Weltweit verteilt: Wikileaks lässt sich nicht abschalten

A screen shot of a web browser displaying the WikiLeaks website with a picture of its founder Julian
A screen shot of a web browser displaying the WikiLeaks website with a picture of its founder Julian (c) REUTERS (Pascal Lauener)
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Trotz US-Druck ist das Angebot der Aufdeckerplattform weiterhin aktiv. Hunderte Webadressen verweisen auf die umstrittenen Inhalte. Experten halten eine komplette Verbannung aus dem Internet für unmöglich.

Nach der Blockade von wikileaks.org, der zentralen Internet-Adresse des Aufdeckerportals Wikileaks, haben Unterstützer des Projekts bis Sonntag mehr als 200 andere Adressen für die Enthüllungsplattform eingerichtet. Mit solchen "Mirrors" (Spiegelungen) der Website an unterschiedlichen Orten werde es unmöglich, "Wikileaks jemals völlig aus dem Internet zu verbannen", erklärten die Betreiber der Plattform auf ihrer Mirror-Informationsseite. Sie beschreiben auch, wie es für jedem mit einem Webserver möglich ist, in wenigen Handgriffen einen Mirror zur Verfügung zu stellen. In dieselbe Kerbe schlagen auch deutsche Web-Provider und Internet-Experten im Gespräch mit Computerbild. Ihnen zufolge verhindert die dezentrale Struktur des Netzes, dass die Daten je verschwinden werden.

US-Firmen blockieren Wikileaks

Wikileaks.org ist seit Freitag nicht mehr erreichbar, weil die US-Firma EveryDNS.net, bei der diese Adresse geführt wurde, den Eintrag aus ihrer Datenbank entfernt hat. Der Anbieter begründete die Entscheidung mit fortgesetzten Hackerangriffen auf die Domain, wodurch die Server des Providers in Mitleidenschaft gezogen worden seien. Dies wird allerdings von Internet-Experten als Vorwand betrachtet. Auch andere US-Firmen wie Amazon und der Bezahlservice PayPal haben ihre Geschäftsverbindungen zu Wikileaks abgebrochen.

Digitales Asyl in der Schweiz

Auch die Schweizer Internet-Adresse wikileaks.ch war zeitweise nicht mehr verfügbar, da diese ebenfalls über EveryDNS.net lief. Die Piratenpartei der Schweiz, die die Adresse registriert hat, konnte aber den Betreiber des sogenannten Name-Servers wechseln, so dass wikileaks.ch am Wochenende wieder erreichbar war. Wie die Partei berichtet, wurden 3000 Anfragen pro Sekunde von der Adresse auf die Wikileaks-Server weitergeleitet. Weder der Schweizer Domain-Registrar Switch, noch die Kommunikationsbehörde BAKOM würden einen Grund für die Sperrung der Domain sehen, heißt es weiter.

US-Regierung erbost über Veröffentlichungen

Die Regierung der USA hat die Veröffentlichung von vertraulichen Depeschen ihrer Botschaften in aller Welt scharf kritisiert und prüft rechtliche Schritte. Seit einer Woche berichten mehrere internationale Medien, die dieses Material im Voraus von Wikileaks zur Verfügung gestellt bekamen, über die Enthüllungen. Auf der Website von Wikileaks wurden bisher mehr als 800 der insgesamt über 250.000 Dokumente veröffentlicht.

(Ag./Red.)

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