Ehemaliger Manager: "Wir können Facebook nicht trauen"

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Sandy Parakilas warnt in einem New-York-Times-Kommentar davor, Facebook die Russland-Causa selbst lösen zu lassen. Für ihn ist klar: Facebook wird sich nicht selbst regulieren und das eigene Wohl immer über das der User und ihren Daten stellen.

Der Deal zwischen Facebook und seinen Usern war von Anfang an klar: Wir verdienen an euren Daten, aber dafür bleibt der Dienst kostenlos. Immerhin verspricht auch Facebook vorsichtig mit den Daten umzugehen und seine User zu schützen. Dass das so nicht stimmt, erklärt jetzt ein ehemaliger Facebook-Manager und er erhebt massive Vorwürfe gegen das Unternehmen.

Facebook hat von Beginn an mit offenen Karten gespielt, möchte man als User meinen. Doch laut Sandy Parakilas ist Facebook skrupellos im Umgang mit den Daten. Als börsenotiertes Unternehmen ist Facebook darum bemüht ständig zu wachsen. Immerhin will man die Anleger ja auch zufriedenstellen. Innerhalb von nur fünf Jahren ist man seit dem Börsengang auf einen Wert von 500 Milliarden Dollar angewachsen. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass die Einnahmen ausschließlich aus Werbung kommen.

Facebook braucht Daten, um zu verdienen

"Je mehr Daten Facebook hat, umso mehr hat es den Werbekunden anzubieten", erklärt Parakilas. Das Produkt ist dabei der User. Ein Fakt, der so oft vergessen wird. Es sind die Informationen von knapp 1,4 Milliarden Menschen, die hier hinter unterhaltsamen Katzenvideos und Beiträgen von Freunden gewinnbringend verkauft werden. Es gäbe für Facebook "keinerlei Anreiz, die Sammlung der Daten und ihre Nutzung zu überdenken", erklärt der ehemalige Manager und fügt hinzu, dass dies nur passiere, wenn die Vorgehensweise Facebooks medial für Entrüstung sorgt, oder auf politischer Ebene gegen das Unternehmen und seine Praktiken vorgegangen wird.

Vor dem Börsengang war Parakilas damit beauftragt, zu untersuchen ob die Facebook-Daten missbräuchlich durch Dritte ausgewertet werden. Damals waren Spiele wie "Farmville" und "Candy Crush" gerade sehr populär. User stimmten vor Spielbeginn zu, dass sie im Gegenzug für ein Gratis-Spiel ihre Daten den Entwicklern zur Verfügung stellen. Auf der Suche nach missbräuchlicher Verwendung wurde er schnell fündig.

Auch prekäre Erkenntnisse wurden unter den Tisch gekehrt

Ein Spiele-Entwickler wertete zum Beispiel die Nutzerdaten von Kindern aus und legte heimlich Profile an. Andere Entwickler wollten Zugriff auf alle Fotos und Nachrichten. Auf den Missstand angesprochen, erklärte ein Mitarbeiter aus der Führungsriege, ob er denn wirklich sehen wolle, was er dort finden könne.

Die Datennutzung der Entwickler zu untersuchen war also nicht erwünscht. Parakilas ist überzeugt, dass Facebook sich es durchaus leisten könnte, Entwicklern genauer auf die Finger zu schauen und sie gegebenenfalls rauszuwerfen. Facebook, so zeigt sich Parakilas in seinem Kommentar in der "New York Times" überzeugt, kann sich nicht selbst regulieren.

Facebook wird, davon ist Parakilas überzeugt, auch in der andauernden Russland-Wahlbeeinflussungs-Causa immer das eigene finanzielle Wohl über das der Nutzer stellen. Auch aus diesem Grund haben sich die Russen für Facebook als Trägermedium entschieden. Das Unternehmen fragt nicht nach. Es will an den Inhalten verdienen und auch aus diesem Grund konnten 126 Millionen Amerikaner mit derartigen Inhalten erreicht werden. Facebook könne sich nicht selbst regulieren und bräuchte Regeln. Denn Facebook wird auch sonst weiterhin erst dann reagieren, wenn der Druck durch die Presse oder Regulatoren so groß wird, dass das Geschäftsmodell Schaden nehmen könnte.

>>> New York Times

(bagre)

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