YouTube "verstört, traumatisiert und verängstigt" Kinder

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Die Videoplattform hat auf seinem "kindgerechten" Ableger YouTube Kids mit gefälschten Comic-Clips zu kämpfen. Während die Google-Tochter löscht, tauchen immer neue Inhalte auf, die Kinder unter ihren Lieblingsvideos zu sehen bekommen.

YouTube Kids wurde entwickelt, um Kinder vor brutalen, verstörenden Inhalten zu schützen. Was sie jetzt zum Teil auf der "kindgerechten" Videoplattform vorgeschlagen bekommen, ist zum Teil verstörender. Kinderhelden wie Elsa, Spiderman und Micky Maus werden in täuschend echten Videos gefoltert, verletzt und getötet. Auf Facebook warnt die bekannte Puls4-Moderatorin Corinna Milborn: "Lasst eure Kinder nie mit YouTube alleine."

Aktuell tauschen sich unter dem Hashtag #Elsagate Eltern über gefälschte Videos von beliebten Kinderserien aus. Dabei werden unzählige verstörende Beispiele genannt. Darunter ein Video, das Spiderman zeigt, wie er auf die in der Badewanne liegende Eiskönigin Elsa uriniert. Das Video findet sich unter dem Originalvideo zu "Let it go", der Titelmelodie aus der Eiskönigin.

In den Vorschlägen zu "ähnlichen Videos" werden weiters Clips vorgeschlagen, die unter anderem zeigen wie Micky Maus überfahren und schwer verletzt wird. Oder es ist zu sehen wie Olaf, der beliebte Schneemann aus Disney's Eiskönigin, von Elsa gequält wird. Dabei müssen die Kinder gar nicht lange in den Vorschlägen suchen. Sie sind gleich unter den ersten Videos.

Es ist nicht das einzige Algorithmus-Problem, mit dem YouTube aktuell zu kämpfen hat. Bei der Eingabe von "How to have" schlägt die Autovervollständigung vor "How to have sex with your kids" oder auch wie man Sex mit seinen Kindern in der Schule haben kann. YouTube hat die Begriffe bereits gelöscht. Doch noch sind nicht alle pädophilen Anfragen gelöscht und verschwunden. Außerdem können sie auch jederzeit wieder auftauchen. Dafür braucht es nur genügend derartiger Anfragen, um sie wieder ganz oben zu sehen. 

Inhalte, die für Erwachsene schon verstörend sind und Kindern einfach nicht vorgesetzt werden darf, schreibt Milborn in ihrem Posting und bekommt dafür große Unterstützung auf Facebook. "Erinnert ihr euch, wie sie gesagt haben, Fernsehen sei schädlich? Das war nichts gegen das, was Kindern heute entgegenströmt", warnt die Moderatorin. Die Plattform ist kein Babysitter-Ersatz. Ein Satz, der alt ist und schon in Bezug auf Fernseher, Videospiele und andere Unterhaltungsmedien zum Einsatz kam, aber aktueller denn je ist. Auf der Webseite von saferinternet.at finden sich viele Ratschläge wie Eltern kindgerechte Webseiten finden und dabei die Kontrolle behalten.

Bei ihrer Recherche kommt sie zum dem Schluss, dass es drei Faktoren gibt, warum diese Videos überhaupt vorgeschlagen werden. Einerseits wurden die Videos sehr oft angeklickt - vermutlich durch Bots und nicht reale Zuschauer -, andererseits haben die Videos die perfekte Länge und sind von denen, die sie hochgeladen haben, richtig beschlagwortet.

Zu Beginn der kurzen Videos ist nicht sofort zu erkennen, dass es sich um eine Fälschung handelt. Auf die Kritik hat YouTube insofern bereits reagiert, in dem "über 50 Kanäle beendet und Tausende Videos gelöscht" wurden. Außerdem erklärte die Vize-Präsidentin des Produktmanagements bei YouTube, Johana Wright, dass man täglich weitere Kanäle und nicht kindgerechte Inhalte löschen werde.

Traumatisierte Kinder als Cash Cow

Fünf Punkte zur Bekämpfung derartiger Videos will Wright umgehend umsetzen. Experten sollen eingesetzt werden, um die Videos vorab zu bewerten. Bis dahin gibt es Tausende Videos die weiterhin auf YouTube zu finden sind. Und kaum sind sie gelöscht, werden sie an anderer Stelle wieder hochgeladen. Durch die harmlose Beschlagwortung und die meist vermeintlich harmlosen Titel schlägt der von Google eingesetzte Algorithmus nicht an. Die Videos werden ohne Altersbeschränkung hochgeladen. Erst wenn Nutzer darauf reagieren, wird nachgebessert und gegebenenfalls gelöscht.

Einer der ersten, der auf die brutalen "Kindervideos" bei YouTube aufmerksam gemacht hat, war James Bridle. Auf medium.com schreibt er, dass er sicher ist, dass "jemand oder etwas nutzt YouTube um Kinder systematisch zu ängstigen, traumatisieren und missbrauchen". Damit lässt sich auch viel Geld verdienen und laut Bridle wurden einige dieser Channel-Betreiber auch reich damit.

YouTube Kids soll, rät Google, nicht ohne elterliche Aufsicht, geschaut werden. Kinder dürfe man sich nicht sich selbst überlassen, erklärte das Unternehmen.

>>> James Bridle - medium.com

>>> Safer Internet - Tipps für Eltern

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