OpenLeaks-Gründer: Offener Schlagabtausch

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Streit. Zwischen WikiLeaks-Gründer Julian Assange und Aussteiger und OpenLeaks-Gründer Daniel Domscheit-Berg brodelt es schon lange. Assange feuerte Domscheit-Berg im Jahr 2009.

Wien/Db. Die Geschichte der Blamage von WikiLeaks ist auch die Geschichte einer Feindschaft. Der im Rampenlicht stehende WikiLeaks-Gründer, Julian Assange, lag einige Zeit mit dem deutschen Sprecher der Plattform und Wegbegleiter, Daniel Domscheit-Berg, im Clinch. Gegenseitige Schuldzuweisungen und Hasstiraden führten dazu, dass Assange Domscheit-Berg im Jahr 2009 feuerte. Das ließ der Spezialist für Informationssicherheit aber nicht einfach auf sich sitzen. Er gründete die Konkurrenzplattform OpenLeaks und veröffentlichte im Februar 2011 das Buch „Inside WikiLeaks: Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt“.

Der gebürtige Daniel Berg, verheiratet mit der ehemaligen Microsoft-Managerin Anke Domscheit, beschuldigt Assange, seine Quellen nicht ausreichend zu schützen. Der Australier wiederum, der sich in Schweden Vergewaltigungsvorwürfen gegenübersieht und deswegen einen Auslieferungsprozess in Großbritannien bestreitet, versucht seinerseits, die Integrität seines ehemaligen Mitstreiters zu untergraben. Er wirft Domscheit-Berg und anderen WikiLeaks-Aussteigern Diebstahl vor. Diese beteuern, die Daten seien nur „gesichert“ worden, da man Assange nicht vertrauen könne.

Im Endeffekt dürften beide Streithähne keine gute Anlaufstelle für Informanten mehr sein. Andy Müller-Maguhn, Vorstand des hoch angesehenen deutschen Chaos Computer Club (CCC), erklärte erst vor Kurzem im Interview mit dem „Spiegel“, er sehe „gar keine Plattform, die dem Anspruch von Quellenschutz bei gleichzeitiger Transparenz der eigenen Strukturen wirklich gerecht wird“.

Domscheit-Berg wurde sogar aus dem CCC ausgeschlossen, offiziell, weil er den Club für OpenLeaks vereinnahmen und über ihn für das neue Portal werben wollte. Müller-Maguhn geht noch weiter. Der WikiLeaks-Aussteiger gehe „mit Fakten sehr flexibel um“. An dessen Plattform lässt er ebenfalls kein gutes Haar: „Für mich ist OpenLeaks derzeit nicht mehr als eine Wolke mit Sicherheitsversprechen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2011)

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