Deutsche Netzagentur stoppt Abzocke mit teuren Handy-Rückrufen

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Sogenannte Ping-Calls, provozierte Rückrufe von Verbrauchern ins Ausland, können teuer werden. Verbraucher sollen in Deutschland künftig auf die Kosten durch eine Tonbandansage gewarnt werden.

Die deutsche Bundesnetzagentur will das "rechtswidrige Geschäftsmodell" von Ping-Anrufen "wirtschaftlich unattraktiv" machen und gibt somit eine klare Meinung zu der betrügerischen Masche ab. In der Vergangenheit vertraten deutsche Staatsanwaltschaften unterschiedliche Meinungen dazu. Die Staatsanwaltschaft Hannover aus 2011 argumentierte: "Wenn sie [die Betroffenen] sich dafür entscheiden eine unbekannte Nummer anzurufen, ohne dass sie wissen, welche Gebühren dafür anfallen könnten, ist dies ihr eigenes Risiko." Mit der Vorgabe der deutschen Bundesnetzagentur ändert sich das jetzt. Bis spätestens zum 15. Jänner 2018 müsse bei solchen sogenannten Ping-Anrufen für bestimmte internationale Vorwahlen eine kostenlose Preisansage geschaltet werden, kündigte der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann am Montag in Bonn an.

"Damit machen wir das rechtswidrige Geschäftsmodell wirtschaftlich unattraktiv." Verbraucher könnten nach der Warnung vor hohen Kosten für den Rückruf noch auflegen, ohne dass Kosten anfielen.

Unter Ping-Calls versteht man Anrufe aus dem Ausland, die nach einem einmaligen Läuten beendet werden und so einen Rückruf provozieren. Ruft der Verbraucher zurück, wird er absichtlich mit schwer verständlichen Bandansagen in der Leitung gehalten - die Anrufe kosten häufig mehrere Euro pro Minute. Dabei nutzen die Betrüger die Ähnlichkeit deutscher Vorwahlen mit internationalen Vorwahlen. So ähnelt die Vorwahl von Madagaskar 00261 der Koblenzer Vorwahl 0261 und die Vorwahl Liberias 00231 der Vorwahl Dortmunds 0231. Bei den Ping-Calls werde aus dem Ausland kurz angerufen, um einen Rückruf zu provozieren.

Bundesnetzagentur fordert Internetausbau

Die Bundesnetzagentur drängt weiters Ausbau des schnellen Internets und will im kommenden Jahr die dafür notwendige Infrastruktur bereitstellen. "Damit die nächste Mobilfunkgeneration 5G möglichst schnell ankommt bei den Menschen, streben wir für 2018 die Bereitstellung der erforderlichen Frequenzen an", sagte Homann. Vor allem die Versorgung in den ländlichen Regionen sei noch unzureichend. Das belegt auch der kürzlich erschienene Connect-Netztest. So hätten nur 36 Prozent der Haushalte Zugang zu Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). In Städten könnten bereits 90 Prozent der Haushalte darauf zurückgreifen. "Wir dürfen weitere Investitionen nicht in die ferne Zukunft verschieben und so die Chancen der Digitalisierung verstreichen lassen", betonte Homann. Verbraucher fragten zudem immer häufiger nach Anschlüssen mit einer Geschwindigkeit von mindestens 100 Mbit/s.

Union und SPD hatten sich in der vergangenen Wahlperiode zum Ziel gesetzt, ab 2018 überall in Deutschland Breitbandanschlüsse mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Mbit/s zur Verfügung zu stellen. Bisher sind damit laut Homann insgesamt nur rund 77 Prozent der Haushalte versorgt. Kritiker monieren, Deutschland hinke beim Digitalausbau heillos hinterher und rangiere hinter wesentlich ärmeren Staaten wie Litauen und der Slowakei.

Einer der Gründe ist, dass die Deutsche Telekom, Marktführer bei Internet-Anschlüssen, ihr altes Kupfer-Telefonnetz so lange wie möglich weiternutzen will. Dieses ist jedoch nicht in der Lage, die mittlerweile anfallenden gigantischen Datenmengen zu transportieren. Auf den Hauptstrecken in Deutschland setzt die Telekom auf Glasfaser, problematisch ist allerdings das letzte Stück direkt bis in die gut 40 Millionen Haushalte. Dieser ist wegen der vor Jahrzehnten einfach verbauten Telefonleitungen ein Flaschenhals, auf dem sich entscheidet, welche Datenraten bei Kunden ankommen. Die Bonner setzten daher dort das sogenannte Vectoring ein, mit dem Störsignale zwischen den Kupferdrähten unterdrückt werden sollen. Konkurrenten wie Vodafone und United Internet laufen dagegen Sturm. Ein Sprecher der Telekom betonte, der Konzern forciere den Ausbau von Glasfaser und verlege etwa in Neubaugebieten in der Regel ausschließlich solche Anschlüsse.

Ein auch in Österreich bekanntes Problem

Die A1 Telekom Austria wollte ebenfalls bereits 2015 mit Vectoring die guten, alten Telefon-Kupferkabel in den grauen Verteilerkästen beschleunigen. Alternative Anbieter wie damals noch Tele 2 und UPC liefen dagegen Sturm, denn das hätte bedeutet, dass der lange Kampf um den Zugang zu den Verteilern und der Entbündelung umsonst gewesen wäre und A1 das Feld wieder für sich hätte haben können. Als Alternative hat A1 dann G.fast als Übergangstechnologie zu einem flächenden Breitband-Netz vorgestellt, wodurch bis in den Keller eines Privathaushalts Glasfaser verlegt wurde, wo dann die Kupferleitungen übernahmen. In Kombination mit einem Router-Austausch versprach A1 Breitbandgeschwindigkeiten von bis 500 Mbit pro Sekunde.

(Red./APA/DPA/Reuters)

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