Lösung bei Kollektivvertrag lässt AUA aufatmen

Die Neuauflage des Bord-KV bringt den rund 4000 Flugbegleitern und Piloten der Lufthansa-Tochter heuer ein Plus bei den Ist-Gehältern von 5,5 Prozent.
Die Neuauflage des Bord-KV bringt den rund 4000 Flugbegleitern und Piloten der Lufthansa-Tochter heuer ein Plus bei den Ist-Gehältern von 5,5 Prozent. (c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Nach Warnstreik, Flugausfällen und Marathonsitzung steht das Lohnplus für das AUA-Bordpersonal bis 2021. Flugbegleiter steigen mit deutlich mehr Gehalt ein. Ein Arbeitskampf ist für die Gewerkschaft „kein Thema mehr“.

Wien. Die Verhandler des umkämpften Kollektivvertrags für das AUA-Bordpersonal nützten den gestrigen Tag der Arbeit auf ihre Weise: Nach einer 24-Stunden-Marathonsitzung verkündeten sie den Durchbruch in den siebenmonatigen Verhandlungen.

Die Neuauflage des Bord-KV bringt den rund 4000 Flugbegleitern und Piloten der Lufthansa-Tochter heuer ein Plus bei den Ist-Gehältern von 5,5 Prozent. 2019 sollen sie um 2,5 Prozent weitersteigen, 2020 um 1,83 Prozent und 2021 um mindestens 1,4 Prozent.

Der Einigung – sie soll in den kommenden Wochen in Kollektivvertragsform gegossen werden – gingen emotional aufgeladene Wochen voraus. Nach mehreren Nulllohnrunden wollten die Mitarbeiter mehr Geld sehen. Ihr KV, der 2015 als Meilenstein bei der Sanierung der Airline gefeiert wurde, sei nicht mehr angemessen und gehöre ergänzt.

Die AUA, die ihr Betriebsergebnis 2017 nach vielen Verlustjahren erstmals auf mehr als 100 Mio. Euro steigern konnte, könne sich das leisten. Sie hinke bei der Bezahlung sogar Billigairlines wie Easyjet hinterher, hieß es von Arbeitnehmerseite. Auch im Vergleich mit anderen Lufthansa-Töchtern habe man sich lange genug mit dem deutlich niedrigsten KV begnügt. „Wir lassen uns das Lohnniveau nicht gefallen“, lautete im März die Kampfansage von AUA-Bordbetriebsratschef Rainer Stratberger. Da hatte man bereits seit Anfang Oktober ergebnislos verhandelt. Betriebsrat und Gewerkschaft unterstrichen ihre Botschaft daher mit Betriebsversammlungen und einem spontanen Warnstreik. 12.000 Passagiere waren von Flugausfällen betroffen. Für Gewerkschaftsvertreter Johannes Schwarcz ist der Arbeitskampf mit gestern „kein Thema mehr“. Nun habe man ein „erstes herzeigbares Ergebnis“.

Geld im Tausch für Flexibilität

Arbeitgeber wie Arbeitnehmer kamen einander am Ende entgegen: Die Gewerkschaft setzte ihre Forderung nach einem Einstiegsgehalt von 1700 Euro brutto für Flugbegleiter durch – es steigt damit um 10,7 Prozent von zuvor 1533 Euro. Im Gegenzug setzte die Airline-Führung die Vereinfachung der alten, starren Flugdienstregeln durch. Durch die Flexibilisierung will sie die hohen saisonalen Schwankungen im Flugbetrieb besser ausgleichen können. „Die Schwankung beträgt bei uns bis zu 40 Prozent, die Dienstpläne lassen nur sieben Prozent Ausgleich zu“, erklärte AUA-Sprecher Peter Thier das Problem vor einiger Zeit.

Nach der Einigung gaben sich beide Seiten optimistisch: „Dieser langfristige Abschluss wird sicher Ruhe ins Unternehmen bringen und Perspektiven für unsere Mitarbeiter eröffnen“, hieß es von der Fluglinie. Die Gewerkschaft ließ in ihrer Aussendung wissen, sie freue sich, dass „wir wie angepeilt, gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen, das 60-jährige Bestehen unserer AUA feiern können.“ Der langjährige Erfolg gehe auch auf das Konto des Personals. Das sei am Dienstag wertgeschätzt worden. (ag./loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2018)

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