerdings nutzt man im Alltag meist den Browser, E-Mail, Kalender und das gelegentliche Spiel. Passende Apps dafür sind vorinstalliert (darunter natürlich auch der Internet Explorer, was vielleicht noch die EU-Kommission interessieren wird) und verrichten ihren Dienst tadellos. Alles reagiert flott und tut nach einer Eingewöhnungsphase das, was man erwartet.

Apropos flott.Böse Zungen behaupten, Windows 8 wäre nichts anderes als Windows 7 mit einer neuen Benutzeroberfläche. Solche Aussagen tun Microsofts Entwicklern aber Unrecht. Allein die Startzeiten widerlegen das deutlich. Binnen Sekunden nach Drücken des Einschaltknopfs ist ein Windows-8-System mit aktueller Hardware einsatzbereit. Windows 7 war schon recht flott, das neue Betriebssystem hat aber noch einen Zahn zugelegt. Und obwohl der Fokus des Microsoft-Marketings auf der neuen Benutzeroberfläche liegt, hat der Desktop auch ein paar sinnvolle Erneuerungen erhalten. So lassen sich Dateikopiervorgänge etwa besser organisieren oder geöffnete Programme im Task Manager übersichtlicher verwalten.

Trotz vieler kluger Ideen und praktischer Ansätze werden erfahrene Windows-Nutzer trotzdem eher verhalten reagieren. Der Schritt vom rein iconbasierten Windows 3.11 zum Startmenü mit Taskleiste bei Windows 95 hat auch nicht ausschließlich positive Reaktionen nach sich gezogen. Der jetzige Paradigmenwechsel geht aber noch einen Schritt weiter, denn Microsoft setzt alles darauf, dass die Zukunft dem Touchscreen gehört. Das merkt man daran, dass manche Aktionen (wie zum Beispiel das Herunterfahren oder Wechseln zwischen Anwendungen) schneller per Finger als per Maus durchgeführt werden können. Mit einem Tastaturkürzel klappt es auch gut, allerdings muss man sich einige davon merken, wenn man richtig flott damit arbeiten will.

Abschließend sei gesagt, dass Windows 8 im Test weder abstürzte noch schwere Fehler hervorrief. Das war bei neuen Microsoft-Produkten nicht immer so. Windows 8 ist ein solides System, das auf Tablets Spaß macht und auf Desktops brauchbar ist, sich dort aber nicht stark genug vom Vorgänger Windows 7 differenzieren kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2012)

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