Was wurde aus ... dem Sexkoffer?

wurde Sexkoffer
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Er war der skandalträchtigste Unterrichtsbehelf, den es in Österreich je gab. Heute fordern Schülerorganisationen eine Neuauflage des Sexkoffers - unter dem Titel "Ficken!"

Er war der skandalträchtigste Unterrichtsbehelf, den es in Österreich je gab: der Sexkoffer. "Empörend oder schamlos?", fragte sich die Tiroler Tageszeitung im September 1988, als die Auseinandersetzung um eine zeitgemäße Sexualerziehung an Österreichs Schulen an ihrem Höhepunkt angelangt war. Das konservative Österreich echauffierte sich über das Material, dessen schulische Vermittlung sie gar als verfassungs- und teilweise sogar strafrechtswidrig anprangerten. Elternverbände wehrten sich mit Unterschriftenaktionen gegen die Verteilung des Sexkoffers an den Schulen. Er ließ sich nicht aufhalten: Im Jahr 1989, Jahre nachdem sie eigentlich konzipiert worden waren, wurden die "Materialien zur Sexualerziehung" schließlich an den Schulen verteilt.

Was bei weitem nicht hieß, dass sich die Aufregung ein für allemal gelegt hätte. Als das Sozialministerium im Jahr 2002 die Aufklärungsbroschüre "Love, Sex and so" veröffentlichte, meldete sich promt Erzbischof Kurt Krenn zu Wort. Eine "ganz böse, dumme Sache" sei die Broschüre. Allein war der Kirchenmann mit seiner Kritik auch 15 Jahre nach dem Sexkoffer nicht. Wieder waren auch die Eltern nicht begeistert: Das Skandalheft lade die Jugendlichen zu "zügellosem Sexualleben" ein, kritisierte etwa der Elternverband der höheren und mittleren Schulen.

Ein "unpeinlich verdaubarer" Animationsfilm ist der letzte Streich im Versuch um eine zeitgemäße Vermittlung von Sexualthemen. "Sex we can" heißt der Streifen, der als "Fake-Doku-Soap" konzipiert ist; Seher begleiten Burschen und Mädchen bei ihren ersten Liebes- und Sexualerfahrungen. Für die Schüler nicht genug. So forderten Sozialistische Jugend und die Aktion Kritischer Schülerinnen im Jahr 2009 ein Pflichtfach Sexualkunde (bis heute wird über Sexthemen meist in zwei Fächern gesprochen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Biologie und Religion). "Ficken! Für einen neuen Sexkoffer!", betitelten die Schüler die Aktion. Über 20 Jahre nach dem ersten Sexkoffer sei es Zeit für eine Neuauflage.

(beba)

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