Android-Tablets: Stotternder Großangriff auf das iPad

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AndroidTablets Stotternder Grossangriff iPad(c) REUTERS (KIM HONG-JI)
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Etliche Tablets auf Android-Basis ringen um die Gunst der Kunden. Sie leiden aber unter mehreren Problemen. Warum das iPad noch immer kaum antastbar, Android aber dennoch der größte Rivale ist.

Seit mehr als einem Jahr versuchen Hersteller von Android-Tablets, Apples Platzhirsch iPad von seinem Thron zu verstoßen. Der Großangriff mit inzwischen rund 100 Modellen auf Basis von Googles Betriebssystem kommt aber nicht so richtig ins Rollen. Namhafte Hersteller wie Samsung, Asus oder Toshiba werfen ein Android-Tablet nach dem anderen auf den Markt. Dennoch konnte Apple von seinem iPad allein im vergangenen Geschäftsquartal mehr als 15 Millionen Stück absetzen. Zahlen, von denen die anderen Hersteller bisher nur träumen können.

Wiedererkennungswert fehlt

Doch wo liegt das Problem? Die Android-Geräte bieten schöne Hardware (wie etwa das Toshiba AT200) und satte Leistung (wie das Huawei Mediapad 10 FHD mit Vierkern-Prozessor und 1920 x 1200 Bildpunkten). Es scheint aber auf den ersten Blick oft so, als ob sich die unterschiedlichen Modelle der Hersteller nur gering von einander unterscheiden. Apples ikonenhaftes Logo auf der Rückseite sticht aus der Masse der Tablets, die nur mit einem Firmenschriftzug versehen sind, klar hervor. Den Android-Herstellern wird oft vorgeworfen, das Design des iPad zu kopieren - insbesondere Samsung wurde deshalb von Apple mehrfach vor Gericht gezerrt. Allerdings ist es sehr schwer, ein kompaktes Touchscreen-Gerät zu produzieren, das nicht einen Bildschirm und einen Rahmen rundherum besitzt. Versuche, von diesem Konzept abzuweichen, etwa Sonys Table P mit einem zweigeteilten, klappbaren Display, entpuppten sich bisher als Fehlschläge.

Modellflut kontraproduktiv

Ein Problem ist auch, dass die Hersteller den Kunden mit einer Flug an Tablets verwirren. Samsung allein hat innerhalb von 18 Monaten neun verschiedene Modelle vorgestellt (gereiht nach Displaygröße und Erscheinungsdatum):

  • Galaxy Tab
  • Galaxy Tab 7.0 Plus
  • Galaxy Tab 2
  • Galaxy Tab 7.7
  • Galaxy Tab 8.9
  • Galaxy Tab 10.1
  • Galaxy Tab 10.1v
  • Galaxy Tab 10.1 N
  • Galaxy Note 10.1

Asus bietet mit seiner "Eee Pad" getauften Android-Reihe inzwischen auch mehrere unterschiedliche Geräte an. Acer wiederum nennt seiner Tablets Iconia Tab, wobei dahinter ein A für Android oder ein W für Windows folgt, und dann gibt es wiederum Unterkategorien. Apple hat erkannt, dass den meisten Kunden diese ganzen Differenzierungen eher egal sind und setzt auf eine starke Marke. Wer ein iPad will, muss sich nur für die Größe des internen Speichers entschieden.

Immer noch zu teuer

Ein großes Problem der Android-Tablets ist ihr Preis. Sie orientieren sich dabei stark an Apple. Allerdings zeigt die Geschichte, dass spätere Marktteilnehmer kaum Erfolg haben, wenn sie versuchen, preislich mit dem Innovator auf Augenhöhe zu spielen. Wenn Android-Tablets das iPad wirklich von seinem Thron stoßen wollen, müssen sie billiger werden. Der Fall (im doppelten Wortsinn) des HP TouchPad hat gezeigt, dass Kunden eine günstigere Alternative zum iPad herbeisehnen. Das TouchPad blieb ein Ladenhüter, bis HP sein Ende bekannt gab und die Restbestände für 99 US-Dollar verkaufte. Schneller war wohl noch kein Gerät des Herstellers ausverkauft. Für 400 Euro oder mehr werden Samsung und Co. ihre Tablets schon noch weiterhin anbringen, allerdings weit nicht in den Mengen, die Apple gefährlich werden könnten.

Android-Entwicklung gespalten

Die Hardware und der Preis sind aber nur ein Teil des Problems. Der andere Teil ist auch Google als Lieferant des Android-Betriebssystems. Der Hersteller präsentierte Ende Februar 2011 erstmals ein Tablet-Betriebssystem, ein Jahr nachdem Apple das iPad vorgestellt hatte. Man merkte auch, dass Google hier flott arbeiten musste. Denn Android 3.0 "Honeycomb" war eine separate Entwicklung vom bisherigen Smartphone-System, wirkte zwar durchdacht, aber etwas überstürzt und besaß deshalb noch einige Macken. Erst Android 4.0 "Ice Cream Sandwich", im Oktober 2011 erstmals vorgestellt, brachte die lange erwartete Vereinigung beider Entwicklungsstränge.

Hersteller verzögern Updates

Nun kommt aber ein weiteres Problem des Android-Ökosystems zum tragen. Die Hersteller passen die Software meist noch an und legen eigene Funktionen und Design-Schemata darüber. Das verzögert den Update-Prozess, wenn neue Versionen erscheinen. Google versucht inzwischen, dem mit neuen Vorgaben entgegenzusteuern. Allzu viel Erfolg hatte der Webkonzern damit aber noch nicht. Und heuer soll bereits Android 5.0 "Jelly Bean" erscheinen. Es stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, vorher die Android-Landschaft auf eine einheitliche Codebasis zu stellen. "Ice Cream Sandwich" fristet derzeit mit einem Anteil von weniger als zwei Prozent ein absolutes Nischendasein.

Trotz Macken: Beste Chance auf Erfolg

Android und Tablets auf seiner Basis haben trotz aller Probleme dennoch die besten Chancen, um Apples iPad von seinem Spitzenplatz zu verdrängen. Die Anzahl der installierten Android-Geräte steigt täglich um mehrere hunderttausend Stück an, berichtet Google. Allerdings fließen in diese Zahl Smartphones und Tablets. Dennoch: Android war bei seinem Erscheinen 2008 belächelt worden, wenige hatten Smartphones mit dem Betriebssystem eine echte Chance gegen Apples iPhone ausgerechnet. Inzwischen haben Android-Smartphones das Kulthandy schon längst überholt. Für die Hersteller führt kein Weg mehr am Google-System vorbei. Das iPhone erschien 2007, das iPad 2010. Android hat das iPhone erst 2011 abgehängt. Es bleibt also spannend, wie die Situation in drei Jahren aussehen wird. Und mit Windows 8 hat Microsoft ebenfalls noch ein heißes Tablet-Eisen im Feuer, das noch heuer auf den Markt kommen soll.

(db)

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