»Evolve«: Monströse Ideen gegen Langeweile

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Multiplayer-Spiele lehnen sich immer noch an die Urahnen aus den Neunzigern an. Das kommende »Evolve« geht neue Wege – und lässt Spieler die Rollen wechseln.

„Einmal möcht' ich ein Böser sein, eine miese Sau“, krakeelte vor zwanzig Jahren Klaus Eberhartinger von der EAV ins Mikrofon. Die Chance, nicht immer nur der brave Held zu sein, der die Prinzessin rettet und das böse Monster besiegt, sondern den Spieß umzudrehen, übte in Videospielen schon immer einen besonderen Reiz aus. Das für das dritte Quartal angekündigte „Evolve“ ermöglicht es Spielern tatsächlich, in die Haut eines Monsters zu schlüpfen. Nicht nur das, als Widersacher dienen vier Mitspieler, die Rolle des Untiers wird abwechselnd eingenommen. Dadurch ergibt sich, wie erste Vorschauversionen zeigen, eine ganz neue Dynamik für den Mehrspieler-Modus im Allgemeinen. Denn genau dieser benötigt wieder einmal eine neue Entwicklungsstufe.

Als in den Neunzigern der Klassiker „Doom“ es ermöglichte, im sogenannten Deathmatch gegen Freunde anzutreten und sich gegenseitig Kugeln um die Ohren zu heizen, war diese Art von Mehrspieler-Erlebnis das Maß der Dinge. Mehr als zwei Jahrzehnte später gibt es Spiele, die das ermöglichen, wie Sand am Meer – etwa das immer unerträglicher gewordene „Call of Duty“. Doch das Prinzip des Multiplayer ist darin nahezu unverändert.

Gemeinsam. Mit Zusammenarbeit, etwa in Titeln wie dem rasanten „Left 4 Dead“, konnten Spieler in den vergangenen Jahren immer öfter gemeinsam gegen feindliche Horden antreten. Während dieser sogenannte Coop-Modus zwar gut ankommt, fehlt ihm ein wenig der Reiz, den das Messen mit einem menschlichen Gegner bietet. Etwas Ähnliches wie „Evolve“ versuchte bereits das 2010 erschienen „Aliens vs. Predator“, in dem Spieler als mächtige Alienjäger gegen mehrere schwächere menschliche Gegner antreten konnten. Punkte erlangte nur, wer als Predator die Soldaten ausschaltete. Und Predator wurde nur, wer zuerst einen solchen besiegen konnte.

„Evolve“ erhöht die Spannung, indem sich das Monster in mehreren Stufen weiterentwickeln kann. Zu Beginn noch recht schwach und verwundbar, muss der Spieler, der es steuert, sich verstecken. Mit den diversen Evolutionsstufen entwickelt sich das Wesen aber zu einem mehr als ebenbürtigen Widersacher für die vier menschlichen Jäger. Diese sind wiederum in Klassen unterteilt, die jeweils unterschiedliche Rollen im Kampf gegen das Untier wahrnehmen.

Monsterentwicklung ist ja nichts Neues für die Spielebranche. 1997 kam das legendäre „Dungeon Keeper“ auf den Markt, in dem man seine unterirdische Basis aufbauen, Monster anlocken und trainieren musste, um schlussendlich den Hauptgegner, die menschlichen Ritter, anzugreifen. Schon damals wurde der Hit mit „It's good to be bad!“ beworben. Dass aus dem Namen inzwischen ein katastrophales Handyspiel geworden ist, das mehr auf Umsatzgenerierung durch In-App-Purchases als Spielspaß ausgelegt ist, stimmt Fans des Originals umso betrüblicher.

Erste Eindrücke von Spielemagazinen wie Game Informer und US-Blog Kotaku zu „Evolve“ fallen überaus positiv aus. Die Autoren loben die Atmosphäre und die taktischen Möglichkeiten, sowohl für das Monster als auch für die Jäger. Hinzu kommt, dass der Titel angenehm aus der Masse der „Doom“-Klone herauszustechen scheint und nicht einfach nur die Formel “Schieße möglichst schnell möglichst viele Gegner über den Haufen“ befolgt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2014)

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