Facebook sucht neue Geldquellen

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Facebookdpa/Daniel Reinhardt
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An der Börse war Facebook ein Flop. Um dem Aktienkurs auf die Sprünge zu helfen, will das Unternehmen nun für spezielle Nachrichten Geld kassieren.

Wien/Höll. Im Mai 2012 ging Facebook an die Börse. Es war eine der größten Neuemissionen in der Geschichte. Analysten von Banken sprachen vom „Börsengang des Jahrhunderts“. Das kalifornische Unternehmen und seine Alteigentümer nahmen 16 Mrd. US-Dollar ein. Doch für Anleger war die Emission ein Flop. Der Ausgabepreis lag bei 38 US-Dollar pro Aktie. Vorübergehend stürzte der Kurs auf 18 Dollar ab, mittlerweile hat er sich auf 27 Dollar erholt.

Erst vor Kurzem zahlte in den USA die Investmentbank Morgan Stanley eine Millionenstrafe. Die Aufsicht warf dem Institut vor, Analysten vor dem Börsengang auf „unangemessene Weise“ beeinflusst zu haben. Außerdem zweifeln Experten zusehends am Geschäftsmodell von Facebook. Daher unternimmt das Onlinenetzwerk nun einen Versuch, um neue Einnahmen zu erschließen.

Geld für Direktnachrichten

In den USA gibt es die Möglichkeit, eine Nachricht an jemanden außerhalb des eigenen Freundeskreises zu schicken. Dafür verlangt Facebook allerdings einen Dollar pro Nachricht. Es handle sich um einen eingeschränkten Probelauf, teilte das soziale Netzwerk mit. An dem Test dürfen sich nur Privatpersonen, aber keine Unternehmen beteiligen. Die bezahlten Nachrichten sollen direkt im Postfach des Angeschriebenen landen, um nicht übersehen zu werden. Eine solche Funktion kann beispielsweise nützlich sein, wenn es um Jobangebote geht, heißt es. Analysten gehen davon aus, dass Facebook das Angebot auf andere Länder ausdehnen wird, falls das Experiment in den USA erfolgreich ist. Das Unternehmen hat mehr als eine Milliarde Mitglieder, davon 2,8 Millionen in Österreich.

Datenschützer befürchten, dass die neue Facebook-Funktion auch von Stalkern und Virusverteilern missbraucht werden kann. Doch Facebook entgegnet, dass man Nutzer, die einen ungewollt kontaktieren, blockieren kann.

Facebook hat zuletzt einen Verlust erwirtschaftet. Im dritten Quartal 2012 lag das Minus bei 45Mio. Euro. Begründet wurde dies unter anderem mit den Kosten für Marketing, Verwaltung und die Entwicklung neuer Produkte. Weiters musste Facebook auf die Aktien, mit denen das Unternehmen seine Mitarbeiter entlohnt hatte, hohe Steuern zahlen.

Die größte Herausforderung für Facebook ist die Entwicklung von Werbeformen für Smartphones und Tablets. Statt über ihren Computer greifen immer mehr Menschen nur noch per Handy auf ihre Profile zu. Damit könnte das Unternehmen einen Teil seiner Werbeeinnahmen verlieren.

Schließlich lässt sich auf den kleinen Handybildschirmen kaum Werbung unterbringen. Zuletzt riefen 604 Millionen Mitglieder ihre Profile auf einem Smartphone oder auf einem Tablet ab. Das sind 61 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Werbung auf mobilen Geräten

Doch nur 14 Prozent der Werbeeinnahmen macht Facebook mit mobilen Geräten. Nun will das Unternehmen immer mehr Anzeigen direkt neben den Nachrichten seiner Mitglieder platzieren.

Zusätzlich sucht Facebook nach neuen Einnahmequellen. Im dritten Quartal 2012 kletterte der Umsatz um 32 Prozent auf 1,26 Mrd. US-Dollar. Davon entfielen 86 Prozent auf Werbeeinnahmen. Den Rest verdiente die Firma mit Onlinespielen.

Nach dem Kurssturz empfehlen laut „Bloomberg“ 64,1 Prozent der Analysten, die Aktien zu kaufen. 30,9 Prozent sind für „halten“, der Rest für verkaufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2012)

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