Russische Hacker haben Kaspersky-Virenscanner genutzt

MOSCOW RUSSIA 2 2017 The headquarters of the Russian cybersecurity company Kaspersky La
MOSCOW RUSSIA 2 2017 The headquarters of the Russian cybersecurity company Kaspersky Laimago/ITAR-TASS
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Wenn israelische Spione hinter russischen Spionen spionieren, um zu beweisen, dass amerikanische Spione ausspioniert wurden.

Russische Hacker haben Medienberichten zufolge Antivirus-Software von Kaspersky Lab genutzt, um US-Behörden auszuspähen. Ein Vorwurf der seit geraumer Zeit vom Federal Bureau of Investigation (FBI) gegen das russische Sicherheitsunternehmen erhoben wird, scheint jetzt bestätigt. Israelische Spione, die sich laut New York Times in die Kaspersky-Netzwerke eingeschleust hätten, haben das herausgefunden. Nach Informationen der "Washington Post" fanden die Spione Programme und Werkzeuge, die nur vom US-Nachrichtendienst NSA kommen konnten.

Die NSA habe bei Ermittlungen festgestellt, dass diese Werkzeuge inzwischen in Besitz der russischen Regierung seien. Die NSA, das US-Präsidialamt und die israelische Botschaft lehnten der "New York Times" gegenüber eine Stellungnahme ab, während die russische Botschaft nicht zu erreichen war. Seit Monaten versuchen die USA aus Angst vor Cyberangriffen durch Russland den Einsatz von Kaspersky-Software zu verbieten.

Die israelischen Spione hätten nach ihrer Entdeckung vor zwei Jahren die US-Behörden gewarnt, berichtete die "New York Times" am Dienstagabend weiter. Es ist bisher unklar, welche anderen Geheiminformationen die russischen Hacker durch den Einsatz von Kaspersky-Software erbeutet hätten. Das Unternehmen wies der Zeitung gegenüber jede Beteiligung an Hackerangriffen zurück. "Kaspersky Lab hat nie einer Regierung bei Cyberspionage geholfen und wird das nie tun", erklärte das Unternehmen.

Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt nicht vor der Nutzung von Programmen des Unternehmens. "Eine Warnung des BSI vor dem Einsatz von Kaspersky-Produkten ist derzeit nicht vorgesehen, da dem BSI keine Belege für ein Fehlverhalten des Unternehmens oder Schwachstellen in der Software vorliegen", teilte die deutsche Behörde am Mittwoch in Berlin mit.

Zum Hintergrund

2015 soll ein NSA-Dienstleister geheime Unterlagen mit Nachhause genommen haben und sie auf seinem privaten Rechner geöffnet haben. Er soll dabei nicht nur Dokumente geöffnet haben, sondern auch Hacking-Tools für die NSA weiterentwickelt haben. Dabei geriet er laut Medienberichten ins Visier der staatlichen russischen Hacker. Der Vorwurf der israelischen Hacker: Die auf dem Rechner installierte Kaspersky-Software identifizierte das Material und meldete es, woraufhin staatliche russische Hacker sich Zugriff darauf verschafft haben sollen.

Bei dem Material soll es sich um Anleitungen dazu gehandelt haben, wie sich die NSA Zugriff auf fremde Computersysteme verschafft.

>>> Washington Post

>>> New York Times

(Red./APA)

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