Der zweitgrößte Mobilfunker will vor dem VwGH Parteienstellung erzwingen. 3 glaubt nicht, dass das erfolgreich sein wird.
Der Übernahmepoker rund um Orange und 3 ist noch nicht vorbei. Nachdem alle Behörden grünes Licht für den 1,3 Milliarden schweren Verkauf von Orange an den kleineren Mitbewerber 3 gegeben hatten, brachte Österreichs zweitgrößter Mobilfunker T-Mobile Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH) ein und will einen Aufschub erreichen. Das kommt bei 3 zwar nicht gut an, wie DiePresse.com aus Unternehmenskreisen erfuhr, beunruhigt den Betreiber allerdings auch nicht - offiziell zumindest.
"Elf Monate lang haben EU, RTR, TKK, BWB, der Bundeskartellanwalt und das Kartellgericht den Fall von allen möglichen Blickwinkeln betrachtet", erklärt 3-Chef Jan Trionow. Dabei sei kein einziges Problem mit T-Mobile erkannt worden. "Mehr gibt es dazu nicht zu sagen", schließt Trionow. Beim Telekom-Regulator RTR und der TKK war aufgrund der Weihnachtsferien auf Anfrage von DiePresse.com zu dem Fall niemand verfügbar.
T-Mobile nicht als Partei zugelassen
Konkret geht es T-Mobile darum, dass die Telekom Control Kommission (TKK) bei der Beurteilung eines Nebenaspekts des Deals T-Mobile die Parteienstellung verwehrt hatte. Um die Übernahme finanziell zu stemmen, verkauft 3 die Orange-Diskontmarke Yesss und Frequenzen an den Marktführer A1. Das wurde von der TKK am 14. Dezember genehmigt. Auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hatte am 21. Dezember den Deal, der für den gesamten Orange-Verkauf eine Bedingung ist, genehmigt und damit die bis dahin letzte Hürde aus dem Weg genommen.
Bei tele.ring-Übernahme beschwerte sich 3
Vergleichbare Beschwerden hat es schon 2006 gegeben, als T-Mobile den Diskont-Anbieter tele.ring aufgekauft hat. Sowohl 3 als auch One (Vorgänger von Orange) hatten damals Parteienstellung erreichen wollen und vor dem VwGH Beschwerde eingelegt. Dieser hatte 2007 den Bescheid der TKK in drei Punkten für ungültig erklärt. Die tele.ring-Übernahme wurde letztendlich trotzdem durchgeführt, da die Beschwere ohne aufschiebende Wirkung bearbeitet wurde. Der Bund musste der Beschwerdeführerin 3 aufgrund des Urteils 1171,20 Euro zahlen.
Es geht um Frequenzen
Wie Heise unter Berufung auf einen Firmensprecher berichtet, will T-Mobile gar nicht die gesamte Fusion von 3 und Orange torpedieren. Vielmehr will der zweitgrößte Betreiber erreichen, dass die Frequenzlandschaft neu geordnet wird. Durch die Fusion hätten A1 und 3 bessere Karten für die kommende Neuvergabe der Frequenzen, die für 2013 angepeilt ist. T-Mobile behauptet, die beiden Konkurrenten könnten die für Datenübertragung wichtige LTE-Technologie dann schneller auf den Markt bringen als sie selbst. 3-Chef Trionow hatte bereits angekündigt, bis 2014 landesweit LTE anbieten zu wollen.
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LTE
"Long Term Evolution" ist ein neuer Standard für mobiles Breitband-Internet. LTE verspricht Download-Geschwindigkeiten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde statt derzeit gängiger HSDPA-Raten von 3,6 Megabit pro Sekunde. In Österreich gab es bereits erste Testläufe. Der noch schnellere Nachfolger "LTE Advanced" wurde auch bereits in Ausicht gestellt.
(db)