Das Galaxy Note 7 soll endgültig Geschichte sein. Das Galaxy S8 soll das alles vergessen machen. Und Apple will man nebenbei auch in den Schatten stellen – mal wieder.
Es ist der tägliche Begleiter, der ständig in der Hosentasche, Jacke oder Tasche auf seinen Einsatz wartet. Egal, ob man fotografiert, snapchattet, Instagram-Storys erstellt oder gar damit telefonieren will, es kann (fast) alles. Knapp drei Jahre hat Samsung an Forschung und Entwicklung in das Galaxy S8 investiert. Der Präsentationstermin wurde dann noch um einen Monat verschoben, um alle Unsicherheiten hinsichtlich des Akkus auszumerzen. Ein acht Punkte umfassendes Testverfahren soll verhindern, dass sich die Galaxy-Note-7-Causa wiederholt.
Sie darf sich auch nicht wiederholen. Das wäre definitiv der absolute Todesstoß für das Unternehmen. Dessen ist sich auch Samsung bewusst. Deswegen ist der Druck von außen vielleicht sogar geringer als der selbst auferlegte. Beim Galaxy S8 und seinem Plus-Pendant, das um 0,4 Zoll größer ist, muss einfach alles perfekt sein. Genau das ist aber auch die Krux.
Die Krux der Perfektion. Das Galaxy S8 und auch das S8 Plus sind technisch ungeschlagen. Ein Titel, den die Koreaner wohl nicht lang innehaben werden, zumal in knapp fünf Monaten das neue iPhone 8 vorgestellt wird. Doch bis dahin wird Samsung alles daran setzen, das S8 als alternativloses Fashion-Arbeits-Multitasking-Gerät zu positionieren.
Da reicht auch nicht mehr der schnöde Begriff Display, da muss das englische Wort „Infinity“ davorgesetzt werden, um deutlich zu machen, dass die seitlichen Ränder nahezu verschwunden sind. Und es funktioniert.
Nahezu jedes Medium hat den Begriff in die Berichterstattung aufgenommen. Es sieht aber auch wirklich gut aus. Die größte Weiterentwicklung besteht aber darin, dass man das Gerät trotzdem in der Hand halten kann, ohne dabei ständig ungewollte Befehle mit seiner Handfläche auszulösen.
Das S8 liegt extrem gut in der Hand, ist leicht, hochwertig verarbeitet, schießt tolle Fotos und bietet ein riesiges Arsenal an Funktionen.
Featuritis. Wer sein Gerät vor fremdem Zugriff schützen will, hat dafür jetzt zahlreiche Möglichkeiten. Entweder, man hält das gesamte Gesicht vor die Frontkamera, oder ein Auge, um die Iris zu scannen. Muster oder PIN-Codes sind nicht ausgemustert worden und stehen weiter zur Verfügung.
So auch Bixby, der Assistent, der zum Universal-Ansprechpartner werden soll. Vorerst aber nur auf Englisch und Koreanisch. Deutsch soll später folgen. Ein genauer Termin wurde nicht genannt, und auch bei einigen Funktionen scheint der Assistent mit dem eigentümlichen Namen noch in den Kinderschuhen zu stecken. Dass Bixby irgendetwas mit dem verstorbenen Hulk-Darsteller Bill Bixby zu tun hat, ist auszuschließen. Der Name klingt holprig und sperrig im Gegensatz zu Apples Siri oder Amazons Alexa.
Damit das Display zu 84 Prozent die Frontseite einnehmen kann, wurde der Home-Button wegrationalisiert. Im Gegensatz zu Apple und dem Klinkenstecker hat Samsung darauf geachtet, dass der Ärger bei den Nutzern nicht allzu groß ist. Er ist jetzt im Display verbaut und drucksensitiv. Aber nur an dieser einen Stelle und nicht wie bei Apple im gesamten Bildschirm.
Und dann wäre da noch der Akku, der sich einer genauen Prüfung erst stellen muss. Dabei geht es nicht um die Ausdauer, sondern vielmehr um die Frage, was für ein Hitzkopf er ist, oder ob er in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren kann.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2017)