Wie Nerds das kollektive Wissen sichern

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– wer über die Wikipedia-Wahrheiten wacht.

Die Wikipedia ist bekanntermaßen ein offenes Lexikon, das prinzipiell von allen bearbeitet und erweitert werden kann und soll. Dennoch sind es »nur« drei Prozent der Weltbevölkerung, die sich an diesem Projekt beteiligen. Wie es bei basisdemokratischen Projekten oft der Fall ist, hat sich auch hier eine Kerngruppe herausgebildet, die die Seite regelmäßig mit Content versorgt, verwaltet und wartet.

Wenn man sich nun durch die Wikipedia klickt und die Kriterien, nach denen Artikel bewertet und geändert werden, durchsieht, bekommt man schnell das Gefühl, dass fast ausschließlich Nerds am Werk sind. Die Schwelle für »Newbies« ist hoch, denn sie haben es hier mit Menschen zu tun, die online sozialisiert wurden und eine eigene Sprache sprechen.

Diese Nerds überblicken in ständiger Kleinarbeit jeweils einen winzigen Bereich des Riesenprojekts. Sie sind es, die dafür sorgen, dass die Wikipedia nicht von »Sock Puppets« –  also falschen Accounts, die von Interessensgruppen und kommerziellen Lobbys kontrolliert werden –  überschwemmt wird. Ohne Einsatz der Nerds würde die Wissensansammlung rasch /ad absurdum/ geführt werden.

Wie die Wikipedia selbst schreibt, enthält sie also Formen des Anarchismus (uneingeschränkte Freiheit) ebenso wie Formen einer Technokratie (Kontrolle durch Experten).

Gerade in der deutschsprachigen Wikipedia sind die Qualitätsstandards besonders hoch. Die Community erlaubt keine Änderung ohne passenden Beleg, weshalb Möglichkeiten der Manipulation zwar immer noch nicht ausgeschlossen sind (das Fälschen von Belegen wäre denkbar) – sie sind jedoch nicht größer als anderswo. Es ist also ironischerweise ein Haufen technokratischer Nerds, der das größte basisdemokratische Projekt der Menschheitsgeschichte aufrecht erhält.


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