2,7 Millionen EU-Bürger von Facebook-Skandal betroffen

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Facebook hat bestätigt, dass die persönlichen Daten von bis zu 2,7 Millionen Einwohnern der EU möglicherweise "in unangemessener Weise" weitergegeben wurden

Der Facebook-Datenskandal um Cambridge Analytica zieht immer weitere Kreise: Die Daten von bis zu 87 Millionen Menschen könnten nach Angaben des Online-Netzwerks vom Mittwoch auf unrechtmäßige Weise an die Firma Cambridge Analytica gelangt sein. Die weitaus meisten der betroffenen Nutzer stammen demnach aus den USA. Facebook hat bestätigt, dass die persönlichen Daten von bis zu 2,7 Millionen Einwohnern der EU möglicherweise "in unangemessener Weise" an das Unternehmen Cambridge Analytica weitergeben worden seien, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Freitag. In Österreich sind möglicherweise bis zu 33.568 Anwender betroffen.

Facebook hatte einräumen müssen, dass Entwickler einer Umfrage-App ("thisisyourdigitallife") massenhaft Informationen von Nutzern an Cambridge Analytica weitergereicht, die unter anderem für das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump gearbeitet hatte. Dabei geht es nicht nur um die Daten der Umfrage-Teilnehmer selbst, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde. Das erklärt die hohe Zahl der betroffenen Nutzer.

In Österreich hätten 13 Personen diese Umfrage-App installiert, teilte ein Sprecher von Facebook auf APA-Anfrage am Donnerstag mit. Die Zahl der potenziell weiteren Betroffenen - "also Personen, deren Daten möglicherweise mit der App geteilt wurden, weil Freunde sie installiert hatten" - liegt demnach bei bis zu 33.555. Ausgangspunkte sind dabei aber nicht nur die wenigen österreichischen Teilnehmer der Umfrage, sondern auch Facebook-Freunde in den USA und anderen Ländern, die wiederum bei der Umfrage mitgemacht hatten. Insgesamt, rechnet der Sprecher vor, könnte es demnach in Österreich bis zu 33.568 Betroffene geben.

Vor allem US-Nutzer betroffen

Der Daten-Missbrauch soll den aktualisierten Angaben des Online-Netzwerkes zufolge aber vor allem Nutzer in den USA betreffen: Dort sieht Facebook potenziell 70,6 Millionen Betroffene. Auf Platz zwei folgen mit weitem Abstand die Philippinen mit nahezu 1,2 Millionen. In Großbritannien könnten es fast 1,1 Millionen Facebook-Mitglieder sein, in Deutschland und Australien rund 300.000.

Cambridge Analytica betonte, man habe die Facebook-Datensätze nicht im US-Wahlkampf eingesetzt. Die Firma half der Trump-Kampagne unter anderem, gezielt Werbung bei Facebook zu platzieren, die seine Anhänger mobilisieren und die Befürworter der Gegenkandidatin Hillary Clinton entmutigen sollte.

Facebook wusste seit 2015 von dem Datenmissbrauch, gab sich aber mit der Zusicherung der Firma zufrieden, dass die Daten gelöscht worden seien. Weitere rechtliche Schritte wurden nicht eingeleitet. Auch die Nutzer wurden damals nicht über den möglichen Datenmissbrauch informiert, was Facebook inzwischen als Fehler bezeichnet und nachholen will. Facebook-Gründer und -Chef Mark Zuckerberg betonte, dass die Software-Schnittstellen, die einer Umfrage-App einen so breiten Zugriff auf Nutzerdaten überhaupt möglich machten, bereits 2014 dichtgemacht worden seien.

Am Mittwoch schaffte Facebook auch die Möglichkeit ab, nach Nutzer-Profilen über Telefonnummer und E-Mail-Adresse zu suchen. Das Online-Netzwerk glaube, dass über diese Funktion öffentlich zugängliche Informationen der Mehrheit der Nutzer von außerhalb der Plattform abgesaugt worden seien. Das sind meist Basis-Informationen wie Profilfoto, Wohnort oder Arbeitgeber.

Zuckerberg: "Es war mein Fehler"

Zuckerberg zeigte sich in einer rund einstündigen Telefonkonferenz mit Journalisten erneut selbstkritisch. Facebook habe nicht genug unternommen, um seine Nutzer zu schützen, bekräftigte er. "Das war unser Fehler, das war mein Fehler." Zuvor hatte Facebook weitere Einschränkungen für den Zugang von App-Entwicklern zu Nutzerdaten angekündigt. Dazu gehören etwa der Zugang zu Terminen und Informationen über Anrufe auf Smartphones. Für die Mitglieder wird es zudem einfacher, Facebook-Apps zu entfernen.

Zuckerberg wird am 11. April zu dem Thema im US-Kongress aussagen. Er räumte am Mittwoch auch ein, es sei falsch gewesen, unmittelbar nach der US-Präsidentenwahl im November 2016 den möglichen Einfluss gefälschter Nachrichten bei Facebook auf den Wahlausgang herunterzuspielen. Er hatte damals erklärt, die Vorstellung sei "verrückt". Jetzt bezeichnete er seine damalige Äußerung als leichtfertig. Zuckerberg betonte zugleich, er glaube auch nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen und Monate, dass er die richtige Person für die Facebook-Spitze sei. Es gehe darum, aus den Fehlern zu lernen, die unweigerlich passierten.

Die Kritik im Datenskandal und die Aufrufe, Facebook nicht mehr zu nutzen, hätten die Nutzung des Online-Netzwerks kaum gebremst, sagte Zuckerberg. "Ich glaube nicht, dass es einen bedeutenden Effekt gab."

(APA/Reuters)

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