Entschlüsselung: FBI beißt sich an Apple fest

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Trotz des entsperrten iPhone 5C des San-Bernardino-Schützen, will das FBI gerichtlich erzwingen, dass Apple eine Hintertür in ihre Software einbaut.

Der Fall zwischen dem FBI und Apple nimmt kein Ende. Nachdem die US-Behörde öffentlich eingestanden hat, dass die Entsperrmethode nur für das iPhone 5C und ältere iOS-Geräte funktioniert, intensiviert man nun wieder den Druck gegen Apple. In einem weiteren Gerichtsverfahren, bei dem es um das iPhone eines Dealers geht, soll Apple beim Entsperren helfen. Anders als beim San-Bernardino-Fall wies die Richterin den Konzern dazu an, die Daten aus dem Telefon nur soweit es technisch möglich ist zur Verfügung stellen - und müsse Ermittlern keinen Zugang zu verschlüsselten Informationen ermöglichen.

Zugleich stützt sich die Regierungsseite auch hier als rechtliche Grundlage für ihre Forderungen auf ein Gesetz aus dem Jahr 1789, das Richtern grundsätzlich erlaubt, alle nötigen Maßnahmen anzuordnen. Apple wehrt sich vehement gegen diesen sogenannten "All Writs Act" als Basis für den Zugang zu iPhone-Daten und warnt vor einem Präzedenzfall für spätere Überwachungsmaßnahmen.

Nicht alle Richter teilen die Ansicht des FBI

In einem Fall in New York teilte ein Richter die Bedenken und wies die Forderungen der Regierungsseite auf Grundlage des Gesetzes ab. In Kalifornien wurde Apple aber ebenfalls auf Basis des "All Writs Acts" angewiesen, dem FBI zu helfen, und wehrte sich. Am Ende kamen die Ermittler dank Unterstützung durch einen externen Dienstleister auch ohne Hilfe von Apple doch noch an die Daten auf dem iPhone.

Nach Einschätzung von Experten könnte das die Chancen der Regierung auf weitere richterliche Anordnungen verschlechtern: FBI und Justizministerium hatten in dem kalifornischen Verfahren zunächst betont, Apple zur Kooperation zu zwingen, sei der einzige Weg, um an die Daten heranzukommen.

Ermittlungen laut FBI erschwert

FBI-Chef James Comey sagte jüngst, die für das iPhone 5c in Kalifornien eingekaufte technische Lösung funktioniere nicht auf den neueren Modellen der 6er-Serie und auch nicht auf einem iPhone 5s. Apple erklärt, auch der Konzern selbst könne verschlüsselte Daten nicht einsehen und daher auch nicht an die Behörden herausrücken. Bei den Ermittlern liegen laut Gerichtsunterlagen Dutzende iPhones, an deren Inhalt sie nicht herankommen.

In Massachusetts fiel die Anordnung bereits am 1. Februar - doch die Akten zu dem Verfahren waren unter Verschluss und wurden erst jetzt auf Antrag der Bürgerrechts-Organisation ACLU öffentlichgemacht.

Am Freitag bekräftigte die Regierungsseite in dem New Yorker Verfahren die Forderung, Apple müsse dazu gezwungen werden, Ermittlern beim Entsperren des Telefons eines Verdächtigen zu helfen. Die Behörden wollen die erste Entscheidung des Richters zugunsten von Apple daher kippen.

(APA/DPA/Red.)

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