iPod: Zu Ende gehört

Ja, auch dieser iPod ist Geschichte. Auf dem Bild zu sehen ist ein Werbeplakat von Apple, aufgenommen am 9. September 2008 in San Francisco.
Ja, auch dieser iPod ist Geschichte. Auf dem Bild zu sehen ist ein Werbeplakat von Apple, aufgenommen am 9. September 2008 in San Francisco.(c) BLOOMBERG NEWS (DANIEL ACKER)
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Vor 16 Jahren erfand Apple ein neues Musikabspielgerät, das die CD obsolet machte und die Musikindustrie revolutionierte. Jetzt werden die letzten echten iPods eingestellt.

Ganz verschwinden wird er freilich nicht, und doch markiert die Ankündigung von Apple vom vergangenen Donnerstag eine Zäsur. Das Unternehmen wird die letzten echten iPods, die Modelle nano und shuffle (ja, man schreibt die Typenbezeichnung dieser Dinger stets klein) nicht mehr produzieren und nur mehr die Restbestände vertreiben. „Die Zeit“ titelte deshalb die Woche treffend „ByePod“. Als „echt“ gelten die erwähnten Geräte, weil sie die letzten reinen Musikabspielgeräte sind. Nach wie vor erhältlich sein wird der iPod touch, der ist aber im Grunde wie ein iPhone ohne Telefonfunktion.

Der iPod blickt auf eine kurze, aber intensive Geschichte zurück. Das kleine Ding mit dem sogenannten ClickWheel, das Tastatur und Scrollrad ersetzte, wurde 2001 erstmals produziert (zuerst nur mit Scrollrad, das ClickWheel kam erst 2004 auf) und hat in 16 Jahren nicht nur das Musikgeschäft revolutioniert, sondern aus dem PC-Hersteller Apple ein Lifestyle-Unternehmen gemacht.

Der 2011 verstorbene Konzernchef Steve Jobs soll jenem Entwickler namens Jon Rubinstein, der ihm im Februar 2001 eine erste, nur 1,8 Zoll messende Festplatte präsentiert hatte, gesagt haben: „Go for it.“ Ein halbes Jahr später kam der erste iPod mit einer 5-GB-Festplatte auf den Markt. In den folgenden Jahren war es schwer, den Überblick über die sich stetig entwickelnden Modelle in verschiedenen Farben und Speichergrößen zu behalten. Die Geschichte des iPod ist auch eine Geschichte der kontinuierlichen Veränderung: Auf das Urmodell folgte schon 2004 der iPod mini (und der war der erste, der auch in Europa richtig einschlug), nur ein Jahr später wurde der iPod nano daraus. Zeitgleich entstand der sogenannte shuffle iPod, ein kleineres Gerät ohne Display, das die Musik nach Zufallsprinzip spielte. Dann folgten die (auch schon wieder eingestellten) Modelle photo und classic, schließlich der bis heute erhältliche iPod touch. Doch bald tüftelten die Apple-Entwickler bereits an ihrem ersten Smartphone, dem iPhone, das 2007 auf den Markt kam und in dem viele Elemente des iPod zitiert wurden. Der Erfolg des iPod war ungebrochen. Bis heute hat sich das Gerät angeblich 400 Millionen Mal verkauft. Selbst Queen Elizabeth II. besitzt seit 2009 eines; der damalige US-Präsident, Barack Obama, übergab ihr einen iPod bei seinem Staatsbesuch in London. Wie oft die heute 91-Jährige das Gerät benutzt hat, ist freilich nicht überliefert.


Akku leer, Speicher voll. Noch mehr als mit der Hardware hat Apple mit der dazugehörigen Software iTunes, über die man die Musik auf die kleinen, bunten Geräte spielen konnte, die Musikindustrie revolutioniert. Zunächst einmal war da nach Kassette, CD und Minidisc endlich kein Tonträger mehr zu schleppen, wenn man unterwegs oder auf Reisen war. Das Gerät allein reichte. Wobei sich in den ersten Jahren vor allem ein Problem ständig stellte: Der Akku war zu schnell leer, der Speicher zu schnell voll. Wir kennen das Phänomen bis heute von unseren Smartphones. Trotzdem galt man als fortschrittlich und beinah avantgardistisch, wenn man Anfang der 2000er-Jahre einen iPod besaß.

Noch viel wichtiger war, dass sich nach Jahren des illegalen Musikdownloads im Internet Anfang des Jahrtausends plötzlich eine bequeme Möglichkeit bot, Musik legal herunterzuladen. Doch auch diese Entwicklung hat sich langsam überholt. Streamingdienste wie Spotify oder Tidal von Rap-Musiker Jay-Z bieten längst bequemere und günstigere Methoden, Musik zu hören. Downloaden war gestern, heute wird gestreamt. Apple hat auf die neue Entwicklung mit seiner eigenen Streamingplattform Apple Music reagiert und macht sich damit selbst Konkurrenz. In jüngster Zeit klagen Apple-Kunden häufig darüber, dass der iTunes-Store auf ihren Geräten ständig Mätzchen macht, die Audiobibliothek plötzlich nicht mehr immer und überall vollständig abrufbar ist. Ein weiteres Zeichen dafür, wie stiefmütterlich Apple den iPod und sein (mittlerweile für alle Geräte nutzbares) Betriebssystem zuletzt behandelt hat. Wie „Die Zeit“ feststellt, wurde das schon deutlich, als Apple aufhörte, die Verkaufszahlen des Geräts gesondert auszuweisen. In den Quartalsberichten des Unternehmens gehörten die iPods mittlerweile zu den „anderen Produkten“, so wie Aufladegeräte und Kopfhörer. Es ist kein Geheimnis, dass Firmen nur Dinge einstellen, die nicht mehr nachgefragt werden oder sinnlos erscheinen.

Und auch wenn im iPhone viele Elemente des iPod weiterleben, geht nun jene gut 40 Jahre dauernde Ära zu Ende, in der man ein tragbares Gerät nur fürs Musikhören verwendete. Heute hat die Musik auf unseren Smartphones viel Konkurrenz.

Kurze Geschichte

2001 wurde der erste iPod („Pod“ steht für „Kapsel“) von Apple entwickelt und im Oktober präsentiert. Der 2011 verstorbene Apple-Chef Steve Jobs soll damals jenem Entwickler, der ihm das Musikabspielgerät zeigte, gesagt haben: „Go for it“. Schon der erste iPod besaß ein bewegliches Scrollrad. Bis heute wurden angeblich 400 Millionen iPods verkauft.

2004 wurde ab Februar in den USA, ab Juli in Europa der sogenannte iPod mini ausgeliefert, der erstmals ein sogenanntes ClickWheel besaß, das das ursprüngliche Scrollrad und eine Tastatur vereinte. Doch der Mini wurde schon 2005 durch den iPod nano ersetzt. Seit 2005 hatten alle iPod-Modelle einen Farbbildschirm. Der iPod shuffle besaß kein Display.

Heute ist der iPod ein iPhone ohne Telefonierfunktion.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2017)

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