Google droht weitere EU-Rekordstrafe wegen Android

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2,42 Milliarden Euro soll Google an die EU bereits zahlen. Und schon droht dem IT-Riesen die nächste Untersuchung. Dieses Mal ist Android das Ziel der EU-Kommission.

Google droht wegen seiner Marktmacht beim Betriebssystem Android Insidern zufolge eine weitere Rekordstrafe aus Brüssel. Die EU-Wettbewerbshüter wollten ein Expertengremium in dem Fall einberufen, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Grund dafür sei, dass eine zweite Meinung vor der Verhängung einer weiteren Strafe eingeholt werden solle.

Ein Sprecher der EU-Kommission wollte sich dazu nicht äußern. Google reagierte zunächst nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme. Erst Ende Juni hatte die EU-Kommission wegen des Preisvergleichsdienstes von Google mit 2,42 Milliarden Euro die bisher höchste Strafe gegen ein einzelnes Unternehmen verhängt.

Seit April nehmen die Wettbewerbshüter aber auch das Betriebssystem Android des US-Konzerns unter die Lupe, das auf Millionen Smartphones läuft. Die EU-Behörde wirft Google vor, Smartphone-Hersteller zur Vorinstallierung des Browsers Chrome und der Suchmaschine zu zwingen und andere Betriebssysteme als Android nicht zuzulassen. Ein Expertengremium besteht gewöhnlich aus drei bis vier Personen, die den Fall unvoreingenommen bewerten sollen, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

Der Fall erinnert sehr an den Browser-Krieg, den die EU vor einigen Jahren mit Microsoft führte, wobei die Beschwerden vornehmlich von der Konkurrenz gekommen waren - und deren Meinung die EU schlussendlich auch teilte. Microsoft hätte seine Marktposition ausgenutzt und Nutzer dazu gezwungen, den Internet Explorer zu nutzen, hieß es damals. Deswegen wurde Microsoft nicht nur zu einer hohen Geldstrafe verurteilt, sondern auch gezwungen, dem Nutzer auf der Startseite des Browsers mehrere Alternativen zur Installation zur Verfügung zu stellen. Insgesamt elf Konkurrenz-Browser musste der US-Hersteller auf einem Auswahlbildschirm zur Verfügung stellen. Die Verpflichtung galt fünf Jahre lang.

Fragwürdige Argumentationen

Im Gegensatz zu Microsoft haben die Hersteller, die auf Googles mobiles Betriebssystem setzen, selbst die Wahl, welche Anpassungen sie vornehmen möchten. Samsung platziert zum Beispiel bei seinen Galaxy-Smartphones einen eigenen Browser prominent auf den Startbildschirm. Der Chrome-Browser steht ebenfalls zur Verfügung, findet sich aber erst im App-Menü in einem eigenen Google-Ordner. Auch andere Hersteller bieten zum Teil eigene Browser an - wobei kleinere Unternehmen meist 1:1 die Software übernehmen, da eine eigene Entwicklung meist kostenintensiv ist.

Der zweite Vorwurf, dass Android andere Betriebssysteme nicht zulasse, müsste ebenfalls Untersuchungen bei Apple und Microsoft auf den Plan rufen. Die Software bei allen Herstellern ist meist so sehr im System verankert, dass ein Rooten - beziehungsweise ein Jailbreak - zwar nicht unmöglich, aber zumindest nicht so einfach möglich ist.

(bagre/APA)

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